Katrin Dönges M.A.
Buchvorstellung mit Günter Morsch und Bertrand Perz:
Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas
Historische Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung
Donnerstag, 23.2.2012
19 Uhr
LVR-Industriemuseum Oberhausen
Hansastraße
Von mindestens 5.3 Millionen europäischen Juden, die der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer fielen, wurde etwa die Hälfte durch Giftgas ermordet. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der ersten umfassenden Darstellung zum Thema „Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas“ wird in diesem Sammelband der neueste Forschungsstand vorgestellt. International ausgewiesene Wissenschaftler thematisieren die historischen Hintergründe wie auch die naturwissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen der Massentötungen durch Giftgas und ihre konkrete Durchführung im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten.
Die Herausgeber stellen das Buch hier erstmals in Nordrhein-Westfalen vor.
Günter Morsch, Prof. Dr. phil., Historiker, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen
Bertrand Perz, Univ-Doz., Dr. phil., Historiker, stellvertretender Vorsitzender des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien
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Vortrag von Ludger Heid:
Ostjuden: Bürger, Kleinbürger, Proletarier
Geschichte einer jüdischen Minderheit im Ruhrgebiet
Donnerstag, 22.3.2012
19 Uhr
VHS Oberhausen (Raum 330a)
Langemarkstraße 19-21, 46045 Oberhausen
Seit den 1880er Jahren kamen infolge russischer Pogrome Hunderttausende Juden nach Deutschland, vor allem in die Ballungsgebiete. Während des 1. Weltkrieges gelangten zigtausende Ostjuden als Rüstungsarbeiter ins rheinisch-westfälische Gebiet. Allein 4.000 arbeiteten als Kumpel unter Tage, wo sie sozusagen ihren „Schabbes“ feierten. In sozialer, politischer, kultureller und religiöser Hinsicht war das Verhältnis zwischen den sogenannten Ostjuden und deutscher Umgebungsgesellschaft schwierig, zum Teil vergiftet. Auch die deutsch-jüdischen Glaubensbrüder verhielten sich den ostjüdischen Zuwanderern gegenüber ablehnend. Im Oktober 1938 wurden Tausende Ostjuden in der ersten Massendeportation Nazi-Deutschlands des Landes verwiesen: Diese sogenannte „Polenaktion“ war zugleich die unmittelbare Vorgeschichte des Novemberpogroms, der unter dem Namen „Reichskristallnacht“ unrühmlich in die deutsche Geschichte eingegangen ist. Die Geschichte der Ostjuden in Deutschland im Allgemeinen und im regionalen Raum im Besonderen ist auch eine Leidensgeschichte, über die kein Gras wachsen, die keine historische „Patina“ ansetzen darf.
Seit Ende der 1980er Jahre ist durch die Zuwanderung aus der Sowjetunion in Deutschland ein neues Judentum entstanden: Die „neuen“ Ostjuden haben ein neues Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte aufgeschlagen.
Ludger J. Heid, Priv.-Doz. Dr., Historiker, Literaturwissenschaftler, Publizist. Zahlreiche Publikationen zur deutsch-jüdischen Beziehungs- u. Literaturgeschichte und zum Ostjudentum, freier Mitarbeiter u.a.: Süddeutsche Zeitung, DIE ZEIT, Jüdische Allgemeine, Mitherausgeber der Judacia-Reihe des Campus-Verlages Frankfurt.
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Vortrag von Johannes Bähr:
Die Gutehoffnungshütte im Dritten Reich
Donnerstag, 26.4.2012
19 Uhr
Katholisches Stadthaus (Saal)
Elsa-Brändström-Straße 11, 46045 Oberhausen
Neuere Forschungen ergeben erstmals ein umfassendes Bild von der Rolle des Gutehoffnungshütte- Konzerns in der NS-Zeit. Einige Ergebnisse werden in diesem Vortrag dargestellt, wobei neben der Gutehoffnungshütte Oberhausen AG, auch auf andere Konzerngesellschaften eingegangen wird. Paul Reusch, der von 1909 bis 1942 Vorstandsvorsitzender der Gutehoffnungshütte (GHH) war, hatte zunächst beträchtliche Sympathien für die Nationalsozialisten, ging im Dritten Reich jedoch zunehmend auf Distanz gegenüber dem Regime und wurde schließlich gezwungen, seine Ämter aufzugeben. Dem Vorstand der GHH gehörte bis in die Kriegszeit hinein kein aktiver Nationalsozialist an. Doch passte sich das Unternehmen den Erwartungen des Regimes an. Die GHH profitierte von der Rüstungskonjunktur und mehrere Gesellschaften des Konzerns, vor allem die MAN, waren für die Kriegsrüstung von großer Bedeutung. Während des Krieges übernahm die GHH Werke im besetzten Polen und in der Ukraine. Einen Schwerpunkt des Vortrags wird die Zwangsarbeit bei der GHH und anderen Unternehmen dieses Konzerns bilden. Allein bei der GHH Oberhausen AG waren über 11.000 Zwangsarbeiter eingesetzt, im GHH-Konzern insgesamt über 31.000. Die meisten von ihnen waren ausländische Zivilarbeiter, die völkerrechtswidrig nach Deutschland verschleppt worden waren. In mehreren Firmen des Konzerns waren auch KZ-Häftlinge eingesetzt.
Johannes Bähr, Priv.-Doz. Dr., Wirtschaftshistoriker, lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher zur Unternehmensgeschichte, u.a. „Die MAN. Eine deutsche Industriegeschichte“, München 2010 (als Mitautor); „Die Dresdener Bank in der Wirtschaft des Dritten Reiches“, München 2006; „Flick im Dritten Reich“, München 2008 (als Mitautor).
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Vortrag von Karola Fings:
Aufarbeitung und Geschichtspolitik – Die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma
Donnerstag, 24.5.2012
19 Uhr
Jugendclub Courage im Jugend- und Kulturzentrum Druckluft
Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen
Zählten „Zigeuner“ noch bis in die 1990er Jahre hinein zu den „vergessenen Verfolgten“, so haben sich Gedenkstätten, Geschichtsinitiativen und Wissenschaft dieses Themas inzwischen verstärkt angenommen – nicht zuletzt aufgrund der Anstöße durch Überlebende und die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma. Die Etappen der Verfolgung von der Ausgrenzung bis zur Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau sind inzwischen gut erforscht. Auch in Lokalstudien wurden viele Details und Biographien rekonstruiert. In ihrem Überblicksvortrag bilanziert Karola Fings den Kenntnisstand, weist aber auch auf die Lücken hin. Sie fragt außerdem nach den Gründen für das „Vergessen“ und die Schwierigkeiten eines angemessenen Gedenkens – ob in den Städten und Gemeinden im Rheinland und in Westfalen oder auch in Berlin, wo die Ausführung des vom Bundestag beschlossenen zentralen Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas seit Jahren stockt.
Karola Fings, Dr., Historikerin, stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Lehrbeauftragte an der Universität zu Köln, zahlreiche Publikationen zum Thema „NS-Zigeunerverfolgung“, u.a. „Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung“ (zusammen mit Ulrich F. Opfermann).