Legitimationsmechanismen des Biographischen: Kontexte – Akteure – Techniken – Grenzen

Legitimationsmechanismen des Biographischen: Kontexte – Akteure – Techniken – Grenzen

Veranstalter
Zentrum für Biographik, Zentrum für Erzählforschung, Wuppertal
Veranstaltungsort
Bergische Universität
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.09.2012 - 22.09.2012
Deadline
15.02.2012
Website
Von
Zentrum für Biographik (ZetBi)

Biographien bedürfen in besonderer Weise der Legitimation, damit sie als Erzählungen von Lebensgeschichten anerkannt werden und ihre Wirkungen entfalten können. In der Forschung ist diese grundlegende Bedingung biographischen Erzählens bislang kaum thematisiert worden. Das Zentrum für Biographik (ZetBi, http://www.zentrum-fuer-biographik.de/) veranstaltet daher in Kooperation mit dem Zentrum für Erzählforschung (ZEF, http://www.zef.uni-wuppertal.de/) vom 20. bis 22. September 2012 an der Bergischen Universität Wuppertal die internationale Konferenz „Legitimationsmechanismen des Biographischen: Kontexte – Akteure – Techniken – Grenzen“. Für die vier Sektionen werden Vortragsvorschläge aus allen relevanten Bereichen (u.a. Literatur-, Geschichts-, Kultur- und Filmwissenschaften, Gender Studies, Wissenschaftsgeschichte und Soziologie) erbeten, die sich in systematischer oder exemplarischer Perspektive des Tagungsthemas annehmen.

SEKTION 1: KONTEXTE - Legitimationsmechanismen und ihr Einsatz unterliegen historischen Wandlungen und kulturellen Einflüssen. Die Leitfragen der ersten Sektion lauten deshalb u.a.: Wie kontextabhängig ist biographische Legitimation? Lässt sich eine bestimmte Darstellungsform bestimmten Epochen zuordnen? Und wie verhält es sich mit unterschiedlichen kulturellen Einbettungen: Gibt es westliche und östliche Bio­gra­phie­tradi­tio­nen und welche transnationalen Verflechtungen existieren in globalen Perspektive? Das erste Panel (1.1 »Historische Kontexte«) wird hierbei in diachroner Perspektive Legitimationsmechanismen der Biographik in verschiedenen Epochen beleuchten, das zweite Panel (1.2 »Kulturelle Kontexte«) der Frage nach der Wirk­mächtig­keit kulturspezifischer Determinanten biographischer Beglaubigungen nachgehen.

SEKTION 2: AKTEURE - Die Legitimationsmechanismen biographischen Erzählens sind in hohem Maße von den beteiligten Personen – Produzenten und Rezipienten – abhängig. Das besondere Interesse der zweiten Sektion gilt dabei zum einen der Frage, in welchem Diskurs sich die Akteure bewegen, zum anderen der, vor welchem Hintergrund an vorgängigen biographischen Darstellungen agiert wird. Je nachdem, für welchen Diskurs geschrieben wird, kommen unterschiedliche Legitimationsmechanismen und damit anstehende Fragen nach Produktions- und Rezeptionsebene zum Tragen: Wer ›darf‹ über wen schreiben? Warum wird ein bestimmter Biograph als geeignet angesehen? Wird eine biographisch angelegte Dissertation anders legitimiert als das opus magnum am Ende einer Karriere? Welche Erwartungshaltungen spielen hierbei eine Rolle? Analytisch sollen diese miteinander eng verbundenen Phänomene in zwei Panels getrennt werden: 2.1 »Produktionsaspekte« und 2.2 »Rezeptionserwartungen«.

SEKTION 3: TECHNIKEN - Für die Legitimation von Biographien stehen diverse Techniken zur Verfügung: neben Quellenverweisen, Paratexten, Erzählstrategien, rhetorischen Stilmitteln auch gezielte Rechtfertigungen. Im Unterschied zur zweiten Sektion sollen in dieser Sektion nicht die Akteure, sondern die Konstruktionsbedingungen von konkreten Texten im Zentrum stehen. In der Analyse soll der Fokus zum einen auf den Erzählstrategien im Text liegen (3.1 »Erzählstrategien«): Wie beeinflussen die Erzählperspektive, der Erzählstil, die Wahl der Quellen oder auch die Positionierung der gewählten Person im Zeitgeschehen sowie die Abfolge von Erlebnissen und Ent­wick­lungen die Wahrnehmung einer Lebenserzählung? Zum anderen sollen nicht-textuelle, rahmende Techniken untersucht werden, die ein Biograph nutzen kann, um seine Geschichte als wahr zu deklarieren (3.2 »Para- und außertextuelle Techniken«): Auf welche Weise legitimieren Vorworte, Widmungen, Titel und Fußnoten, Fotos, flankierende Zeitungsartikel, Fernsehberichte oder Tonausschnitte die Wirkung einer biographischen Erzählung?

SEKTION 4: GRENZEN - Die historische Entwicklung des Genres Biographie wird in der Regel primär entlang eines ›Kanons‹ allgemein als zentral erachteter Werke geschrieben, während die Ränder legitimer lebensgeschichtlicher Darstellung, d.h. die mit diesem Kanon verbunden Ein- und Ausschlüsse, kaum Beachtung finden. Biographische Legitimationsbemühungen sind aber trotz ihrer vielfältigen Ausprägungen kultur- und zeitübergreifenden Grenzen unterworfen, etwa wenn bestimmte gesellschaftliche Gruppen nicht als Autor/innen oder Biographierte/r akzeptiert oder bestimmte Biographie­for­men zeitgenössisch als illegitim verworfen werden (4.1 »Ausschlüsse«). Das zweite Panel (4.2 »Erweiterungen«) richtet den Fokus auf Verschiebungen jener Ränder und fragt danach, wie sich eine sukzessive Weiterung der als gültig erachteten Lebensbeschreibungen und der beteiligten Akteure entwickeln konnte (sofern sie denn stattfand). Perspektivische Leitfragen dieser Sektion sind u.a.: Wo endet legitime Biographik, und wie werden von wem ihre Grenzen definiert? Wer befand sich warum zu welchem Zeitpunkt diesseits und jenseits der Grenzen des Legitimen? Welche Konsequenzen und Gegenstrategien bzw. waren damit verbunden?

Ihr Abstract für einen bis zu 30minütigen Vortrag (max. 1,5 Seiten inkl. Angaben zu Ihrer Person) senden Sie bitte bis zum 15.02.2012 an Christian Klein: biographie@uni-wuppertal.de. Vermerken Sie auf Ihrem Vorschlag unbedingt für welches der acht Panel Sie Ihren Beitrag vorsehen. Eine Rückmeldung erhalten Sie Anfang März. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für die Referent/innen werden selbstverständlich Reise- und Unterkunftskosten übernommen.

Programm

Kontakt

Christian Klein

Bergische Universiät Wuppertal

biographie@uni-wuppertal.de