Der Brief in seinem Umfeld (Iberische Halbinsel und lateinischer Westen, 4.–11. Jahrhundert)

Der Brief in seinem Umfeld (Iberische Halbinsel und lateinischer Westen, 4.–11. Jahrhundert)

Veranstalter
DFG-ANR-Projekt EPISTOLA; Casa de Velázquez, Madrid; Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften, Erlangen
Veranstaltungsort
Casa de Velázquez
Ort
Madrid
Land
Spain
Vom - Bis
14.01.2015 - 17.01.2015
Deadline
30.04.2014
Von
Cornelia Scherer

Nachdem im Rahmen des DFG-ANR-Projektes EPISTOLA die Spannbreite des Genres Brief und seine stilistischen Besonderheiten („Der Brief als Genre: Definition und Gattungsgrenzen“; Poitiers, 5.–8. Juni 2013) sowie die Übermittlung und Überlieferung der Stücke („Von A nach B – von damals bis heute: Übermittlung und Überlieferung von Briefen“; Erlangen, 22.–24. Mai 2014) untersucht wurden, ist es Ziel der dritten internationalen Tagung sich mit Briefpraktiken in ihrem sozialen, politischen und religiösen Umfeld zu befassen, und das in vierfacher Perspektive: literarisch, anthropologisch, soziologisch und ikonographisch. Im lateinischen Westen, wo sich sehr bald eine wahrhafte Kunst des Verfassens von Briefen entwickelte, kam den Schreiben eine essentiell verbindende Funktion innerhalb der christlichen Gesellschaft zu. Sie können nicht (mehr) als reiner Notbehelf aufgrund der Abwesenheit des oft weit entfernten Kommunikationspartners gesehen werden: Briefe sind gleichzeitig eine Möglichkeit um in Kontakt zu treten, einen Eindruck von sich selbst zu vermitteln, zu informieren und zu überzeugen.

Die 'epistola' stand im Zentrum eines wirksamen Interaktionsprozesses mit der Umwelt, war es doch erforderlich, dass sie unmittelbar Wirkung erzeugte. Sie befand sich an der Schnittstelle verschiedener Persönlichkeiten – der des Autors, des Kopisten und des Empfängers –, manchmal unterschiedlicher Kulturen und sozialer Positionen, je nachdem, ob die Kommunikation horizontal (zwischen Gleichgestellten) oder vertikal (zwischen unterschiedlichen Hierarchieebenen) stattfand. Diese praktische Dimension beeinflusste die Abfassung der Schreiben ebenso fundamental wie die Wortwahl und die literarischen Verfahren. Der Brief wurde so ein Objekt auf halben Weg zwischen der ‚hohen Literatur‘ und rein pragmatischen Schriftstücken, das oft von den stilistischen Überlegungen seiner Verfasser Zeugnis ablegt. Und war der Brief nicht auch eine Form von Politik oder Religion zwischen dem Gesetz und der Gewohnheit, dem Recht und der Norm (hier anthropologisch verstanden), der Theorie und der Praxis, wenn er sich an Individuen und nicht an ein Kollektiv in seiner Gesamtheit richtete?

Einmal bei seinem Adressaten angekommen, hatte das Schreiben eine mehr oder weniger große Wirkung, die umso schwerer zu messen ist, weil nicht immer eine Antwort erhalten ist. Sofern vorhanden, erlaubt sie den Erhalt der Information, die Zustimmung, die Unterstützung oder einfach die Kenntnisnahme durch den Empfänger festzustellen. Allgemeiner gesprochen versuchte das Antwortschreiben einen Konsens, also eine soziale Verbindung, durch den Austausch von Briefen zu etablieren. Gleichzeitig konnte dieser dazu genutzt werden, Machtstrukturen zu stärken und ein institutionelles beziehungsweise informelles Netzwerk entstehen zu lassen. Auf der anderen Seite resultierte der Misserfolg eines Briefes nicht allein aus einem ungünstigen Kräfteverhältnis. Er konnte auch Zeichen für eine politische, religiöse, manchmal soziale und oft kulturelle Unmöglichkeit sein, eine Verbindung aufzubauen.

Die Konferenzsprachen sind französisch, deutsch, spanisch und englisch. Die Vorträge sollen 30 Minuten dauern. Vorschläge (Titel und Zusammenfassung von etwa einer halben Seite) sind bis 30. April 2014 an nathanael.nimeggers@casadevelazquez.org zu schicken. Bitte geben Sie dabei auch Ihren Vor- und Nachnamen, die Institution bei der Sie beschäftigt sind, Ihre Post- und Mailadresse sowie das voraussichtliche Verkehrsmittel an, mit dem Sie nach Madrid reisen werden.

Programm

Kontakt

Cornelia Scherer

Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte; Kochstr. 4/BK 9; 91054 Erlangen
09131/8525893

cornelia.scherer@fau.de

http://www.mittelalter.geschichte.uni-erlangen.de