Utopien in der deutsch-jüdischen Literatur: Möglichkeit, Ordnung, Disapora

Utopien in der deutsch-jüdischen Literatur: Möglichkeit, Ordnung, Disapora

Organizer
Zentrum für für Jüdische Studien der Universität Basel
Venue
Zentrum für Jüdische Studien der Uni Basel, Leimenstrasse 48, Basel
Location
Basel
Country
Switzerland
From - Until
09.06.2014 - 10.06.2014
Website
By
Caspar Battegay

Eine literarische Utopie ist die Schilderung einer fiktionalen Gesellschaft, die oft an einen weit entfernten Ort oder in die Zukunft projiziert wird. Im Allgemeinen jedoch stellen Utopien Ordnungen in Frage, indem sie Möglichkeiten plausibilisieren. Auch in der deutsch-jüdischen Moderne tauchen im frühen 20. Jahrhundert Utopien auf, die Teil einer generellen Strömung zur Aktualisierung des traditionsreichen Genres und einer florierenden utopische Belletristik in der deutschen Literatur sind, jedoch auch Teil verschiedener spezifisch jüdischer Diskurse. Wenn der utopische Diskurs im allgemeinen von der Spannung zwischen Geschichte/Politik und literarischer Imagination durchzogen ist, sind gerade die jüdischen Utopien des 20. Jahrhunderts im besonderen in dieser Spannung zu beschreiben: Texte, die von einer jegliche Ordnung aufhebenden Kontingenzerfahrung zeugen und von einer „Radikalisierung des Möglichen“ (Bernhard Waldenfels) berichten. Im Mann ohne Eigenschaften definiert Robert Musil den „Möglichkeitssinn“ als Eigenschaft „alles, was ebensogut sein könnte, zu denken, und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist“. Dies kann auch als eine treffende Beschreibung des Zustands der Diaspora gelesen werden. Eine Gemeinschaft in der Diaspora könnte sich überall befinden, sie nimmt potentiell jede Möglichkeit wahr und denkt somit „alles, was ebensogut sein könnte“. Das Symposium soll die kulturwissenschaftlichen Schlüsselbegriffe Utopie und Diaspora als eng verbundene im Kontext der deutsch-jüdischen Moderne diskutieren.

Programm

Montag, 9. Juni 2014

13.00 Begrüßung

Moderation: Alfred Bodenheimer (Basel)

13.15
Wilhelm Voßkamp (Köln)
Martin Buber und die Tradition der literarischen Utopie

14.00-14.15 kurze Pause

14.15
Clemens Peck (Salzburg)
Franz Kafka liest "Altneuland"

15.00
Robert Leucht (Zürich)
„Das Ideal: eine jüdische Ostrepublik“. Alfred Döblin und die Territorialismus-Debatten der Zwischenkriegszeit

15.45-16.15 Pause

Moderation: Hubert Thüring (Basel)

16.15
Doerte Bischoff (Hamburg)
Idee, Experiment, Aufgabe Brasilien: Stefan Zweigs Exilroman über „ein Land der Zukunft“

17.00
Benjamin Bühler (Berlin/Konstanz)
Prognostik in Zukunftsromanen der Moderne

17.45 kurze Pause

18.00
Amir Eshel (Stanford)
Zukünftigkeit ‚durch‘ und mit Hanna Arendt

19.30 Abendessen

Dienstag, 10. Juni

Moderation: Simon Aeberhardt (Basel)

9.00
Roland Innerhofer (Wien)
Unordnung am Unort. Utopie und Diaspora in Franz Werfels "Stern der Ungeborenen"

9.45
Caspar Battegay (Basel)
Planet der Termiten. Utopie und Prophetie bei Uriel Birnbaum

10.30-11.00 Pause

11.00
Stefanie Leuenberger (Zürich)
"Die Härte der Weltenliebe" – "Das Buch der Menschenliebe". Zur Liebesutopie bei Herwarth Walden

12.00 Mittagessen

Moderation: Sylvia Jaworski (Zürich)

13.30
Caitríona Ní Dhúill (Durham)
„Die konzentrischen Promiskuitäten der Utopie“ (Ernst Bloch)

14.15
Na’ama Rokem (Chicago)
The Utopia of Translation: Paul Celan and Yehuda Amichai

15.00-15.30 Pause

Moderation: Tamar Lewinsky (Basel)

15.30
Deborah Ferjencik (Basel)
"SecurityState Israel", "decronification" and "äppäräti": Utopia in Jewish American literature

16.15
Ranen Omer-Sherman (Miami)
The Imagined Kibbutz: Visions of Utopia and Dystopia in Literature

17.00 Schlussdiskussion

Contact (announcement)

Caspar Battegay

ZfJS, Leimenstrasse 48, CH-4051 Baael

caspar.battegay@unibas.ch


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