Die Schauplätze der deutschen Kolonialerfahrungen: Austausch, Transfer, Übertragungen (1850-1950)

Die Schauplätze der deutschen Kolonialerfahrungen: Austausch, Transfer, Übertragungen (1850-1950)

Veranstalter
Isabell Scheele, Université de Provence / Universität Tübingen; Jawad Daheur, Universität Straßburg
Veranstaltungsort
Collège Doctoral Européen, 46 Boulevard de la Victoire, 67 000 Straßburg
Ort
Straßburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.06.2013 -
Deadline
25.03.2013
Website
Von
Isabell Scheele u. Jawad Daheur

Die Forschung über den deutschen Expansionsdrang hat sich Anfang der 2000er Jahre grundlegend erneuert, da sich nun erste Ansätze der globalen und transnationalen Geschichte eröffneten. Es sind Versuche, das komplexe Spiel der Beziehungen zwischen den verschiedenen Schauplätzen des deutschen Imperialismus darzustellen. Studien, die sich also nicht mehr nur auf ein geographisches Gebiet spezialisieren, sondern die Wechselwirkungen zwischen diesem und anderen mithilfe von komparativen Methoden, Transferstudien oder auch Theorien der postcolonial studies untersuchen. Vor zehn Jahren erschienen die ersten bahnbrechenden Studien, nun soll der angebotene Workshop Doktoranden, Post-Doktoranden und eventuell anderen jungen Forschern die Gelegenheit bieten, ihre eigenen Forschungsarbeiten zu diesem Themenbereich vorzustellen.

Bitte schicken Sie Ihren Vortragsvorschlag (Titel + Zusammenfassung, ca. 300 Wörter) bis zum 25.März 2013 an folgende Adressen : jdaheur@hotail.fr und isabell.scheele@gmail.com

Wir bitten außerdem um präzise Angaben zu Ihren Sprachkompetenzen (Welche Sprachen verstehen Sie und in welcher Sprache könnten Sie Ihren Vortrag halten).

INFORMATIONEN ZUR FINANZIELLEN UNTERSTÜTZUNG :
Folgende Kosten werden übernommen (Bitte nichts selber buchen):
- Eine Hotel-Übernachtung in Straßburg (Nacht vor der Tagung, vom 4. bis zum 5.Juni)
- Das Mittagessen am 5.Juni, während der Tagung
- Die Fahrtkosten bis zu 100 € pro Person

Programm

Im Mittelpunkt der Diskussionen sollen konkrete Beispiele stehen, die die gegenseitigen Einflüsse der „Kolonialerfahrungen“ in diesen verschiedenen räumlichen Kontexten illustrieren. Der Begriff der „Erfahrung“ ist hier in seinen verschiedenen Sinnmöglichkeiten zu verstehen: als persönliche Erfahrung einer Realität; als Aneignung von Wissen und Kompetenzen, oder, wenn man so will, als Herausbilden eines „Sachverstandes“; schließlich auch als Experimentieren mit neuen Ideen. Um diese Themen zu umreißen, sollen zwei Hauptansätze im Vordergrund stehen:

1. Die Frage nach den Akteuren, deren individuelle Lebensläufe und insbesondere professionelle Karrieren sich gleichzeitig oder sukzessive in verschiedenen dieser Räume abgespielt haben: so z.B. Abenteurer, Journalisten, Siedler, Soldaten, Beamte, verschiedene Experten (Wissenschaftler, Ärzte, Förster, Ingenieure, usw.) ;

2. Das Problem der kulturellen Formen, Wissensbereiche, Strategien der wirtschaftlichen Nutzbarmachung, Techniken der Völkerverwaltung bzw. –überwachung, sowie der rassischen Vorstellungen, der Erfahrungen mit Krieg, ja sogar mit Völkermord, usw.

Es sollen Wechselwirkungen zwischen mindestens zwei der folgenden Forschungsgebiete dargestellt werden:
- Die offiziellen deutschen Schutzgebiete außerhalb Europas (in Afrika, Asien und in der Südsee) ;
- Andere bedeutende Zielgebiete deutscher Migranten und Siedler (z.B. Mittel- und Osteuropa,Nord- und Lateinamerika) ;
- Regionen des deutschen Reiches, die einem Prozess der « inneren Kolonisierung » unterworfen waren (Posen/ Ostpreußen, Elsass-Lothringen, Schleswig-Holstein) ;
- Die europäischen Territorien, die Deutschland während der beiden Weltkriege besetzt hatte (Russland, Polen, Ukraine, Balkanstaaten, Staaten Osteuropas, usw.) ;
- Die anderen Kolonialreiche und imperialistischen Nationen, die einer informellen deutschen Präsenz auf ihren Territorien gegenüber standen oder selbst einen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Imperialismus ausübten (z.B. das britische oder ottomanische Reich, die USA, usw.) ;

Da diese Fragestellung viele, teilweise sehr verschiedene zeitliche und räumliche Kontexte miteinbeziehen kann, entstehen praktische und theoretische Probleme, mit denen wahrscheinlich viele Forscher schon zu kämpfen hatten. Die Tagung wird eine gute Gelegenheit sein, um derartige Probleme anzusprechen, insbesondere in Bezug auf folgende Fragen:
- Welche Argumente rechtfertigen es, zwei Gebiete in Bezug zu setzen, die weit voneinander entfernt sind, die anderen historischen Kontexten und geschichtswissenschaftlichen Schulen entsprechen?
- Wie erarbeitet man die Gegenüberstellung von Dokumentarquellen, die in verschiedenen Sprachen verfasst, qualitativ unterschiedlich und auf verschiedene Standorte verteilt sind?
- Welchen theoretischen Rahmen und welche heuristischen Mittel kann man hier anwenden? (Vergleich, Transfer, semantische Analyse, usw.)
- Wie kann man mit verschiedenen national gebundenen Traditionen der Geschichtswissenschaft umgehen, die unterschiedlich oder sogar widersprüchlich sind und nicht in ähnlicher Weise auf die großen Schulen der Forschung Bezug nehmen (siehe z.B. die vergleichsweise geringe Rezeption der postcolonial studies in Frankreich)?

Da diese Tagung sich um Fragestellungen der globalen und transnationalen Geschichte drehen wird, würde es uns sehr freuen, dass viele Teilnehmer verschiedener Herkunft vortragen, so dass möglichst weit gefächerte Gesichts- und Standpunkte zum Ausdruck kommen.

Kontakt

Isabell Scheele
isabell.scheele@gmail.com

Jawad Daheur
jdaheur@hotmail.fr


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung