African Animal Spaces. VAD 2012 Session

African Animal Spaces. VAD 2012 Session

Veranstalter
Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD); Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Kassel (Session)
Veranstaltungsort
Universität Köln
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.05.2012 - 02.06.2012
Deadline
30.11.2012
Website
Von
Stephanie Zehnle M.A.

Derzeit laufen die Planungen für den Bau eines Highways durch die Serengeti-Savanne auf Hochtouren. Tierschützer und Vertreter der Tourismusbranche liefen Sturm dagegen; das Thema wird in Debatten verhandelt, in denen mit Tierschutz, Tourismus, Wirtschaft und Politik argumentiert wird. Dementsprechend wird der Raum auf Karten und in Diskursen strukturiert: Wo genau befinden sich wann welche Tiere? Wie verhalten sie sich im Raum? Wie teilen Tiere den Raum ein? Wohin wollen sie und was stört sie in ihren Bewegungen? Warum müssen Menschen und LKWs diesen Raum durchqueren? In der afrikanischen Geschichte beeinflussten Tier und Mensch sich gegenseitig in ihrem Umgang mit dem Raum – und das nicht ohne Konflikte.

Tiergeschichte erlebt seit einigen Jahren durch neue kulturwissenschaftliche Methoden einen Aufschwung; manche sprechen gar von einem animal turn. In geschichtswissenschaftlicher Perspektive bedeutet dies, Tiere als Akteure in historischen Prozessen ernst zu nehmen. Im beantragten Tagungspanel soll es um Fragen zu Tieren als Faktoren in Aushandlungen von räumlichen Ordnungen gehen. Animal Spaces werden bestimmt und politisch, wirtschaftlich und kulturell in einen Wettbewerb zueinander gestellt (dazu Chris Philo, Animal spaces, beastly places. New geographies of human-animal relations, London 2000). Tiere tauchen historisch nicht nur einfach im Raum auf – sie bestimmen ihn im Sinne der menschlich-kulturellen Wahrnehmung auch: Ein Haustier trennt Haushalt vom Stall, das Zootier ist Schnittstelle von Konzepten über Wildnis und urbanen Räumen. Tiere, die vom Menschen als bedrohlich wahrgenommen werden und wurden, teilen den Raum in gefährlich und ungefährlich ein.

Daran anknüpfend sollen die Diskussionen im Panel um vier Aspekte gruppiert werden. Erstens geht es um die Einteilung vom Eigenen und Fremden durch Tiere in Räumen. Koloniale Karten, die geographische Räume auch durch den Aufenthalt und die Bewegung von Tieren einteilten, geben Aufschluss über europäische Konzepte von Afrika. Im 19. Jahrhundert frönten viel Afrikareisende bereits einer akribischen Sammelkultur: Tiere wurden tot oder lebend in Zoos und Museen Europas transportiert. Das Eigene, das Fremde und koloniale Räume wurden durch Rückgriff auf tierische Ressourcen erst geschaffen. Zweitens werden Tiere als Jagdbeute und Ressource, Nahrung und Handelsware mit sakraler und machtpolitischer Bedeutung begriffen (etwa Steinhart, Edward I., Black poa-chers, white hunters. A social history of hunting in colonial Kenya, London 2006). So war Elfenbein immer ein Symbol, das ökonomische und politische Macht repräsentierte. Diese Art von Tiermetaphorik griffen auch afrikanische Präsidenten immer wieder auf, indem sie sich etwa mit Leopardenfellen der Öffentlichkeit zeigten. Es wird außerdem zur Diskussion gestellt werden, wie durch Tiere als Totem symbolische und sakrale Topographien erstellt wurden. Drittens sollen Tiere in Afrika nicht nur als das Außergewöhnliche, sondern auch als das Alltägliche behandelt werden. Tierhaltung, Schlachtung und andere Formen des Zusammenlebens und -sterbens sollen daher diskutiert werden. Konflikte um die Aufteilung der Ressource „Land“ und „Raum“ traten oft dann auf, wenn sesshafte Bauern und mobile Viehzüchter die gleichen Bodenflächen für sich beanspruchten. Gerade durch die koloniale und postkoloniale Aushandlung nationalstaatlicher Grenzen wurde in Frage gestellt, wie mit mobilen Personen- und Tiergruppen umzugehen war; man errichtete Reservate für Mensch und Tier. Andere Tierarten wurden nicht nur einfach mittransportiert, sondern transportierten selbst Lasten oder Menschen an andere Plätze. Ihre Einführung in afrikanische Gesellschaften – etwa des Kamels oder des Pferdes – revolutionierte Handels- und Kommunikationsnetzwerke. Viertens wird das mediale und mentale mapping Afrikas durch Repräsentationen von Tieren diskutiert. Die breite außerafrikanische Öffentlichkeit (re)konstruierte Afrika kartographisch vor allem auf der Basis medialer Berichterstattung – etwa durch Tierdokumentationen oder auch Reiseprospekte.

Die Sektion „African Animal Spaces“ nimmt in den Blick, wie Tiere in Afrika menschliches Handeln und Denken über und im Raum beeinflussten und somit als Akteure in historischen Prozessen auftraten. Der zeitliche Schwerpunkt wird auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegen.

Bitte schicken Sie Ihren Abstract (max. 300 Wörter) an folgende Adresse: VAD‐2012@uni‐koeln.de
Information unter: http://www.vad-ev.de/2012/

Programm

Kontakt

Stephanie Zehnle

Neuere und Neueste Geschichte, Universität Kassel, Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel
0561 804 7538

zehnle@uni-kassel.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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