Journalismus, Medien, Öffentlichkeit als Beruf. Entfesselung, Formierung, Professionalisierung des medialen Berufsfeldes

Journalismus, Medien, Öffentlichkeit als Beruf. Entfesselung, Formierung, Professionalisierung des medialen Berufsfeldes

Veranstalter
Erik Koenen M.A. (Univesität Bremen) Dr. Thomas Birkner (Universität Münster), Gastherausgeber für Medien & Zeit Themenheft
Veranstaltungsort
Ort
Bremen / Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.12.2013 -
Deadline
31.03.2014
Von
Thomas Birkner

Die Zeitschrift Medien & Zeit gibt ein Themenheft zu "Journalismus, Medien, Öffentlichkeit als Beruf: Entfesselung, Formierung, Professionalisierung des medialen Berufsfeldes" heraus. Die Gastherausgeber Erik Koenen (Bremen) und Thomas Birkner (Münster) freuen sich über Abstract-Einreichungen für Artikel bis zum 31. März 2014.

„Ein Literat ist nach der Bedeutung des Wortes“, definiert Theodor Curti (Direktor der Frankfurter Zeitung) 1911 in einem Vortrag über den Literatenstand und die Presse, „ein Wissenskundiger, ein Gelehrter oder Gebildeter; aber der Sprachgebrauch bezeichnet damit längst einen Mann, der die Abfassung von Schriften zu seinem Berufe macht, und in den meisten Fällen, wer von der Feder lebt. Wenn wir vom Literatenstande reden, denken wir hauptsächlich an diese berufsmäßige Erwerbstätigkeit. (...) Es sind diejenigen, welche die Berufsstatistik des Deutschen Reichs in einer Zählklasse nebeneinander nennt: Privatgelehrte, Schriftsteller und Journalisten, und nur die Reihenfolge will ich für den Zweck meiner Darstellung umkehren, da ich vom Literatenstand insbesondere in seiner Beziehung auf die Presse zu reden habe.“

Curtis Zitat weist schon für die Entstehungszeit eines modernen medialen Professionsfeldes um 1900 auf zwei, dessen Wahrnehmung durch die Kommunikationswissenschaft bis heute prägende Momente hin: einerseits die hohe Komplexität medialer Berufsarbeit und felder, andererseits die sofortige Fokussierung auf die vermeintlich Maßgebenden dieses Standes, die Presseleute, mit der die Komplexität und Vielfalt professioneller Medienproduzenten sogleich wieder aus dem Blick gerät. So gilt auch für die Kommunikations- und Mediengeschichte im Großen und Ganzen, was sich die kommunikationswissenschaftliche Kommunikator- und Medienberufsforschung vor gut einem Jahrzehnt eingestehen musste: „dass neu entstandene und entstehende Tätigkeitsfelder von ‚Berufskommunikatoren’ bisher lediglich als randständiges Phänomen, d.h. als an den Rändern ausfransender Journalismus begriffen werden.“

In der Kommunikations- und Mediengeschichtsschreibung geraten mit der Zentralperspektive auf den „Journalismus als Beruf“ die Geschichte der vielfältigen Hilfsgewerbe der Presse (Korrespondenzwesen, Fotografie) sowie die Ursprünge der Herausbildung einer uns heute selbstverständlichen Vielfalt moderner Medienberufe ins Hintertreffen. Aus kommunikator- und mediengeschichtlicher Sicht wissen wir noch immer zu wenig über die historische Formierung solcher medialer Berufsbilder wie Drehbuchautor, Filmkritiker, Fotograf, Korrespondent, Maternredakteur, Öffentlichkeitsarbeiter (privat oder staatlich), Pressereferent, Reporter, Rundfunkjournalist, Werbetexter oder Reklamespezialist – um nur einige Beispiele zu nennen. Fast scheint es, als nehme man die Entstehung des medialen Berufsfeldes und die Feingliederung der Medienprofession als selbsterklärendes wie selbstverständliches Nebenprodukt der Plurimedialisierung des Medienensembles, von medialen Innovationen sowie generellen sozialen Wandlungsprozessen, in denen Kommunikation, Medien und Öffentlichkeit zunehmend eine Schlüsselrolle spielen. Unterbelichtet bleiben hierbei jedoch die spezifischen Großtrends, dynamischen Prozesse, Rahmenbedingungen und Ursachen der Herausbildung des medialen Berufsfeldes, dessen Markt und soziale Struktur, die Institutionalisierung einzelner Branchen und Berufsbilder, entsprechender Karrierewege und spezifischer Rollensets, die Praktiken und Praxis der Medienberufe sowie schließlich die professionelle Selbstorganisation.

In den letzten Jahren ist die kommunikations- und mediengeschichtliche Forschung in diesem Themenbereich deutlich vorangekommen. Leider sind die dispersen Forschungsansätze und -leistungen breit verstreut und so will das geplante Themenheft der medien & zeit einerseits erstmals Beiträge zu dem spannenden Feld einer Geschichte der Medienberufe unter einem Dach versammeln, andererseits soll es damit zugleich diesem Forschungsfeld ein Gesicht und eine Richtung geben. Gegenstand des Themenheftes soll die Entfesselung, Formierung und Professionalisierung des medialen Berufsfeldes, wie es sich von der Mitte des 19. bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgeprägt hat, in seiner ganzen Bandbreite sein, wobei hier ebenso nationale als auch inter- bzw. transnationale Entwicklungen von Interesse sind. Gesucht werden Beiträge, die sich exemplarisch oder in übergreifender Hinsicht folgenden Perspektiven und Themenfeldern widmen, ohne weitere Themenvorschläge auszuschließen:

(1.) Einzelne Berufsfelder: Welche medialen Berufsbilder und felder haben sich wie ausdifferenziert?
(2.) Standespolitiken: Welche Selbstbilder entwickelten die medialen Teilprofessionen von sich und welche sozial inkludierenden bzw. exkludierenden Mechanismen und Strategien der Institutionalisierung und Professionalisierung lassen sich eruieren?
(3.) Übergreifende Entwicklungen: Welche langfristigen und globalen Trends lassen sich dabei identifizieren? Welche Impulse setzten soziale Metaprozesse wie Globalisierung, Industrialisierung, Kommerzialisierung, Medialisierung sowie die Herausbildung einer transnationalen modernen Konsum- und Medienwelt?
(4.) Methodisch, theoretisch-konzeptionell: Wie lassen sich solche Fragestellungen historisch-empirisch erforschen? Wie kann das Forschungsfeld einer Geschichte der Medienberufe insgesamt systematisiert werden? Welche Methoden bieten sich an und was für Quellen können herangezogen werden? Welche theoretischen Ansätze, Konzepte und Modelle stehen zur Verfügung?

Bis zum 31. März 2014 können Extended Abstracts (4.000 bis 6.000 Zeichen inklusive Leerzeichen) per Email bei Erik Koenen (ekoenen@uni-bremen.de) und Thomas Birkner (thomas.birkner@uni-muenster.de) eingereicht werden. Die Einreichung der vollständigen Beiträge erfolgt bis zum 30. September 2014. Das Themenheft wird Ende März 2015 erscheinen.

Die seit 1986 erscheinende kommunikationswissenschaftliche Fachzeitschrift medien & zeit – Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart wird seitens des in Wien ansässigen Vereins „Arbeitskreis für Historische Kommunikationsforschung (AHK)“ als Medieninhaber vierteljährlich verlegt und herausgegeben.
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