Klage, Bitte, Lob. Formen religiöser Rede in der Gegenwartsliteratur

Klage, Bitte, Lob. Formen religiöser Rede in der Gegenwartsliteratur

Veranstalter
Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel / Institut für Systematische Theologie der Universität Wien
Veranstaltungsort
Landgut Castelen
Ort
Augst (bei Basel)
Land
Switzerland
Vom - Bis
18.06.2012 - 20.06.2012
Website
Von
Caspar Battegay

Klagen, Bitten und Loben sind Grundvollzüge religiöser Rede, spielen aber auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation eine wichtige Rolle. Sie zeigen an, dass der Mensch keine selbstgenügsame Monade ist, sondern auf vielfältige Weise auf andere (und ganz Anderes) verwiesen ist. Die Redeform der Bitte zeigt die Bedürftigkeit, ja Angewiesenheit einer Person an. Die Redeform der Klage bringt das Leiden an Unrechtssituationen, das Vermissen einer Sinnperspektive etc. zum Ausdruck. Die Redeform des Dankes oder Lobes bringt die Einsicht in die Nichtselbstverständlichkeit des Daseins, die Freude über das Gelingen etc. ins Wort.

In der Gegenwartsliteratur werden die genannten Redeformen auf unterschiedliche Weise durchgespielt. Sie bringen anthropologische Grundsituationen zum Ausdruck, sind Äußerung allgemein menschlicher, aber auch spezifischer, auf Schicksale von Gruppen oder Personen bezogener Emotionen. Das Symposium widmet sich exemplarischen Texten der Gegenwartsliteratur mit der Fragestellung, wie und in welcher narrativen, performativen oder expressiven Funktion die Redeformen der Bitte, der Klage und des Lobes hier vorkommen und eingesetzt werden.

Indem das Symposium gemeinsam von Vertretern der Fachbereiche Theologie und Jüdische Studien veranstaltet wird, kommt ein Anliegen zum Ausdruck, das damit zusätzlich verfolgt wird: Zu untersuchen, ob und allenfalls inwiefern Zugehörigkeit und Bekenntnis oder soziokulturelle Prägung von Autorinnen und Autoren oder von literarischen Figuren in Texten der neuesten Literatur ausschlaggebend sind für die literarische Formung von Klage, Bitte und Lob. Diese – durchaus offene – Frage bildet, literatur- und kulturwissenschaftlich ebenso wie theologisch betrachtet, nicht notwendigerweise die unmittelbare Stoßrichtung der einzelnen Beiträge, aber doch einen Hintergrund, vor dem das Gesamtbild der Beiträge zu diskutieren sein wird.

Programm

18. Juni 2012

16.00
Jan Heiner Tück (Wien) und Alfred Bodenheimer (Basel)
Begrüßung

16.15
Jan Heiner Tück (Wien)
Klagen, bitten, loben. Erste Zugänge zum Thema über die Aphoristik Elias Canettis

17.15
Gerhard Langer (Wien)
Klage, Bitte, Lob im Werk von Soma Morgenstern (1890-1976)

19.00 Abendessen

20.15
Abendvortrag von Sibylle Lewitscharoff (Berlin)
Über die Schwierigkeit, Gott im Roman zu loben

19. Juni 2012

09.00
Andreas Mauz (Zürich)
„Etwas ist nicht geheuer“. Klagen, bitten und loben im Kriminalroman

10.00
Nicole Sütterlin (Basel)
„That high magic to low puns“. Die Suche nach dem religiösen Wort in Thomas Pynchons postmodernem Amerika

11.00 Kaffeepause

11.15
Christoph Gellner (Luzern)
SAIDs Psalmen. Eine Fortschreibung von Bibelpoesie und moderner Psalmdichtung aus muslimischem Geist

12.15 Mittagessen

14.00
Eva Lezzi (Zürich)
„Niemand kann sich den G’tt wie ein Bonbonglas kaufen“. Geistige Lyrik der Gegenwart

15.00
Andreas Bieringer (Wien)
„Das Gebet in die Sprache nehmen“. Zum Einfluss der katholischen Liturgie auf die Literatursprache der Gegenwart

16.00 Kaffeepause

16.15
Erich Garhammer (Würzburg)
„Hypnose der Stille“. Die Gebetssprache im Werk von Hanns-Josef Ortheil

19.00 Abendessen

20. Juni 2012

09.00
Caspar Battegay (Basel)
Fluchen und Trinken. Formen irreligiöser Rede in der nordamerikanisch-jüdischen Gegenwartsliteratur

10.00
Mjria Kutzer (Köln)
„So hätte es doch sein können ...“. Totenklage in Anna Mitgutsch Wenn du wiederkommst

11.00 Kaffeepause

11.15
Alfred Bodenheimer (Basel)
„A Study of the Nostalgias?“ Leon Wieseltiers Selbsterfahrungsbuch Kaddish

12.30 Schluss der Tagung

Kontakt

Caspar Battegay

Zentrum für Jüdische Studie der Universität Basel, Leimenstrasse 48, CH-4051 Basel

caspar.battegay@unibas.ch


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Epoche(n)
Thema
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung