Ordnung vor und nach dem Nationalstaat. Vorgeschichte, Durchsetzung und Folgen eines Paradigmas

Ordnung vor und nach dem Nationalstaat. Vorgeschichte, Durchsetzung und Folgen eines Paradigmas

Veranstalter
Forschungsgruppe "Ordnung", Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltungsort
Alte Universitätsbibliothek, Universitätsstraße 4
Ort
Erlangen
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2012 - 23.11.2012
Von
Kießling, Friedrich

Ausgangspunkt der interdisziplinären Veranstaltung ist ein Ordnungskonzept, das herrschende Ordnungen nicht als die eine Ordnung, sondern als ein interdependentes Ensemble von Ordnungen verschiedener Art begreift. Idealerweise bilden solche Ensembles in dem Sinne Systeme von Ordnungen, dass Veränderungen in einem Bereich intendierte oder auch nicht intendierte, aber durch das Ganze des Ordnungsensembles bedingte Veränderungen in anderen Bereichen nach sich ziehen. In Reinform wird eine solchermaßen geordnete Gesellschaft allerdings nur in Idealstaatskonzepten zu finden sein. In der historisch-politischen Realität sind dagegen immer „Störfaktoren“ verschiedener Art wirksam, was in Zeiten eines Umbruchs besonders sichtbar wird: Mit der Veränderung der sozialen Ordnung und ihrer normativen Basis verschiebt sich oft auch der Wahrnehmungsradius der Menschen, verändern sich Vorstellungen von Raum und Zeit und wandelt sich der Geltungsanspruch obrigkeitlicher Regelungen (etwa im Übergang vom lokalen Rahmen hin zu flächenhafter Territorialität). Zugleich treten Spannungen auf, horizontal etwa im Verhältnis von Zentrum und Peripherie und vertikal etwa im Verhältnis von mikropolitischen Interaktionen und übergreifend-abstraktem Staatshandeln.

Diese allgemeinen Aussagen gilt es zu konkretisieren und empirisch zu überprüfen. Dies soll im Rahmen des Workshops in Auseinandersetzung mit dem „Nationalstaat“ als einer zentralen Ordnungskonfiguration versucht werden, die den unterschiedlichen Beiträgen als heuristische Klammer dient.

Fragestellungen, denen sich die Referate widmen, sind zum Beispiel:

- Welche übergeordneten Ordnungskonzepte liegen in der Moderne bereit und wie lassen Sie sich beschreiben?

- Welche Ordnungsvorstellungen sind innerhalb des Konzepts „Nationalstaat“ zentral?

- Welche gesellschaftlichen Ordnungen sind durch die Ordnungskonfiguration „Nationalstaat“ mitbetroffen?

- Wie haben sich Nationalstaaten historisch-faktisch etabliert und durch welche Ordnungen stiftende, Ordnungen erhaltende und Ordnungen propagierende Mechanismen haben sie sich stabilisiert?

- „Vor dem Nationalstaat“: Welche charakteristischen Ordnungskonzepte und herrschenden Ordnungskonfigurationen bestimmen die frühe Neuzeit vor dem Nationalstaat?

- „Nach dem Nationalstaat“: Welche Rückwirkungen auf Konzept und Realität des Nationalstaats hat die Entstehung supranationaler Ordnungen und Institutionen?

Programm

22. November 2012

13:30 Begrüßung

I – Ordnungskonzepte

13:45 Uhr Frank Adloff (Erlangen): Ordnungskonzepte in der Soziologie

14:45 Thomas Etzemüller (Oldenburg): Ordnungsdenken in der europäischen Moderne: Das Beispiel Social Engineering

15:45 Pause

II – Die nationalstaatliche Ordnung

16:15 Ulrike von Hirschhausen (Rostock): Koinzidenz von Ordnungen? Empires und Nationalstaaten im 19. Jahrhundert

17:15 Jessica Gienow-Hecht (Köln): Nation Branding in der Moderne

III – Die „Ordnung nach der Ordnung“ (1. Teil)

18:30 Jochen von Bernstorff (Tübingen): Was kommt nach der hergebrachten (post 1945) Völkerrechtsordnung?

20:00 Gemeinsames Abendessen

23. November 2012

III – Die „Ordnung nach der Ordnung“ (2. Teil)

9:00 Tobias Chilla (Erlangen): Europäisierung als Deterritorialisierung und Reterritorialisierung

10:00 Pause

IV – Die „Ordnung vor der Ordnung“

10:30 Alexander Schmidt (Jena): Konfession und Amor patriae als komplementäre und konfligierende Ordnungsvorstellungen in deutschen Debatten der Frühen Neuzeit

11:30 Susanne Rau (Erfurt): Konfigurationen politischer Ordnung in der Frühen Neuzeit - oder: Wie hängen soziale, räumliche und zeitliche Ordnungen zusammen?

12:30 Pause und Imbiss

13:00 Schlussdiskussion

Kontakt

Friedrich Kießling
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department Geschichte
Lehrstuhl für Neuere Geschichte II
09131/8522355
friedrich.kiessling@gesch.phil.uni-erlangen.de

Birgit Emich
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department Geschichte
Lehrstuhl für Neuere Geschichte I
09131/8522357
birgit.emich@gesch.phil.uni-erlangen.de

http://www.neueregeschichte2.uni-erlangen.de http://www.ng1.geschichte.uni-erlangen.de