Im Mittelpunkt dieses 4. Workshops der Arbeitsgruppe Erfurter RaumZeit-Forschung stehen Überlegungen, inwieweit Verfahren und Handlungen als raumzeitliche Praktiken aufzufassen sind und gedeutet werden können. In den Disziplinen Religions-, Islam-, Geschichts-, Literatur- und Medien- und Kommunikationswissenschaft werden raumzeitliche Praktiken mit jeweils anderen inhaltlichen Schwerpunkten versehen. Das Forschungsatelier fragt erstens danach, inwieweit sich die raumzeitlichen Praktiken der Gegenwart von denen früherer Epochen unterscheiden und zweitens in welchen Konstellationen von Raum und Zeit soziale Interaktionen den Charakter von Ritualen annehmen.

Die ersten beiden Panels beschäftigen sich damit, wie imaginäre und umweltbezogene Kartierungen hergestellt und wie Zeitlichkeit und Endlichkeit erfasst werden. Das dritte Panel konzentriert sich auf Bewegungen und deren raumzeitliche Markierungen. Das abschließende Panel beschäftigt sich mit rhetorisch-materiellen sowie medial-technischen Praktiken, durch welche es möglich wird, Orte und Plätze im städtischen Raum zu gestalten und mit bestimmten Lesarten auszufüllen.

Der Begriff des „Chronotopos“ des Literaturwissenschaftlers Michail Bachtin erlaubt es, die Stränge des raumzeitlichen Erzählens nachzuzeichnen. Die Gründungsformel der Birmingham School of Cultural Studies (Stuart Hall/ Tony Jefferson) „Resistance through Rituals“ nimmt die Deutungskämpfe um soziale, kulturelle und räumliche Praktiken in den Blick. Die Texte von Bachtin und Hall/Jefferson betonen die jeweiligen Perspektiven und Zugangsweisen der einzelnen Fächer. Sie dienen als Ankerpunkte, um diese Praktiken an den konkreten Beispielen der Werkstattberichte in einem interdisziplinären Kontext zu diskutieren. Einleitend werden die beiden Grundlagentexte in kurzen Vorträgen vorgestellt.