Ludwig der Bayer (1314–1347): Reich und Herrschaft im Wandel

Ludwig der Bayer (1314–1347): Reich und Herrschaft im Wandel

Veranstalter
Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München; Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; Arbeitskreis Stadtgeschichte München; mit freundlicher Unterstützung des Hauses der Bayerischen Geschichte
Veranstaltungsort
Historisches Kolleg, Kaulbachstr. 15
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.10.2012 - 11.10.2012
Deadline
25.09.2012
Von
Dr. Hubertus Seibert

Ludwig der Bayer, der erste Wittelsbacher auf dem deutschen Königs- und römischen Kaiserthron, gehört zu den schillerndsten Figuren des späten Mittelalters. An seiner Person und Regierung schied und scheidet sich bis heute das Urteil der Zeitgenossen und der Nachwelt. Während ihn die einen als entschlossenen Wahrer der Reichsinteressen und unbeugsamen Kämpfer für sein Recht würdigten und als Staatsmann von europäischem Rang feierten, hoben andere auf sein politisches Scheitern und seine mäßige herrscherliche Begabung ab. Anstatt konsequent einen dauerhaften Ausgleich mit der Kurie, seinem Hauptgegner, anzustreben, habe Ludwigs ganz unstaatsmännisches Gebaren vielmehr das Reich in ein Krise gestürzt, aus der erst sein Nachfolger Karl IV. (1347–1378) den Weg gewiesen habe.

Die ältere Forschung hat Ludwigs Regierung, wie überhaupt die „vorkarolinische“ Zeit bis 1347/49, vorrangig als historisches Intermezzo zwischen der hochmittelalterlichen ‚Kaiserherrlichkeit’ der Staufer und dem Hausmachtkönigtum europäischen Zuschnitts Karls IV. gedeutet. In Anbetracht einer vermeintlich offenkundigen Stagnation in Politik und Reichsverfassung erkannte sie diesem Zeitabschnitt allenfalls den Status einer Übergangszeit ohne jedes eigenständige Profil zu.

Die in der jüngeren Forschung zu Recht geübte Kritik an diesem Konstrukt unterstreicht die Notwendigkeit einer neuerlichen Untersuchung und kritischen Würdigung der Regierungszeit Ludwigs des Bayern. Der Fokus der Tagung liegt auf den bislang kaum thematisierten tiefgreifenden Veränderungen in Reich, Verfassung und Herrschaftspraxis dieser Epoche. Sind sie Indizien für einen generellen, grundlegenden Wandel in zentralen Bereichen wie Herrschaft, Recht und Gesellschaft? Lässt sich die Herrschaft Ludwigs des Bayern nicht als „Sattelzeit“ im Sinne Reinhard Kosellecks verstehen, als Periode des Aufbruchs und Wandels, in der sich wirkmächtige Umbrüche vollzogen und weitreichende Neuansätze auf unterschiedlichen Ebenen herausbildeten? Und welche Prozesse, Faktoren, Vorstellungen, Ideen und Werte generierten den politisch-herrschaftlichen Wandel, prägten ihn und trieben ihn an?
Das historische Konzept „Wandel“ soll anhand dieser Leitfragen erstmals konsequent auf die Herrschaft Ludwigs des Bayern angewandt und in zentralen Bereichen wie Politik, Herrschaft und Verfassung erprobt und überprüft werden. Erklärtes Ziel ist es, das spezifische Profil seiner Regierungszeit mit Hilfe neuer methodischer Zugänge zu bestimmen und im Kontext der bayerischen, deutschen und europäischen Entwicklung des 14. Jahrhunderts zu verorten.

Aufgrund der begrenzten Anzahl von Plätzen ist eine vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich.

Die Tagung wird gefördert von S.K.H. Herzog Franz von Bayern, der Bayerischen Einigung e.V. und der Münchener Universitätsgesellschaft.

Programm

Dienstag, 09. Oktober 2012

13.00-13.30 Uhr Begrüßung und Einführung

Grußworte
Margit Ksoll-Marcon (Generaldirektion der Staatl. Archive Bayerns)
Richard Loibl (Haus der Bayerischen Geschichte)

Einführung in das Tagungsthema
Hubertus Seibert (München)

13.30-19.00 Uhr Sektion I: Kaisertum, Reich, Verfassung:
Vorstellungen – Konzepte – Normen

Moderation: Jörg Peltzer (Heidelberg)

Franz-Reiner Erkens (Passau): Herrscher und Reich nach herrschaftstheoretischen Äußerungen des 14. Jahrhunderts

Susanne Lepsius (München): Kaiser und König, Reich und Herrschaft bei Cynus von Pistoia (um 1270-1336)

Kaffeepause

Jean-Marie Moeglin (Paris): Der ideale Herrscher: Ludwigs Kaisertum im europäischen Vergleich (1320-1350)

Jörg Schwarz (München): Das Kaisertum Ludwigs des Bayern und der römische Adel

Gerald Schwedler (Zürich): Bayern und Österreich auf dem Thron vereint. Verfassungsinnovationen zwischen Aufbruch und Sachzwang am Beispiel des Doppelkönigtums von 1325

19.30-21.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag im Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Alfons-Goppel-Str. 11 (Residenz), in Kooperation mit dem Historischen Verein von Oberbayern

Michael Menzel (Berlin): Kaiser Ludwig - Europas bayerische Jahre

Mittwoch, 10. Oktober 2012

8.30-16.00 Uhr Sektion II: Herrschaftspraxis und Repräsentation:
Orte – Symbole – Instrumente

Moderation: Hans-Georg Hermann (München)

Claudia Garnier (Vechta): Inszenierte Politik. Die Bedeutung symbolischer Kommunikation während der Herrschaft Ludwigs des Bayern

Hans-Joachim Hecker (München): Privileg und Herrschaft bei Ludwig dem Bayern

Kaffeepause

Doris Bulach (Mainz/München): Organisieren von Herrschaft im späten Mittelalter: Ludwig der Bayer und der Nordosten des Reiches

Michael Stephan (München): Metropolis Bavariae? Die Bedeutung Münchens für Ludwig den Bayern

Mittagspause

Mirjam Eisenzimmer (Mainz/München): Der herrscherliche Hof als Kommunikations- und Nachrichtenzentrum

Matthias Weniger (München): Gezielte Normierung und Zeitstil. Die Thesen Robert Suckales zur Hofkunst Ludwigs des Bayern

Kaffeepause

16.30-19.30 Uhr Sektion III: Öffentlichkeit und Öffentliche Meinung: Publikum – Verfahren – Medien

Moderation: Dieter J. Weiß (München)

Eva Schlotheuber (Düsseldorf): Öffentliche Diskurse über Ludwig den Bayern

Georg Strack (München): Die Predigt – ein Medium öffentlicher Meinungsbildung im Konflikt Ludwigs des Bayern mit der Kurie?

Sigrid Oehler-Klein (Mainz/Würzburg): Gestaltung öffentlicher Räume und Ordnungen: Interaktionen zwischen den wetterauischen Städten und dem Reich

19.30-21.00 Uhr Kleiner Empfang im Gartensaal des Historischen Kollegs

Donnerstag, 11. Oktober 2012

9.00-13.00 Uhr Sektion IV: Erinnerung und Mythos:
Bilder – Formen – Träger

Moderation: Christine Reinle (Gießen)

Martin Kaufhold (Augsburg): Vergessen und Erinnern: Das Verhältnis der Kirche zum gebannten Kaiser im Wandel des Mittelalters

Karl B. Murr (Augsburg): Das Ringen um den mittelalterlichen Kaiser. Rezeptionen Ludwigs des Bayern in Deutschland in der Neuzeit

Markus Huber (Starnberg): Das Angedenken an Ludwig den Bayern in der Kunst

Schlussdiskussion mit
Hans-Georg Hermann (München)
Michael Menzel (Berlin)
Jörg Peltzer (Heidelberg)
Eva Schlotheuber (Düsseldorf)

Moderation: Dieter J. Weiß (München)

Kontakt

Dr. Hubertus Seibert,
Historisches Seminar der LMU München
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

http://www.geschichte.uni-muenchen.de/index.html
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung