Zirkulation meint stets eine doppelte Bewegung: Bezeichnet der Begriff zum einen das, was zirkuliert, so zirkuliert er zugleich selbst – ist doch in den letzten Jahrzehnten kaum eine andere heuristische Figur so sehr in Anspruch genommen worden und zum „nomadic concept“ avanciert wie der Zirkulationsbegriff.
Betrachtet man etwa im Umlauf befindliche Dinge oder zirkulierendes Wissen, so ist beides nicht zu trennen von den Techniken und Medien, die diesen Umlauf befördern. Zudem ist das, was zirkuliert zugleich an Diskurse gebunden, die die Figur der Zirkulation reflektieren und wiederum selbst von ihr geprägt werden.
Denn wenn es der Begriff erlaubt, medizinische (etwa die Geschichte des Blutkreislaufs), ökonomische (Geld- und Warenumlauf), soziale (Menschenströme) und epistemische Diskurse (Zirkulation von Fakten) miteinander zu verschränken, so zeugt die Möglichkeit dieser Verschränkung selbst von einer Dynamisierung, die Konzepte, Techniken und Praktiken in Umlauf setzt. Doch wie genau konstituieren sich Kreisläufe? Wie wirken sich die Zirkulation und ihre Medien auf die materiellen Anordnungen und die Verfertigung, Sicherung und Vermittlung von Wissen aus? Inwiefern bildet die Zirkulation von Dingen, Daten oder Menschen eigene ästhetische Formen aus und wie gelangen sie selbst zur Darstellung?
Der Workshop fokussiert insbesondere drei Aspekte:
Zum einen soll nach der Produktivität eines „Wissens im Umlauf“ gefragt werden, das sich nicht in eine einseitig lineare Fortschrittgeschichte um eine Produktion des immer Neuen einschreibt, sondern vielmehr Vorhandenes Wissen dynamisiert, neu verteilt und in Austausch bringt und damit auf neue Weise wirksam wird. Wie lassen sich in diesem Sinne die Zirkulationen des Wissens einerseits und des Wissens um Zirkulationen andererseits sowie ihre Ein- und Ausschlüsse beschreiben? Wie bildet sich ein Wissen nicht nur über das Zirkulierte, sondern um die Zirkulation selbst aus, wovon wird dieses Wissen abgegrenzt und was verdeckt oder unterminiert es mithin? Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf den „Medien der Zirkulation“: Auf welchen Kanälen zirkuliert das Wissen, welche Medien der Übertragung und Regulierung ermöglichen, beeinflussen und beobachten Zirkulationen? Auf welche Weise bedingen sie schließlich das Verhältnis von Dynamik und Stagnation und welchen Arten von Steuerung unterliegen sie? Drittens geht es um die „Metaphoriken und Poetologien der Zirkulation“: Welche ästhetischen Modelle ruft die Zirkulation auf und wie wäre sie innerhalb einer Poetologie des Wissens zu verorten? Wie wurde die Zirkulation zur Figur dynamischer Prozesse par excellence und welche Grenzen zwischen Bewegung und Stagnation spannen ihre Räume auf? Daran anschließend wäre zu fragen, inwiefern die Semantiken der Zirkulation selbst wiederum in unterschiedliche Wissensfelder und Diskurse wandern und historische Transformationen erleben.
Auf der Grundlage von präzirkulierten Beiträgen und einem Abendvortrag möchte der Workshop in gemeinsamen Diskussionen die medialen, epistemologischen und poetologischen Dimensionen von Zirkulationen ausloten.
Es wird um vorherige Anmeldung gebeten damit der Reader mit den Beitragstexten im Vorfeld an alle Interssierten versendet werden kann.
E-Mail: mareike.vennen@uni-weimar.de