Das Leiden an der Kultur

Das Leiden an der Kultur

Veranstalter
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz
Veranstaltungsort
IFK Reichsratstraße 17, 1010 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
22.03.2012 - 23.03.2012
Von
Ingrid Söllner-Pötz

Die Kultur- und Literaturgeschichte des Abendlands ist geprägt von Versuchen, das Leiden des Einzelnen kulturell produktiv zu machen. Die Integration von Leiderfahrungen – körperlichen wie seelischen – in den Raum der Kultur gelingt durch ihre ethisch-religiöse Einbindung, ihre politisch-ideologische Funktionalisierung und vor allem durch ihre ästhetische Vermittlung. Eingeübte Opferrhetoriken stellen dabei wirkungsmächtige Semantiken zur Verfügung, damit Verzicht, Schmerz, Qual und Tod mit Sinn versehen werden können.

Die Gegenrechnung dieser meist moralischen Siege über das Leiden hat nicht erst das 20. Jahrhundert aufgemacht. Doch erst Freuds Überlegungen zum „Unbehagen in der Kultur“ treiben mit wechselseitigen Verweisen von sozialer Verträglichkeit und Glücksverzicht des Subjekts das grundlegende Problem der Kultur hervor. Die Sublimierung der Triebenergien und ihre anderweitige Verwendung für soziale, wissenschaftliche oder künstlerische Zwecke begründet das Unglück des Einzelnen und verantwortet sein Leiden an einer Kultur, ohne die er nicht sein kann: Das Leiden an der Kultur ist Conditio sine qua non von Kultur.

Auf welche Weise werden politisch installierte Opferlogiken problematisiert und hintertrieben? Wie drängen sich vermeintlich pathologische Fehlformen einer Lust am Leiden, des Masochismus und Sadismus, in den Vordergrund?

Konzeption:
Frauke Berndt (Deutsches Seminar, Universität Tübingen)
Cornelia Zumbusch (Fachbereich Literaturwissenschaft, Universität Konstanz)

Programm

Do., 22. März 2012
14.00
Begrüßung
Helmut Lethen

Einführung
Frauke Berndt und Cornelia Zumbusch
KULTURTHEORIE
Moderation: Frauke Berndt

14.30
Eva Geulen
„Gab mir ein Gott zu sagen wie ich leide …“

15.30
Kaffeepause

16.00
Eckart Goebel
„Wer sich auf das Gewissen beruft, der will etwas.“
Kosellecks Krise

17.00
Sylvia Sasse
Bachtin liest Simmel. Kulturtragödie und Kulturparodie

18.00
Ende

Fr., 23. März 2012
KULTURGESCHICHTE
Moderation: Annegret Pelz

09.30
Roland Borgards
Goethes Kunst des Leidens in einer kurzen Geschichte des Schmerzes

10.30
Andreas Kraß
„An deinem Herzen heiße Tränen weinen“.
Freundschaft als Passion in Schillers Don Karlos

11.30
Kaffeepause

12.00
Thomas Weitin
Fortschritt als Resignation. Goethes Faust und das Projekt einer normativen Moderne

13.00
Mittagspause
KUNST DES LEIDENS
Moderation: Cornelia Zumbusch

14.30
Cornelia Wild
„Ma douce mélancolie“. Selbstsorge und Melancholie

15.30
Kaffeepause

16.00
David Pister
Leid als Medium der Kommunikation: Die masochistischen Fallgeschichten

17.00
Claudia Liebrand
Die Geburt der Musik aus dem Schrei. Ken Russels Tschaikowsky-Biopic THE MUSIC LOVERS (1970)

18.00
Ende

Kontakt

Ingrid Söllner-Pötz

E-Mail: soellner-poetz@ifk.ac.at

http://www.ifk.ac.at
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung