Zur Rezeption eines erfolgreichen Textes. VII. Kolloquium der Übersetzungswissenschaften in Portugal
Zweihundert Jahre nach seiner berühmten Abhandlung in der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, inmitten der Napoleonischen Zeit, ist Friedrich Schleiermacher weltweit noch immer eine wichtige Referenz in den Bibliographien der Übersetzungswissenschaften. Seine Definition der zwei (und nur zwei) Methoden des Übersetzens wurde zum unerlässlichen Teil des Vokabulars von Übersetzern und Übersetzungswissenschaftlern. Dabei bezog er sich auf einen Gegensatz, den wir bis zum heiligen Hieronymus oder sogar bis Cicero (De Optimo Genere Oratorum) zurückverfolgen können und der bis heute unter Bezeichnungen wie Methoden, Strategien, Prozesse oder Normen der Übersetzung nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat. Die vielleicht bekanntesten zeitgenössischen Vertreter sind Toury (1995) und seine Initialnormen Akzeptabilität vs. Adäquatheit sowie Venuti (1995) mit seinen Übersetzungsstrategien domesticating vs. foreignising. In empirischen und postmodernen Untersuchungen strukturieren viele weitere Forscher ihre Ideen über das Übersetzen ausgehend von Dichotomien, die bei genauerer Untersuchung eine große Nähe zu den Gedanken Schleiermachers zeigen.
Dennoch sind diese Gedanken weit davon entfernt, sich auf die Definition der Übersetzungsmethoden zu beschränken, sie reichen von der grundlegenden Reflektion über die Beziehung zwischen Denken und Sprechen bis zur Figur des Übersetzers, von den Übersetzungstypologien bis zur Bewertung der Qualität von Übersetzungen, bis zum Leser / Adressaten oder auch zur Notwendigkeit einer Übersetzungspolitik, eingebettet in eine Sprachpolitik von offensichtlicher Bedeutung für die kulturelle Dynamik, die er für sein Land und seine Sprache in diesem historischen Moment anstrebte. Trotz heute kontroverser Aspekte wie der Idee, „Wie Einem Lande, so auch Einer Sprache oder der andern, muß der Mensch sich entschließen anzugehören, oder er schwebt haltungslos in unerfreulicher Mitte”, einer höchst problematischen Frage für die Verteidiger des Hybridismus und der “in-betweenness” des Übersetzers, inspiriert Schleiermacher weiterhin das zeitgenössische Nachdenken über Übersetzung, dem dieses internationale Kolloquium ein besonderes Forum bieten möchte.
Akzeptiert werden Vorträge zu folgenden Themen, wobei auch andere möglich sind:
- Über Aktualität und Historizität der Gedanken Schleiermachers
- Übersetzung und Sprache
- Zur Politik von Sprache und Übersetzung
- Methoden, Strategien, Techniken, Prozesse und Normen von Übersetzung
- Übersetzung und Ethnozentrismus
- Übersetzung und Nationalismus
- Übersetzung und Macht
- Schleiermachers Theorie als Grundlage historischer und soziologischer Ansätze in den Übersetzungswissenschaften
- Verfremdende Übersetzung und die Rolle des Übersetzers
Eingeladene Gastredner
Lawrence Venuti
José Justo
Kongresssprachen
Die Vorträge können auf Englisch, Deutsch und Portugiesisch gehalten werden.
Abstracts auf Englisch bitte an folgende Adresse schicken
schleiermacher.2013@gmail.com und sie müssen Folgendes enthalten:
Title of Paper
Name
Institutional Affiliation
Abstract (500 words in English)
Bio-Note (max. 100 words, mentioning main research interests, projects and selected publications)
Audiovisual Requirements
Language of Presentation
5 Keywords
Themenvorschläge: bis 28. Februar 2013
Mitteilung zur Annahme der Vorschläge: bis 15. April 2013
Email: schleiermacher.lisbon2013@gmail.com
Website: http://www.etc.ulices.org/Schleiermacher.2013/
Organisationskomitee
Alexandra Assis Rosa (Leitung)
Alexandra Lopes
Rita Bueno Maia
Maria Lin Moniz
Hanna Pieta
Wissenschaftliche Leitung
Teresa Seruya (Leitung)
Patricia Odber de Baubeta
João Ferreira Duarte
João Flor
Alexandra Lopes
Reine Meylaerts
John Milton
Anthony Pym
Alexandra Assis Rosa
Kate Sturge
Carol O’Sullivan
Michaela Wolf