Mobile Kriegergruppen in Europa und Afrika. Transkulturelle Perspektiven

Mobile Kriegergruppen in Europa und Afrika. Transkulturelle Perspektiven

Veranstalter
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wiemer / Dr. Guido M. Berndt, DFG-Projekt Gotische Kriegergruppen im spätrömischen Reich; FOR Gewaltgemeinschaften; FAU Erlangen-Nürnberg
Veranstaltungsort
FAU Erlangen-Nürnberg, Sitzungssaal der Alten UB; Universitätsstr. 4, 91054 Erlangen
Ort
Erlangen-Nürnberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.04.2012 - 14.04.2012
Von
Dr. Guido M. Berndt

Der Workshop bringt Phänomene zusammen, die sonst getrennt betrachtet werden: Kriegergruppen im spätantiken Mittelmeerraum auf der einen Seite, neuzeitliche Kriegsherren und ihre Gefolgschaften in Afrika auf der anderen. Trotz der zeitlichen und räumlichen Entfernung weisen diese Phänomene typologische Gemeinsamkeiten auf: Es handelt sich um eine besondere Form jener Personenverbände, die nach dem Konzept der Forschergruppe als „Gewaltgemeinschaften“ kategorisiert werden. Die für die Betrachtung ausgewählten Gruppen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Mobilität aus, der ihre Kampfesweise, aber auch ihre Sozialverfassung prägt. Plötzliches, unerwartetes Auftauchen und Zuschlagen – eher bei Nacht als am Tag – sichert ihren Erfolg. Diese Überraschungseffekte sind auf intime Ortskenntnisse zurückzuführen und gehen einher mit demonstrativer Gewaltanwendung. Die Zusammensetzungen der Gruppen sind hoher Fluktuation unterworfen, viele verschwinden ebenso rasch, wie sie aufgetaucht sind. Ihre Anführer, so genannte Warlords, sehen sich mit einem ständigen Konkurrenzkampf um die Loyalität ihrer Gefolgschaft konfrontiert sowie mit einem dauerhaften Bedarf an Versorgungs- und Prestigegütern, der nicht allein durch Produktion in der Gruppe selbst befriedigt werden kann. Unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die eine stetige Mobilität der Kriegergruppen zur Voraussetzung haben (Raub- und Beutezüge, Marodieren etc.), kommen zur Anwendung. Die Verbände operieren in der Regel in Grenzräumen, wo unterschiedliche Niveaus ökonomischer und kultureller Entwicklung aufeinanderstoßen. Aus der Sicht „staatlicher“ oder imperialer Mächte wandern sie zwischen „Zivilisation“ und „Wildnis“ (Barbaricum). Häufig entstehen sie am Rande von Räumen, in denen Herrschaft von einem politischen Zentrum ausgeübt wird (Grenzkriegertum). Typischerweise handelt es sich dabei um Räume, in denen das Gewaltmonopol nicht durchgesetzt werden kann.

Der Erlanger Workshop untersucht sowohl die Gemeinsamkeiten mobiler Kriegergruppen im Europa der Spätantike und im (vor-)modernen Afrika als auch phänomenologisch ähnliche Entwicklungen in unterschiedlichen Kulturräumen und zu verschiedenen Zeiten. Die sich aus dem komparativ angelegten Programm ergebenden transkulturellen Perspektiven sollen der Schärfung des methodischen Zugriffs in den beteiligten Disziplinen dienen. Hinter der Auswahl der Einzelthemen steht der Versuch, eine Zusammenstellung anschaulicher Beispiele für die Bedeutung von Mobilität für den Erfolg im fortwährenden Daseinskampf der Kriegergruppen zu geben.

Programm

Freitag, 13. April

16.00 Hans-Ulrich WIEMER (FAU Erlangen-Nürnberg): Einführung in den Workshop

Sektion I. Kriegergruppen der Spätantike und des Frühmittelalters I.

16.15 Stefanie DICK (Universität Kassel): Die Schlacht von Adrianopel – Mobilität, Militarisierung und Hierarchiebildung bei den Goten

17.00 Guido M. BERNDT (FAU Erlangen-Nürnberg): Aktionsradien gotischer Kriegergruppen

17.45 Timo STICKLER (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Das römische Reich als Gefahr für den Zusammenhalt der hunnischen Kriegerkoalition

Samstag, 14. April

Sektion II. Kriegergruppen der Spätantike und des Frühmittelalters II.

9.15 Florin CURTA (University of Florida): Avar Blitzkrieg, Slavic and Bulgar Raiders, and Roman Special Ops: Mobile Warriors in the sixth-century Balkans

10.00 David JÄGER (Eberhard Karls Universität Tübingen): Plündern in Gallien im 6. Jahrhundert. Mobilität als konstruktiver und destruktiver Aspekt der merowingischen „Herrschaft“

10.45 Kaffeepause

11.15 Philipp VON RUMMEL (Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Rom): Kriegergruppen im spätantiken Nordafrika

Sektion III. Afrikanische Kriegergruppen der Neuzeit

12.00 Stephanie ZEHNLE (Universität Kassel): Unter weißer Flagge. Mobilität und Dschihad in der Hausaregion (Westafrika), 1750-1850

13.00 Mittagessen

14.15 Christine HARDUNG & Trutz VON TROTHA (Universität Siegen): Formen vorkolonialer Kriegergruppen im südlichen Afrika: Krieg, Jagd oder Wie man von einander lernen kann

15.00 Georg KLUTE (Universität Bayreuth): Nomadische Kriegsführung und die „Kultur des Krieges“ bei den Tuareg

15.45 Brigitte REINWALD (Universität Hannover): Kommentar zu Sektion III.

16.00 Abschlussdiskussion & Fazit

Kontakt

Guido M. Berndt

FAU Erlangen-Nürnberg; Lehrstuhl für Alte Geschichte; Kochstr.4, Postfach 8; 91054 Erlangen
09131-8525982
09131-8525979

guido.berndt@gesch.phil.uni-erlangen.de

http://www.gotische-kriegergruppen.phil.fau.de/workshop-2012.shtml
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung