'Junge Literatur in Europa' 12. internationale Autorentagung

'Junge Literatur in Europa' 12. internationale Autorentagung

Veranstalter
Hans-Werner-Richter-Stiftung
Veranstaltungsort
Internationales Begegnungszentrum der Universität, Bahnhofstr. 2/3, 17489 Greifswald
Ort
Greifswald
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.11.2011 - 05.11.2011
Von
Hans-Werner-Richter-Stiftung

Am 5. September 1947 kamen fünfzehn junge Männer und Frauen in einem Haus am allgäuer Bannwaldsee zusammen, um sich ihre Texte vorzulesen, um eine literarisch-politische Zeitschrift zu gründen (die dann prompt von der amerikanischen Militärregierung verboten wurde) und um über die Aufgaben von Wort und Schrift in Zeiten des Zusammenbruchs zu reden.

Hans Werner Richter, der Gründer und Mentor der damals entstandenen „Gruppe 47“ war überzeugt, daß nach den Jahren der Diktatur, des Krieges und des Zusammenbruchs kultureller Traditionen eine neue Literatur entstehen müsse, die in einer neuen, schnörkellosen Sprache die Themen und Erfahrun-gen der eigenen Generation zu gestalten hätte.

Aber nicht nur das. Literatur sollte sich als wirkende geistige Kraft am Entstehen einer neuen „res publica“, einer neuen Gesellschaft in einem neuen Staat beteiligen, das Gewissen der Menschen schärfen und die Stimme der Dichter und Schriftsteller im weitesten Sinne politisch zu Gehör bringen.

Literatur und Öffentlichkeit, diese beiden Wurzeln der „Gruppe 47“ haben sich drei Generationen über alle Unterschiede der Temperamente und Themen hinweg als produktiv und lebendig erwiesen, sie haben es dank Hans Werner Richters Gespür für Qualität und seiner weisen und toleranten Gesprächsfüh¬rung möglich gemacht, immer wieder junge Talente in eine Gruppe ohne Satzung und Mitgliederverzeichnis zu integrieren und sich bis zum Jahre 1990 vierunddreißigmal zu treffen. Namen wie Günter Grass, Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Walter Jens, Martin Walser, Walter Höllerer und viele andere stehen bis zum heutigen Tag für den literarischen und politischen Aufbruch jener Tage.

Vierundfünfzig Jahre später hat die von Hans Werner Richters Frau Toni (1918-2004) mit ihren privaten Ersparnissen errichtete Hans Werner Richter-Stiftung erneut begonnen, junge Autorinnen und Autoren zu Vorlesungen und Diskussionen, zum Gedankenaustausch und zum Nachdenken darüber einzuladen, welche Rolle Wort und Schrift im einundzwanzigsten Jahrhundert spielen sollten. Diesmal freilich kamen und kommen die Teilnehmer nicht allein aus Deutschland, sondern auch aus Estland, Finnland, Island, Griechenland, Kroatien, Litauen, Lettland, Norwegen, Polen, Schweden, Tschechien der Türkei und Ungarn. Es sind Autoren darunter, die in ihren Heimatländern selbst Diktatur, politische Unterdrückung und Verfolgung erlebt haben, die nach Deutschland ausgewandert sind, um in der Sprache der neuen Heimat zu schreiben, oder die sich gegen die ubiquitäre Diktatur des Fernsehens, des Internets und der Spaßgesellschaft zur Wehr setzen.

„Junge Literatur in Europa“ haben wir dieses Treffen genannt, obwohl die Stimmen unserer westlichen und südlichen Nachbarn darin noch nicht stark vertreten sind.

Aber die Aufgabe beginnt sichtbar zu werden: Europa muß zusammenwachsen, und das gelingt nicht, wenn außer Geld, Wirtschaftsfusionen, Administration und Parteipolitik kulturelle Themen ausgeklammert, oder in Museen abgedrängt bleiben. Die geschichtlich gewachsenen Identitäten der europäischen Länder haben ihren Niederschlag immer in ihren Literaturen gefunden. Wir müssen uns deshalb ganz offen die Frage stellen, ob der verdrossene Abschied so vieler junger Autoren von der „res publica“ und ihren drängenden Themen, - ob der Rückzug in den Kokon des Privaten und „Befindlichen“ ein Weg in die Zukunft ist. Im Band „Beste deutsche Erzähler 2003“ hat Hubert Winkels das Problem provokativ angesprochen: „Zunehmend egal, warum, weshalb, worüber. ... Aber was bleibt, wenn die ordnenden Maßstäbe, seien sie ästhetische, moralische oder gesellschaftlich-politische außer Kraft gesetzt oder nicht mehr kommunizierbar sind?“

Auf den internationalen Autorentagungen „Junge Literatur in Europa“ geht es um Texte. Aber es geht auch um das persönliche Gespräch zwischen Autoren und um die Frage, welchen Beitrag europäische Literaturen zur Gestaltung der Zukunft leisten können und wollen.

Programm

Donnerstag, 03. November 2011

15:00 Uhr Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden
der Hans Werner Richter - Stiftung,
Hans Dieter Zimmermann, Berlin

15:30 Uhr Elisabeth Rank, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hans-Gerd Koch

16:30 Uhr Svenja Leiber, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hartmut Rahn

17:30 Uhr Pause

18:00 Uhr Joel Haahtela, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Marko Pantermöller

19:00 Uhr Marc Schweska, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Petra Gropp

20:00 Uhr Empfang im Internationalen Begegnungszentrum

Freitag, 04. November 2011

9:30 Uhr Dorothee Elmiger, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hartmut Rahn

10:30 Uhr Patrick Findeis, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Petra Gropp

11:30 Uhr Pause

12:00 Uhr Daniela Dröscher, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hans-Dieter Zimmermann

13:00 Uhr Mittagspause

15:00 Uhr Pavel Brycz, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Alexander Wöll u. Raija Hauck

16:00 Uhr Gregor Sander, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Simone Schiedermair

17:00 Uhr Pause

17:30 Uhr Peeter Helme, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Irja Grönholm

18:30 Uhr Arno Camenisch, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hans-Gerd Koch

19:30 Uhr Gemeinsamer Abend im Braugasthaus „Zum Alten Fritz“,
Am Markt 13, Kontor

Sonnabend, 05. November 2011

9:30 Uhr Peggy Mädler, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Marko Pantermöller

10:30 Uhr Dmitri Dergatchev, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Hans-Gerd Koch

11:30 Uhr Pause

12:00 Uhr Judith Zander, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Simone Schiedermair

13:00 Uhr Tanja Dückers, Autorenlesung und Gespräch,
Moderation: Petra Gropp

14:00 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Marko Pantermöller

Lehrstuhl für Fennistik, Institut f. fremdsprachl. Philologien/Nordische Abteilung
Universität Greifswald, Falladastr. 20, 17489 Greifswald
03834/863611
03834/863606

panter@uni-greifswald.de

http://www.richter-stiftung.de/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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