Die Kulturstiftung Schloss Agathenburg wird am 2./3. November 2012 eine internationale Fachtagung zu Maria Aurora Gräfin von Königsmarck (1662-1728) veranstalten. Anlass ist der 350. Geburtstag der nach Voltaire berühmtesten Frau zweier Jahrhunderte, die 1662 in Stade zur Welt kam und ihre Kindheit in Stade und Agathenburg verbrachte.
Schloss Agathenburg wurde von Auroras Großvater Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663), Gouverneur in den damals schwedischen Herzogtümern Bremen und Verden, im Jahr 1655 unweit der Provinzhauptstadt Stade errichtet und ist heute ein kultureller Veranstaltungsort im Besitz des Landkreises Stade. Die Unterhaltung des Gebäudes und die Gestaltung eines Kulturprogramms liegt seit 2004 in den Händen der Kulturstiftung Schloss Agathenburg. Seit dem vergangenen Jahr wird in einer Dauerausstellung die wechselvolle Geschichte des Schlosses und der schwedischen Grafenfamilie Königsmarck gezeigt. Einer Familie, die sehr vermögend und europaweit angesehen war und die wie kaum eine andere das adelige Leben in der Barockzeit widerspiegelt.
Aurora von Königsmarck ist eine bedeutende Protagonistin dieser schwedischen Grafenfamilie.
Ihr Leben war reich, aufregend und vielseitig. Sie war schön, gebildet, geistreich und künstlerisch tätig. Sie wurde umschwärmt und verehrt, sie war stets auf Reisen und an den europäischen Fürstenhöfen zuhause. Sie blieb unverheiratet. Binnen fünf Jahren wurde sie nacheinander die Mätresse des sächsischen Kurfürsten und späteren polnischen Königs August des Starken, die Mutter des späteren französischen Marschalls Moritz von Sachsen und die Pröpstin des weltlichen Damenstifts Quedlinburg, wo sie 1728 starb. Bis zu ihrem Lebensende war sie in europäische Netzwerke eingebunden.
Die wissenschaftliche Tagung mit dem Titel „Maria Aurora von Königsmarck – ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit“ soll das bedeutende Leben der schwedischen Gräfin beleuchten. Zu den beiden Schwerpunktthemen „Das Kunstschaffen adeliger Frauen“ und „Die höfische Gesellschaft“ sind jeweils Überblicksreferate vorgesehen, im Anschluss sollen spezielle, für Aurora von Königsmarck bedeutende Fragestellungen untersucht werden. Dabei geht es ebenso um die detaillierte Darstellung und wissenschaftliche Einordnung ihrer künstlerischen Tätigkeit wie um ihr Leben und Wirken an den Höfen in Stockholm, Dresden und Moritzburg, Braunschweig, Celle, Hannover und Wolfenbüttel. Spezielle Blicke werden auf die Mätressenrolle geworfen sowie auf die fast 30 Jahre umfassende Lebensphase Auroras als Pröpstin im Damenstift Quedlinburg.
Es konnten bereits renommierte deutsche und schwedische Wissenschaftler/innen gewonnen werden, die in den vergangenen Jahren in ihren jeweiligen Fachbereichen zu Aurora von Königsmarck geforscht haben, beziehungsweise die auf Grund ihrer ausgewiesenen grundsätzlichen Fachkenntnis gezielt für diese Tagung Aurora in den Blick nehmen und ganz neue Fragestellungen untersuchen werden. Daneben wird weiterer Raum geboten, um zusätzliche, aktuelle Forschungsergebnisse zu den genannten Tagungsschwerpunkten vorzustellen.
Ziel der Tagung ist es, frei von jeglicher, in über 300 Jahren entstandener Legendenbildung eine soweit wie möglich realistische und wissenschaftlich fundierte Annäherung an die Persönlichkeit der schwedischen Gräfin zu erreichen, stets mit dem Blick auf die Zeitumstände – denn ohne die Kenntnis der sie umgebenden, beeinflussenden und formenden gesellschaftlichen Verhältnisse und damit der adeligen Lebenswelten der Frühen Neuzeit wird eine adäquate Annäherung an Aurora von Königsmarck nicht gelingen können. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass die auf eine einzelne bedeutende Persönlichkeit fokussierte wissenschaftliche Betrachtung auch die allgemeine Forschung zum adeligen Frauenleben im Europa der Frühen Neuzeit voranbringen wird.
Erstmals wird es somit eine internationale Fachtagung zu Aurora von Königsmarck geben, erstmals werden die bislang vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den verschiedenen Lebensbereichen der schwedischen Gräfin gebündelt, beziehungsweise gänzlich unbekannte Thesen vorgetragen, diskutiert und bewertet. Mögliche Forschungsdesiderate können aufgezeigt und weitere Forschungen initiiert werden.
Wir laden junge Nachwuchswissenschaftler/innen aus verschiedenen Disziplinen ein, Ihre Forschungsergebnisse in einem Vortrag von max. 20 Minuten vorzustellen. Bitte schicken Sie Ihr Exposé (abstract von 1-2 Seiten, Kurz-CV und falls vorhanden eine Publikationsliste) in elektronischer Form bis zum 31. August mit dem Betreff „Aurora-Tagung Schloss Agathenburg 2012“ an info@schlossagathenburg.de. Für die ausgewählten Referenten ist eine Übernachtungs- und Reisekostenpauschale von 250 Euro vorgesehen.
Die Tagungssprache ist deutsch; die Referate können gerne in englischer Sprache verfasst und gehalten werden (Das gilt auch für den Tagungsband, dort mit einem abstract in der jeweils anderen Sprache). Interessierte Gäste sind nach Anmeldung herzlich eingeladen, Sie müssen Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung jedoch selbst übernehmen.
Für Rückfragen per Mail oder telefonisch steht die Kulturstiftung Schloss Agathenburg gerne zur Verfügung.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Beate-Christine Fiedler.