‚Verortungen‘ des Krankenhauses: Klinische Raumvorstellungen im Spannungsfeld von Rationalisierung und Subjektivierung

‚Verortungen‘ des Krankenhauses: Klinische Raumvorstellungen im Spannungsfeld von Rationalisierung und Subjektivierung

Veranstalter
Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin; Zentrum Medizin und Gesellschaft
Veranstaltungsort
Villa Eberhardt, Heidenheimerstr. 80, 89075 Ulm
Ort
Ulm
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.06.2012 - 02.06.2012
Deadline
31.05.2012
Website
Von
Arno Görgen

Mediziner, Historiker, Architekten, Sozial- und Kulturwissenschaftler werden am 01. und 02. Juni 2012 im Tagungshaus der Universität Ulm, Villa Eberhardt, über „Klinische Raumvorstellungen im Spannungsfeld von Rationalisierung und Subjektivierung“ diskutieren. Eingeladen hat das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und das Zentrum Medizin und Gesellschaft.

Die Vorstellung vom Krankenhaus als Ort der Heilung ist ein Konzept des 19. Jahrhunderts. Zuvor hatte die ‚Verwahrung‘ der Patienten im Mittelpunkt gestanden. Denn obwohl in einem starken Aufschwung begriffen, blieben die Möglichkeiten und das Wissen der Medizin bis ins 20. Jahrhundert hinein beschränkt. Erst nach 1945 verstärkten sich jene Tendenzen, die das Wechselverhältnis von Patienten, Krankenhaus, Apparatemedizin und Erwartungshaltung an die moderne Medizin bis heute prägen. Die medizinische Diagnostik machte den Patientenkörper immer transparenter, auch die Innere Medizin konnte immer mehr Therapieangebote entwickeln. Gleichzeitig wuchs auch die Erwartungshaltung der Patienten. Ethische und ökonomische Grenzen medizinischen Handelns wurden zum Gegenstand eines permanenten gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses. Das Krankenhaus ist somit ein Ort im Spannungsfeld von subjektiven und kollektiven Erwartungshaltungen und seiner strukturellen und funktionalen Ausgestaltung, was sich nicht nur in konkreten räumlichen Bedingungen des Krankenhauses, sondern auch in der (populär-)kulturellen Rezeption dieses Raumes in Form von Literatur, Filmen, etc. wiederspiegelt. In Erweiterung des sozialhistorischen Paradigmas in der Krankenhausforschung soll der kulturwissenschaftliche Ansatz des ‚Spatial Turn‘ zu einer neuen “Verortung“ des Krankenhaus in politischen und kulturellen Gesundheitsdiskursen genutzt werden.

Auf der von der Ulmer Universitätsgesellschaft unterstützen Tagung werden sich renommierte Fachvertreter gemeinsam mit Nachwuchswissenschaftlern diesem Thema sowohl in historischer als auch in aktueller Perspektive diesem Thema nähern. Zur Tagung sind Gäste herzlich willkommen. Anmeldung per E-Mail ist erwünscht.

Programm

Freitag, 01.06.2012

10:00 Begrüßung und Einführung (Heiner Fangerau, Ulm)

Sektion 1: Raumgestaltung (Gunnar Stollberg, Bielefeld/Berlin)

10:15 Funktionalität und Ästhetik – Gibt es eine eigenständige Krankenhausarchitektur?
Hans Nickl (Berlin/München)

10:45 Salutogenese auf der neonatologischen Intensivstation (NICU)
Andreas Artlich (Ravensburg), Manfred Ehrle, Hannes Trüjen (beide Stuttgart)

Sektion 2: Kulturelle Krankenhaustopographie (Thorsten Halling, Ulm)

11:45 Orte der Verwahrung – Metaphern und soziale Wirklichkeit
Christina Vanja (Kassel)

12:15 Aussetzen und Einsperren. Zur Integration und Desintegration von Leprosen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit
Fritz Dross (Erlangen)

14:30 Die stationäre karitative und medizinisch-klinische Versorgungslandschaft in Hessen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert – Vorstellung eines Forschungsvorhabens
Irmtraut Sahmland (Marburg)

15:00 Krankenhaus in der Kolonialstadt in China im frühen 20. Jahrhundert – am Beispiel Qindao (Tsingtau)
Hideharu Umehara (Düsseldorf)

Sektion 3: Sozialer Raum I (Arno Görgen, Ulm)

16:00 Psychiatrie (in) der Stadt
Volker Hess (Berlin)

16:30 Klinisch rein? Aushandlungsprozesse über Sauberkeit und Reinigungsarbeiten im sozialen Raum Krankenhaus
Käthe von Bose (Berlin)

Samstag, 02.06.2012

09:00 Führung durch die Neue Chirurgie Ulm
Andrea Erpenbeck (München)

Sektion 3: Sozialer Raum II (Arno Görgen, Ulm)

10:30 Der Alltag in einem Lazarett für Gesichtsverletzte. Die Funktion des Ortes für die Erzeugung sozialer Bedingungen während des Ersten Weltkrieges
Melanie Ruff (Wien)

11:00 Der "Urologische Op". Ein Arbeitsort im Spannungsfeld von Fachrepräsentanz und technischen Anforderungen
Friedrich Moll (Köln/Ulm)

Sektion 4: Repräsentationsräume (Heiner Fangerau, Ulm)

11:45 Virtuelle Patienten in unsichtbaren Räumen
Ulrich Mechler (Kiel)

12:15 Die Inszenierung des Raumes ‚Krankenhaus‘ in „Die Invasion der Barbaren“
Günther Wagner (Frankfurt)

13:15 Halb-reale Orte der Selbstverbesserung: Krankenhäuser in digitalen Spielen
Arno Görgen (Ulm)

13:45 Schlusskommentar (Gunnar Stollberg, Bielefeld/Berlin) und Diskussion

14:30 Ende des Workshops

Kontakt

Thorsten Halling

Frauensteige 6, 89075 Ulm
+49 731 500-39901
+49 731 500-39902

thorsten.halling@uni-ulm.de


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