Neue soziale Bewegungen als Herausforderung sozialkirchlichen Handelns – zur Neuformatierung der Zivilgesellschaft seit dem Ende der 1960er Jahre

Neue soziale Bewegungen als Herausforderung sozialkirchlichen Handelns – zur Neuformatierung der Zivilgesellschaft seit dem Ende der 1960er Jahre

Veranstalter
DFG-Forschergruppe Transformation der Religion in der Moderne. Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert
Veranstaltungsort
Bochum, RUB – Internationales Begegnungszentrum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.09.2012 - 07.09.2012
Von
Katharina Kunter

Die 1960er Jahre brachten tiefgreifende Veränderungsprozesse in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch in den Kirchen. Für diese waren die Entwicklungen höchst ambivalent: Während sich die Amtskirche trotz aller Reformbemühungen (II. Vaticanum, Kirchentage u.a.) mit einem zunehmenden Mitglieder- und auch einem gesellschaftlichen Bedeutungsverlust konfrontiert sahen, konnten die beiden konfessionellen Wohlfahrtsverbände ihre seit dem BSHG von 1961 herausgehobene Stellung im Gefüge des Sozialstaates weiter ausbauen. Doch auch sie mussten auf neue Herausforderungen reagieren, speziell durch das Aufkommen neuer sozialer Bewegungen, die das konfessionelle Selbstverständnis sowie viele traditionelle Rollenzuschreibungen und Handlungsformen im Bereich des Sozialen grundlegend in Frage stellten.

Daneben etablierten sich im Umfeld der Kirchen und ihrer Sozialverbände Gruppen sozial engagierter Christinnen und Christen, die von den neuen sozialen Bewegungen stark geprägt waren. Ziel der Konferenz ist es, das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen etablierten und neuen Akteuren sozialer Verantwortung im Umfeld der Kirchen auszuloten und so Veränderungsprozesse der bundesrepublikanischen Zivilgesellschaft im westeuropäischen Kontext in den 1970er und 1980er Jahren zu ergründen.

Programm

Mittwoch, 5. September 2012

16.00 Uhr: Stehkaffee

16.30 – 19.45 Uhr : Eröffnungsvorträge
Prof. Dr. James Kennedy (Amsterdam): Staat, Zivilgesellschaft, Religion und Sozialsysteme in Europa nach 1945 (vorläufiger Titel)
Prof. Dr. Paul Nolte (Berlin): Vorreiter oder Verlierer? Die Kirchen in den Umbrüchen der westdeutschen Zivilgesellschaft seit den 1960er Jahren

20.00 Uhr: Abendessen im IBZ

Donnerstag, 6. September 2012

9.30 – 12.15 Uhr:
Panel 1: Die Neue Frauenbewegung als Herausforderung des Frauenbildes sozialkirchlicher Dienste
Dr. Julia Paulus (Münster): „Da muss man doch was machen!“ Bewegungs-Gründe von Frauenprotestformen in der Provinz (1970-1990)
Dr. Rosel Oehmen-Vieregge (Bochum): Frauen helfen Frauen – Das Frauenleitbild des Sozialdienstes katholischer Frauen in den 1960er und 1970er Jahren

11.00 Uhr: Kaffeepause
Prof. Ninna Edgardh (Uppsala): Welfare, religion and gender – Scandinavian experiences in a European perspective

12.30 – 14.00 Uhr: Mittagspause (Mensa)

14.00 – 16.00 Uhr:
Panel 2: Von der Betreuung zur Selbsthilfe: Umbrüche der (kirchlichen) Behindertenpolitik in Europa im Vergleich
Dr. Elsbeth Bösl (München): Transformationen und Konflikte in der politischen Behindertenpolitik der Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er Jahren, unter Berücksichtigung der Kirchen (Arbeitstitel)
Dr. Johan Smit (Utrecht): Herausforderung für Kirche und Theologie: Die Behindertenbewegung in den Niederlanden seit den 1960er Jahren
Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld): Aus „Kindern“ werden „Klienten“. Der veränderte Blick der Diakonie auf Menschen mit (geistiger) Behinderung seit den 1960er Jahren

16.00 Uhr: Kaffeepause

16.30 – 18.30 Uhr:
Panel 3: „Neue Konzepte, alte Akteure“? – Die konfessionellen Wohlfahrtsverbände und die Umbrüche der Heimerziehung
Prof. Dr. Dirk Schumann (Göttingen): Von der Strafe zur „Behandlung“ (und zurück?). Der Umgang mit delinquenten Jugendlichen in den USA von den 1960er bis zu den 1980er Jahren
Dr. Uwe Kaminsky (Bochum): Die Diakonie im Angesicht des „Paukenschlages“ – Reformüberlegungen zur Heimerziehung nach 1968
Dr. Andreas Henkelmann (Bochum), „Der Konflikt ist da!“ – Der caritative Katholizismus und die Deutschen Jugendhilfetage der 1970er Jahre

18.30 Uhr: Abendessen im IBZ

20.00 Uhr: Zeitzeugengespräch: Die Kirchen und die Aufbrüche der alten und neuen sozialen Bewegungen in den 1970er Jahren: Norbert Arntz, Prof. Dr. Günter Brakelmann, Ursula Trautwein, Stefan Vesper (angefragt), Bischöfin i.R. Barbara Wartenberg-Potter.

Freitag, 7. September 2012

9.15 – 11.15 Uhr:
Panel 4: Die christliche Ökumene und die Herausbildung einer weltweiten Zivilgesellschaft
PD Dr. Katharina Kunter (Bochum): Herausforderung UNO und globale humanitäre Hilfe: Die Gründung des Steering Committee for Humanitarian Response (SCHR) 1972 als Forum der internationalen Zivilgesellschaft
Sebastian Tripp (Bochum): Die globale Zivilgesellschaft in der Gemeinde: Christliche Anti-Apartheid Gruppen als gelebte Ökumene
Dr. Peter van Dam (Amsterdam): Handel im Tempel? Fair Trade in den Niederlanden seit 1945

11.15 Uhr: Kaffeepause

11.45 – 13.oo Uhr:
Prof. Dr. Wilhelm Damberg, Prof. Dr. Traugott Jähnichen: Thesen zur Neuformatierung des Religiösen während der „langen 1960er“ Jahre
Schlussdiskussion

12.30 Uhr: Mittagessen (Mensa)

Kontakt

Prof. Dr. Traugott Jähnichen
Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre
Evangelisch-Theologische Fakultät
44730 Bochum
0234-32-24805
ulrike.busse@rub.de

http://www.fg-religion.de/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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