Résistance et opposition en RDA. Tentative de conquête de l'espace public (1949-1990)

Résistance et opposition en RDA. Tentative de conquête de l'espace public (1949-1990)

Veranstalter
Université de Bordeaux 3, Maison de sciences de l'homme d'Aquitaine; BStU (Bundesbeauftragter für die Unterlagen der ehemaligen DDR); Deutsches Historisches Institut Paris; in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bordeaux; und der Robert-Havemann-Gesellschaft
Veranstaltungsort
Ort
Bordeaux
Land
France
Vom - Bis
20.03.2012 - 22.03.2012
Website
Von
Wenkel, Christian

Der Zugang zur Öffentlichkeit ist in der Deutschen Demokratischen Republik immer ein zentrales Anliegen gewesen, sowohl für die Machthaber, die ihn zu kontrollieren und zu instrumentalisieren suchte, als auch für Oppositionelle, die mit unterschiedlichem Erfolg im Laufe der vierzig Jahren DDR-Geschichte immer wieder versuchten, ihn auf unterschiedlicher Weise zu erlangen oder sich zu erstreiten. Diese Tagung setzt sich zum Ziel, die Rolle der Öffentlichkeit für die DDR-Widerstandskämpfer und Oppositionellen zu erforschen, um dadurch ein besseres Bild von den Ideen, Werten, Forderungen, Überzeugungsstrategien und Aktionen der Menschen oder Gruppen zu bekommen, die versucht haben, die SED-Diktatur zu stürzen oder von innen zu demokratisieren.

In diesem Sinn können die Referenten, wenn sie es für relevant halten, den von Jürgen Habermas erarbeiteten Begriff der „Öffentlichkeit“ benutzen, und/oder den der „Gegenöffentlichkeit“ von Oskar Negt und Alexander Kluge. Habermas definiert eine liberale und pluralistische Öffentlichkeit, die sich seit der Aufklärung als Widerpart zur absolutistischen Macht herausbildete und die Französische Revolution ankündigte. Zwar suchte die SED in der DDR die Fundamente einer solchen liberalen und pluralistischen Kommunikation zu beseitigen – soweit sie sich nach dem Sturz der NS-Diktatur überhaupt schon wieder entfalten konnten – und macht somit die ungebrochene Anwendung des Habermasschen Idealtyps der Öffentlichkeit unmöglich, doch bleibt er insofern brauchbar, als er als normatives Maß und Deutungsmuster der politischen Ziele der oppositionellen Demokraten dienen kann. Negt und Kluge definieren die Gegenöffentlichkeit als Kommunikationsform utopischen Protestes, die eine Alternative zum herrschenden Kommunikationsform ankündigt. Der Begriff ist besonders relevant, um die Kommunikationsräume, Medien oder Nischen zu bestimmen, die die Oppositionellen geschaffen haben, um neben der offiziellen, staatlich kontrollierten Öffentlichkeit regimekritischen Stimmen Gehör zu verschaffen. Eine solche Gegenöffentlichkeit konnten zum Beispiel die von der Opposition benutzten Medien oder Kommunikationswege herstellen wie Flugblätter, der politische Samisdat, Unterschriftensammlungen, Protestbriefe, Graffitis, Losungen, Plakate, Transparente, etc. Sie kann auch die Art und Weise betreffen, in der Oppositionelle versucht haben, öffentliche Räume physisch zu besetzen, wie bei den Demonstrationen 1953, 1982, 1987 oder 1989. Gegenöffentlichkeit wurde auch hergestellt in den in den 1970er und 1980er Jahren gefundenen alternativen Ausdruckwegen: Menschenketten, Fastenaktionen, Schweigeminuten, Friedensgebete, Seminare und Aktionen für den Frieden, Wohnungs- oder Hausbesetzungen, Kinderläden, Fahrraddemonstrationen, Baumpflanzungen, Ökoseminare etc.

Die Tagung wird sich auch jenen nichtstaatlichen, eingeschränkten Kommunikationsräumen widmen, die mehr oder wenig von der SED geduldet wurden, oder sich deren totalen Kontrolle entziehen konnten, soweit sie auch Stimmen der politischen Opposition zugänglich und dienlich waren. Man wird sich beispielsweise für die Rolle interessieren, die in dieser Hinsicht Betriebe, Fabriken oder Kirchen gespielt haben, oder jene Gruppen aus den literarischen und künstlerischen (bildende Kunst, Musik, Film, Theater usw.) Subkulturen, die in einem sozialkulturellen Dissens zur Offizialkunst standen, oft um ihre Selbstbehauptung und Autonomie kämpfen mussten, auch wenn deren Vertreter sich nicht unmittelbar politisch artikulierten, bzw. artikulieren wollten.

Die Wirkung, die die Medien der Bundesrepublik als Ersatzöffentlichkeit auf die DDR ausgeübt haben, wird ebenfalls Gegenstand der Tagung sein. Sie bildet aufgrund der Sondersituation der geteilten Nation ein einmaliges Merkmal in der Geschichte des Ostblockes. Man denkt hier zuerst an die elektronischen Medien (Funk, Fernsehen), die legal in der DDR empfangen werden konnten, aber auch an die mehr oder minder illegal die Grenze passierenden anderen Träger öffentlicher Meinung des Westens (Zeitungen, Bücher, Flugblätter, Korrespondenzen), oder auch an die im Osten geschaffenen künstlerischen und politischen Äußerungen, Bücher oder Kulturprodukte (Musik, Fotos, etc.), die weil sie dort unterdrückt wurden, im Westen veröffentlicht und dann illegal in den Osten zurückgebracht wurden. Ein besonderes Kapitel stellen jene Versuche dar, bei denen DDR-Oppositionelle mit Hilfe westlicher Medien in die DDR zurückzuwirken versuchten, sei dies bewerkstelligt mit der Hilfe westdeutscher Sympathisanten oder durch DDR-Exilanten, die aus dem Westen für ihre DDR-Mitbürger Informationen unterschiedlichster Art und auf unterschiedlichen Wegen transportieren (z. B. Radio Glasnost, „Kontraste“-Sendungen, Tamisdat usw.).

Das Organisationsgremium möchte der in Frankreich aktuell herrschenden Fokalisierung auf die 1980er und 1990er Jahre entgehen, um im Laufe der Tagung Widerstand und Opposition auch in deren Entwicklungen zu erfassen. Gemeinsam wird versucht zu prüfen, ob die Herstellung von Gegenöffentlichkeiten den Weg zur Friedlichen Revolution 1989 mit gebahnt hat, und ob diese andrerseits zugleich als eine friedliche Eroberung der Ausdrucksfreiheit und des freien Zugangs zur Öffentlichkeit verstanden werden darf. Dieses Treffen wird auch der Gelegenheit bieten, Begriffe wie Widerstand, Opposition, Dissens oder Diktatur zu diskutieren.

Die interdisziplinäre und internationale Tagung will hauptsächlich deutsche und französische Forscher unterschiedlicher Disziplinen (Geschichte, Politik, französische Germanistik, usw.) zusammenbringen. Sie wird auch darüber hinaus ein Kulturprogramm anbieten (Gespräch mit Zeitzeugen, Ausstellung, usw.)

Programm

MERCREDI 20 MARS,
GOETHE-INSTITUT (35 COURS DE VERDUN, BORDEAUX)

14h
Accueil des participants

14h15
Ouverture du colloque par Michel Pernot, vice-président du conseil scientifique de Bordeaux 3, Gertrud de Blaye, Goethe-Institut Bordeaux, Nicole Pelletier, directrice de l’EA CLARE.

14H30 : TABLE RONDE D’OUVERTURE
RESISTANCES, OPPOSITIONS ET DISSIDENCES AU XXE SIECLE: CONCEPTS, METHODOLOGIES ET TRANSFERTS NOTIONNELS
Discutante : Hélène Camarade, Bordeaux 3

Olivier Wieviorka, Histoire, Paris Cachan,
Définir la résistance française: une mission impossible?

Gilbert Merlio, Études germaniques, Paris Sorbonne,
Résistance, opposition et « Resistenz » sous le Troisième Reich et en RDA. Réflexions sur les concepts dans une approche comparative

16h15: pause café

16h30 :Bernd Lindner, Histoire, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig/ Karlsruher Institut für Technologie
Une autre RDA ou pas de RDA du tout –
De la résistance camouflée à l’opposition ciblée envers le régime du SED, en passant par la critique réformiste. Un panorama chronologique

17h30
Pause

18h
Entretien croisé de Roland Jahn, Directeur des archives de la Stasi, Berlin
Avec Guillaume Le Blanc, professeur de philosophie (chargé de mission à la recherche, Université de Bordeaux 3), et Christian Wenkel, chargé de recherche à l’Institut historique allemand (Paris).
La RDA dans l’Allemagne aujourd’hui : quelle politique de la mémoire ?

Suivi de l’inauguration de l’exposition Jugendopposition par Frank Ebert (Robert-Havemann-Gesellschaft, Berlin), puis d’un vin d’honneur.

JEUDI 21 MARS,
UNIVERSITE DE BORDEAUX 3, PESSAC,
MAISON DES SCIENCES DE L’HOMME D’AQUITAINE, SALLE JEAN BORDE

9H30 : RESISTANCES ET/OU OPPOSITIONS DANS LES ANNEES 1940 ET 1950
Discutant : Chantal Metzger, Histoire, Université de Lorraine

9h30 : Mike Schmeitzner, Histoire, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung Dresden
Dans la ligne de mire de l’occupant soviétique : Premières formes d’opposition et de résistance en zone d’occupation et en RDA

10h15 : Michel Christian, Histoire, Genève
Les contestations internes à la base du SED pendant et après le 17 juin 1953

11h : pause-café

11h15 : Thomas Ammer, Euskirchen, entretien avec Hélène Camarade et Bernd Florath
Résistance et opposition du Cercle d’Eisenberg (1953-1958). Un témoignage

12h : repas sur le campus pour les intervenants

13H30 : Roland Jahn, entretien avec Sibylle Goepper
Itinéraire d’un transfuge de 1970 à 1990 : de l’action individuelle au discours médiatique pour le grand public. Un témoignage

14H30 : SOCIALISME REFORMISTE
Discutant : Jacques Poumet, Études germaniques, Lyon 2

14h30: Bernd Florath, Histoire, BStU, Berlin
Dépasser la critique interne au Parti.
Réflexions sur le cheminement de Robert Havemann et Wolf Biermann, porte-parole radicaux de la deuxième déstalinisation puis dissidents socialistes

15h15 : Anne-Marie Pailhès, Études germaniques, Paris Ouest Nanterre
Rudolf Bahro dans l’espace public allemand entre 1977 et 1980

16h : pause-café

16H15 : INTERFERENCES ENTRE LES SPHERES PUBLIQUES DE RFA ET DE RDA
Discutant : Jean Mondot, Études germaniques, Bordeaux 3

16h15 : Anne-Marie Corbin, Études germaniques, Rouen
Le Congrès pour la liberté de la culture (CCF) et son action vers la RDA

17h : Sibylle Goepper, Études germaniques, Lyon 3
Droit d’expression, droit d’information : les Dialog-Hefte (1985-1989) ou le détour par l’Ouest afin de réaffirmer quelques libertés fondamentales en RDA

17h45 : pause

18H : MISE EN PERSPECTIVE ET REFLEXION CONCEPTUELLE

Jacques Semelin, Science politique, Sciences Po Paris,
Résistance civile et espace public : une lecture des soulèvements est-européens de 1953 à 1989

VENDREDI 22 MARS,
GOETHE-INSTITUT (20 COURS DE VERDUN, BORDEAUX)

9H : ESPACES PUBLICS OPPOSITIONNELS CLANDESTINS OU SEMI-CLANDESTINS
Discutant : Florence Baillet

9h : Hélène Camarade, Études germaniques, Bordeaux 3
Le tract, instrument de conquête de l’espace public pour les opposants (1949-1990)

9h45 : Jacques Poumet, Études germaniques, Lyon 2
Résistance et création dans la subculture des années 1980: l'exemple de Leipzig

10h30 :
Frank Ebert et Peter Grimm
Entretien avec Sylvie Le Grand-Ticchi et Christan Wenkel
Écriture, impression et diffusion de samisdats politiques au sein des groupes d’opposants Umweltbibliothek et Initiative für Frieden und Menschenrechte dans les années 1980 à Berlin. Deux témoignages

11h15 : pause-café

11H30 : SUBCULTURES COMME ESPACES PUBLICS OPPOSITIONNELS OU DISSENSUELS ?
Discutant : Sibylle Goepper, Études germaniques, Lyon 3

11h30 : Sylvie Le Grand-Ticchi, Études germaniques, Paris Ouest Nanterre
Le patrimoine culturel chrétien en RDA : un potentiel critique ?

12h15 : Hélène Yèche, Études germaniques, Poitiers
„Öffentlich arbeiten“ (Christoph Hein, 1982): une tentative de normalisation de l’espace public est-allemand ?

13h : repas en ville pour les intervenants

14H30 : SUBCULTURES COMME ESPACES PUBLICS OPPOSITIONNELS OU DISSENSUELS ?
Discutant : Nicole Pelletier, Études germaniques, Bordeaux 3

14h30 : Florence Baillet, Études germaniques, Paris 3
Les interstices de la parole officielle dans la revue Theater der Zeit : quels espaces pour quelles voix dissensuelles ?

15h15 : Raphaële Bertho, Études photographiques, Bordeaux 3
La Hochschule für Grafik und Buchkunst de Leipzig: une conquête photographique de l’espace public

16h : Jean Mortier, Études germaniques, Paris 8
Formes artistiques autonomes en RDA de 1970 à la chute du mur

16h45: pause-café

17h : Elizabeth Guilhamon, Études germaniques, Bordeaux 3
Die Alleinseglerin, un film d’Herrmann Zschoche (1987), étude sociologique du temps qui passe

17h45 : Elisa Goudin-Steinmann, Études germaniques, Paris 3
Le positionnement des Kulturhäuser berlinois au sein de l’espace public en RDA dans les années 1980 : un militantisme d’opposition ?

18H30 : TABLE RONDE DE CLOTURE
Par les doctorants de l’atelier franco-allemand de jeunes chercheurs

Kontakt

Hélène Camarade

Université de Bordeaux 3

hcamarade@hotmail.com


Redaktion
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