Leben wir in einer ökologisch modernisierten Gesellschaft? Theorie und Praxis des Konzepts der „ökologischen Modernisierung“ in Geschichte und Gegenwart

Leben wir in einer ökologisch modernisierten Gesellschaft? Theorie und Praxis des Konzepts der „ökologischen Modernisierung“ in Geschichte und Gegenwart

Veranstalter
Franz-Josef Brüggemeier; Roderich v. Detten; Birgit Metzger; Martin Bemmann; Universität Freiburg, Lehrstuhl für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte; Professur für Forstökonomie und Forstplanung
Veranstaltungsort
Universität Freiburg, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Tennenbacher Straße 4, Herder-Bau, 1. OG, Raum 100
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.02.2013 - 01.03.2013
Deadline
26.02.2013
Von
Martin Bemmann

In den 1970er Jahren wurden ökologische wie ökonomische Problemlagen in den westlichen Industriestaaten zunehmend als krisenhaft und sich gegenseitig verstärkend angesehen. Der Schutz der Umwelt schien nur bei Verzicht auf ökonomisches Wachstum zu haben zu sein, während sich letzteres mittel- und langfristig offenbar nur auf Kosten der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen verwirklichen ließ. Im Rahmen der Diskussionen über mögliche Lösungsansätze begannen Politiker, Umweltschützer, Politologen und Soziologen in den späten 1970er Jahren auf nationaler wie internationaler Ebene verstärkt nach einem Kompromiss zu suchen. Aus ihren Überlegungen resultierte das Konzept der „ökologischen Modernisierung“, das um 1980 formuliert und in den darauf folgenden Jahren präzisiert wurde. Das von Politikern und Wissenschaftlern sowohl normativ als auch beschreibend verwendete Konzept betont die prinzipielle Möglichkeit bzw. sogar die Notwendigkeit, ökologische Ziele mit ökonomischem Wachstum zu vereinbaren. Eine Schlüsselrolle spielt dafür der technisch-wissenschaftliche Fortschritt, der als Garant dafür gilt, beide Ziele vereinbaren und so beide Krisen zur gleichen Zeit überwinden zu können.

Ziel unserer Tagung ist es, dieses Konzept der „ökologischen Modernisierung“ zu historisieren. Ursprünge, ideengeschichtliche Entwicklung, Protagonisten, praktische Umsetzung sowie Folgen der in diesem Sinne zu begreifenden Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte sollen dabei in den Blick genommen werden. Zudem soll das Konzept aber grundlegend auf den Prüfstand kommen: Was verbirgt sich hinter dem Diskurs der „ökologischen Modernisierung“? Welche inneren Widersprüche lassen sich erkennen? Welche Rolle spielt der Begriff der Ökologie in diesem Zusammenhang? Und welche Spannung besteht zwischen Ökologischer Modernisierung und Umweltbewegung?

Die Tagung strebt an, Podium für einen interdisziplinären Austausch zu sein und richtet sich an Historiker, Soziologen, Politologen sowie das interessierte Publikum anderer Fachrichtungen. Die vorherrschenden soziologischen und politologischen Arbeiten zum Thema sollen ebenso mit einer historischen Tiefenschärfe versehen werden, wie der (Umwelt-)Geschichts-wissenschaft die Möglichkeit gegeben werden soll, sich mit der aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskussion zum Thema auseinanderzusetzen.

Wir bitten alle Interessierte, sich bis zum 26.02.2013 unter oekomod@ife.uni-freiburg.de anzumelden.

Programm

28. Februar 2013

9.15 – 10.00
Birgit Metzger, Roderich v. Detten, Martin Bemmann
Begrüßung, Einführung in die Thematik und das Tagungskonzept

10.00 – 12.00 Sektion I
Theorie und Ideengeschichte der „ökologischen Modernisierung“

Arthur P.J. Mol (Wageningen University)
Ecological Modernization Theory. Where Do We Stand?

Karl-Werner Brand (TU München)
Ökologische Modernisierung – reflexive Modernisierung – nachhaltige Entwicklung. Identische, sich überlappende oder konkurrierende Konzepte der sozial-ökologischen Transformation moderner Gesellschaften?

Timmo Krüger (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig)
Die Strategien und Grenzen des Hegemonieprojektes der ökologischen Modernisierung

KOMMENTAR
Thomas Zeller (University of Maryland, College Park / Rachel Carson Center for Environment and Society, München)

12.00 – 14.00
Mittagspause

14.00 – 16.00 Sektion II
Praxis der „ökologischen Modernisierung“ I: Ökonomie, Ökologie und wissenschaftliche Expertise

Sabine Höhler (Royal Institute of Technology, Stockholm)
Natur als Dienstleisterin. Zur ökologischen Flexibilisierung um 1970

Silke Beck (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig)
Win-Win. Von der Bedrohung zur Chance – Zur Redefinition der Klimapolitik im Zeichen der ökologischen Modernisierung

Martin Bemmann (TU Dresden / Universität Freiburg)
„Ökologische Modernisierung“ vor 1980? Zum historiographischen Erklärungspotential eines sozialwissenschaftlichen Konzepts

KOMMENTAR
Rüdiger Graf (Universität Bochum)

16.00 – 16.30
Kaffeepause

16.30 – 18.30 Sektion III
Praxis der „ökologischen Modernisierung“ II: Internationale Perspektiven

Miranda Schreurs (Freie Universität Berlin)
„Ökologische Modernisierungsprozesse“ in Europa, Asien und den USA. Ein internationaler Vergleich

Birgit Metzger (Universitäten Saarbrücken/Freiburg) / Laurent Schmit (Luxemburg/Freiburg)
Ökologische Modernisierung gegen das Waldsterben. Ein deutsch-französischer Vergleich

Tobias Huff (Universitäten Mainz/Freiburg)
„Ökologische Modernisierung“ in der DDR und BRD. Parallelen in der Entwicklung damals und heute?

KOMMENTAR
Thomas Raithel (Institut für Zeitgeschichte, München)

20.00
Gemeinsames Abendessen

1. März 2013

9.00 – 11.00 Sektion IV
Kritik an sowie Alternativen zur „ökologischen Modernisierung“

Ulrich Brand (Universität Wien)
Nachhaltigkeit, Internationalismus und die Ökologiebewegung

Frank Adler (Chorin)
Öko-effiziente technologische Innovationen – der Ausweg aus der Öko-Krise?

KOMMENTAR
Jens Ivo Engels (TU Darmstadt)

11.00 – 11.30
Kaffeepause

11.30 – 13.00
Abschlussdiskussion mit Kommentar von Franz-Josef Brüggemeier (Universität Freiburg / Rachel Carson Center for Environment and Society, München)

Kontakt

Martin Bemmann

Universität Freiburg, Historisches Seminar / Professur für Forstökonomie und Forstplanung

0761/203-3685

oekomod@ife.uni-freiburg.de

http://www.ife.uni-freiburg.de
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