Europa 1914. Der Weg ins Unbekannte

Europa 1914. Der Weg ins Unbekannte

Veranstalter
Lehrstuhl für Neueste Geschichte (Zeitgeschichte Europas seit 1918), Goethe Universität Frankfurt/Main
Veranstaltungsort
Frankfurt am Main / Bad Homburg
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.05.2014 - 23.05.2014
Website
Von
Nils Löffelbein

Wie erlebten die Bevölkerungen im Sommer 1914 den Weg der europäischen Mächte in den Ersten Weltkrieg? Obwohl die politischen Krisen des Jahres 2014 in mancherlei Hinsicht an die weltpolitische Situation vor hundert Jahren erinnern, war vieles doch ganz anders! Die sozialen, kulturellen und politischen Stimmungslagen im Sommer 1914 beleuchtet eine Historiker-Konferenz der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Auf der Konferenz wird zum einen nach den politischen Entscheidungsprozessen und der Rolle der europäischen Mächte im Vorfeld der Kriegserklärung gefragt werden. Zum anderen wird ein besonderes Augenmerk auf die kulturellen und sozialen Konstellationen im Vorkriegseuropa gelegt. So werden die Friedensbemühungen und Kriegserwartungen genauso thematisiert, wie die Frage, ob Familien, Intellektuelle und Politiker in Europa den Krieg tatsächlich so begeistert begrüßten, wie lange Zeit angenommen wurde. So betont der Historiker Christoph Cornelißen in seinem Einführungsvortrag: „Die Historiker mussten ihre Vorstellungen vom Weg der europäischen Gesellschaften in den Ersten Weltkrieg schon mehrmals korrigieren. Anhand der Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg lassen sich die Konjunkturen sich wandelnder politischer Leitvorstellungen beschreiben. Die Thesen Christopher Clarks zur gemeinsamen Verantwortung der europäischen Mächte sind nicht zuletzt Zeichen einer veränderten Stellung Deutschlands in der internationalen Politik. Gleichzeitig sind sie Ausdruck veränderter Ansprüche der europäischen Öffentlichkeit.“

Wie der Erste Weltkrieg geplant und vorgestellt, wie er strategisch und gesellschaftlich vorbereitet wurde, wird in der ersten Sektion der Tagung thematisiert. So beschäftigen sich Arndt Weinrich und Wencke Meteling mit der Kulturgeschichte des Militärs und dessen Kriegsvorstellungen. Dagegen zeigt Anne Rasmussen die Kriegsvorbereitungen innerhalb der Medizin und der Mitorganisator Nils Löffelbein betont in seinem Vortrag, „dass es in den Vorkriegsgesellschaften bestenfalls vage Vorstellungen vom Verlauf und den Auswirkungen eines großen europäischen Krieges gab.“
In zweiten Teil der Tagung geht es um die durchaus einflussreichen und weitgespannten Friedenshoffnungen, die den Beginn des Ersten Weltkriegs in ganz Europa begleiteten. Joachim Schröder, Annika Wilmers und Wolfgang Kruse beschreiben sowohl den sozialistischen als auch den bürgerlichen Pazifismus in seiner gesamten Bandbreite.
Im letzten Teil der Tagung werden die verschiedenen Formen gesellschaftlicher Mobilisierungen beschrieben, die weit über die rein militärische Mobilmachung hinausgingen.

„Wir wollen zeigen, dass der Krieg nicht nur an der Front stattfand, sondern auch die Zivilbevölkerungen, vor allem die Familien in vielfältiger Weise betroffen waren, von den Eltern der Soldaten bis zum Kleinkind. Abschiede waren die gemeinsame Erfahrung vieler europäischer Familien und wurden doch ganz unterschiedlich erlebt, praktiziert und erzählt.“ berichtet die Historikerin Silke Fehlemann.

Zum Ausklang der Konferenz leiten die Vorträge von Dittmar Dahlmann, Holger Afflerbach und Till van Rahden auf die Frage nach dem politischen Weg in den Krieg. Mit diesem Themenschwerpunkt wird auf die nachfolgende Podiumsdiskussion zum Weg Europas in den Krieg übergeleitet, auf der der unter anderem der international bekannte Historiker Christopher Clark („Die Schlafwandler“) mit renommierten Weltkriegsexpertinnen und Experten debattieren wird. Auf dieser Diskussion soll aber weniger die Frage nach der Kriegsschuld der politischen Eliten als viel mehr die Stimmungslagen und Leitbilder in der Bevölkerung im Vordergund stehen. Das Gespräch Diese Diskussion wird am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg stattfinden und bietet einem größeren Publikum Zugang zu aktuellen historischen Forschungen.

Der Veranstaltungsort des ersten Konferenztages in den Räumen des Clusters Normative Ordnungen soll auch darauf verweisen, dass das Cluster mit dem Frankfurter Zeithistoriker Christoph Cornelißen (als was, in welcher Funktion?) seinen Untersuchungszeitraum auf einen Bereich erweitert, der in den letzten Jahren zu den dynamischsten Forschungsfeldern der Geschichtswissenschaften zählt. Cornelißen ist ein international ausgewiesener Historiker der westeuropäischen Zeitgeschichte und bereitet zurzeit eine Monographie zur Geschichte Europas im 20. Jahrhundert vor.

Für die Tagung und die Podiumsdiskussion ist jeweils eine Anmeldung erforderlich!!

Termin: 22. und 23. Mai 2014, internationale Tagung „Europa 1914: Der Weg ins Unbekannte“

Ort: 22. Mai 2014 13:00–18:00 Uhr: Goethe Universität Frankfurt/Main in den Räumen des Exzellenzclusters „Normative Orders“

23. Mai 9-18:00 Uhr: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Podiumsdiskussion ab 16:00 Uhr

Organisation: Prof. Dr. Christoph Cornelißen, Dr. Silke Fehlemann, Dr. Nils Löffelbein, Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Historisches Seminar der Goethe-Universität Frankfurt/Main

Anmeldung zur Podiumsdiskussion: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldung zur Tagung: m.konze@em.uni-frankfurt.de

Programm

P R O G R A M M

Donnerstag, 22. Mai : Frankfurt am Main
Freitag, 23. Mai : Bad Homburg

13.00 Uhr
Christoph Cornelißen, Frankfurt am Main Begrüßung der Tagungsteilnehmer/innen und Einführung

Pierre Monnet, Institut français d’histoire en Allemagne

Frank Bernstein, Dekan FB 08, Frankfurt am Main Grußwort

13.30 Uhr
Christoph Cornelißen, Frankfurt am Main: Der Weg ins Unbekannte. Historiker-Kontroversen 1914 – 2014

14.15 Uhr KRIEGSERWARTUNGEN

Wencke Meteling, Marburg: Das Erbe von 1870 / 71: Preußisch-deutsche Militärkultur und der Beginn des Ersten Weltkrieges

Anne Rasmussen, Strasbourg: Die Truppe in Schuss halten? Militärhygiene und Truppenbereitschaft zwischen Frieden und Krieg

15.10 Uhr Kaffeepause
15.50 Uhr

Dagmar Ellerbrock, Berlin: Kriegsausbruch und zivile deutsche Waffenkultur

Ulrike Lindner, Köln: Kriegserfahrungen im Empire:
Von den Kolonialkriegen zum Ersten Weltkrieg

Arndt Weinrich, Paris: Der Krieg der Zukunft – Militärische Erwartungen innerhalb der europäischen Offizierselite

Nils Löffelbein, Frankfurt am Main: Der sicherste Krieg aller Zeiten? –
Kriegsopfervorstellungen am Vorabend des Krieges

Ute Schneider, Essen: Moderation und Kommentar

Bad Homburg vor der Höhe: 23. Mai

9.00 Uhr FRIEDENSHOFFNUNGEN

Joachim Schröder, Düsseldorf: Die sozialistische Internationale und der Kriegsausbruch

Wolfgang Kruse, Hagen: Die europäischen Friedensbewegungen vor dem Ersten Weltkrieg

Annika Wilmers, Frankfurt am Main: Pazifismus in der internationalen Frauenbewegung (1914 – 1915)

Gerd Krumeich, Freiburg im Brsg.: Moderation und Kommentar

10.40 Uhr Kaffeepause

11.10 Uhr MOBILISIERUNGEN

Silke Fehlemann, Frankfurt am Main: Der Kriegsbeginn in europäischen Familien

Astrid Erll, Frankfurt am Main: Literarische Narrative des Kriegsbeginns
Steffen Bruendel, Frankfurt am Main: Zwischen Kriegsfurcht und Mobilisierungseuphorie. Die öffentliche Stimmung in Deutschland bei Ausbruch des Krieges

12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr

Dittmar Dahlmann, Bonn: Russland und Serbien am Beginn des Krieges

Till van Rahden, Montreal: Mehrheit und Minderheit. Die Geburt eines asymmetrischen Gegenbegriffs im Schatten des Krieges

Holger Afflerbach, Leeds: Der Topos des „unwahrscheinlichen“ Krieges am Vorabend des Ersten Weltkriegs

Torsten Riotte, Frankfurt am Main: Moderation und Kommentar

15.10 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Grußworte
Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann,
Direktor Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg
Ulrich Krebs, Landrat Hochtaunuskreis
Michael Korwisi, Oberbürgermeister Bad Homburg

ab 16.20 Uhr PODIUMSDISKUSSION
Moderation: Andreas Fahrmeir, Frankfurt am Main: Christopher Clark (Cambridge, UK), Gustavo Corni (Trient, Italy), Gerd Krumeich (Freiburg i. Brsg.), Annika Mombauer (Milton Keynes, UK),
Frédéric Rousseau (Montpellier, France)

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