Kooperation und Konkurrenz in Wissenschaft, Medizin und Technik (Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik)

Kooperation und Konkurrenz in Wissenschaft, Medizin und Technik (Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik)

Veranstalter
Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V.
Veranstaltungsort
München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.09.2014 - 14.09.2014
Von
Susan Splinter, Postfach 41 04 20 , Staatliche Museen Kassel

Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. lädt ein zu Vortrags- und Sektionsanmeldungen für die Jahrestagung an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Forschungsabteilung des Deutschen Museums München (12.-14. September 2014) mit dem Rahmenthema "Kooperation und Konkurrenz in Wissenschaft, Medizin und Technik".

Wissenschaft wird zunehmend als Handlungsfeld beschrieben (und empfunden), das von Wettbewerb und Konkurrenz dominiert ist. Dabei dreht sich der aktuelle Wettbewerb in erster Linie um Geld. Dies steht in offensichtlicher Spannung zu einem zentralen epistemischen Erfordernis in Wissenschaft, Medizin und Technik: nämlich der Pflege kooperativer Strukturen. Der Themenvorschlag für die Jahresversammlung nimmt diese Situation zum Anlass, über die Geschichte dieser Interaktionsformen in Wissenschaft, Medizin und Technik nachzudenken. Besonders interessant ist dabei die enge Verflechtung der beiden Handlungsmodi, und die Frage, unter welchen Umständen der eine in den anderen Modus umschlägt – oder auch in offenen Konflikt. Mögliche Ansatzpunkte bieten beispielsweise folgende Fragen:
- Konkurrenz kann so beschrieben werden, dass verschiedene Parteien dieselbe “Prämie” anstreben. Wer setzt sich unter welchen Umständen zu wem in derartige (oder anders gefasste) Konkurrenz? Wie ist in verschiedenen Kontexten die Prämie beschaffen (Geld, Zeit, Personal, Einfluss, innerwissenschaftliche Reputation, gesellschaftliches Ansehen etc.) – und wer vergibt sie und bestimmt dabei die Regeln?
- Wie werden angesichts weit verbreiteter Konkurrenz kooperative Strukturen (bzw. Handlungsmuster) in Wissenschaft, Medizin und Technik etabliert und stabilisiert? Wie verfährt man mit „Trittbrettfahrern“, die gegen (ungeschriebene) Konventionen der Kooperation verstoßen?
- Welcher Spielraum bleibt für Kooperation in Wissenschaft, Medizin und Technik unter sich wandelnden politischen Bedingungen, z.B. angesichts nationaler oder ideologischer Konkurrenz?
- Wie stellen sich die Akteure selbst dar, in Wissenschaft, Medizin und Technik: als Konkurrenten oder als Kooperationspartner? Welchen Erwartungen in Politik und Öffentlichkeit wird damit begegnet? Wie verwenden Akteure weiterhin die Begriffe “Konkurrenz” und “Kooperation” (bzw. Zusammenarbeit, Wettbewerb, rivalry, coopération etc.) in ihrer Arbeit?
- Als wie produktiv erweisen sich besonders kooperative bzw. besonders kompetitive Strukturen? Gibt es historische Fälle, in denen das Hervorbringen herausragender Resultate durch besonders starke Kooperation bzw. Konkurrenz wesentlich gefördert oder behindert wurde?

Das Thema ist breit anschlussfähig und epochenübergreifend relevant, von der Etablierung kooperativer Arbeitsformen in der Vormoderne bis zur Untersuchung von Großforschungsprojekten im 21. Jahrhundert. Es eignet sich für historische Studien auf ganz verschiedenen Ebenen, d.h. mit Blick auf Individuen, Institutionen, Disziplinen sowie auch auf nationale und internationale Kontexte; und es lädt dazu ein, auch soziologische und philosophische Perspektiven zu integrieren.

Willkommen sind sowohl Vorschläge zu Einzelvorträgen als auch zu Sektionen. Diese sollten in der Regel in 30-Minuten-Einteilung angelegt sein, können aus drei oder vier Vorträgen bestehen (plus ggf. Moderation, bei drei Vorträgen gerne mit Kommentar) und sollten genügend Zeit für Diskussionen einplanen. Vorschläge für andere Sektionsformate werden mit Interesse geprüft. Auf der Tagung wird zum ersten Mal eine Postersektion mit eigens dafür freigehaltenem Präsentationszeitraum stattfinden, deshalb wird ausdrücklich zu Vorschlägen für Poster eingeladen.

Wie üblich können auch Vorträge, Sektionen und Poster vorgeschlagen werden, die sich nicht auf das Rahmenthema beziehen.

Vorschläge für Einzelvorträge sind mit Abstracts (max. 1 Seite) einzureichen, bei Sektionensind die Abstracts der Einzelbeiträge und eine Zusammenfassung einzureichen. Die Beteiligung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ausdrücklich erwünscht; bei gleicher Qualität werden Sektionen, die akademische Generationen überspannen, bevorzugt. Vorschläge sind bis zum 20. April 2014 zu richten an:

Dr. Susan Splinter
Schriftführerin der DGGMNT
NDB, Historische Kommission
b. d. Bayerischen Akademie d. Wissenschaften
Alfons-Goppel-Str. 11
80539 München
E-Mail: splinter@ndb.badw.de, Tel.: 089/23031-1148

Programm

Freitag, 12. 09. 2014
Geologische Staatssammlung, Luisenstraße 37, München

12.00-18.00 Uhr Registrierung im Tagungsbüro

18.30 Uhr Eröffnung der DGGMNT-Jahrestagung
Historisches Kolleg, Kaulbachstr. 15
Friedrich Steinle, Vorsitzender der DGGMNT
Grußwort von Angela Creager, Präsidentin der History of Science Society
Begrüßung durch die örtliche Tagungsleitung: Kärin Nickelsen und Helmuth Trischler

19.00 Uhr Plenarvortrag: Mary Jo Nye, Oregon State University, Corvallis USA
Collaboration and Competition in the Republic of Science
(Einführung: Kärin Nickelsen, München)

anschließend Empfang

Samstag, 13. 09. 2013

Geologische Staatssammlung, Luisenstraße 37, München

9.00-10.00 Uhr Plenarvortrag: Sabine Maasen, München
Konkurrenz und Kooperation in der Wissenschaft - ihr Alpha und Omega oder ihre Scylla und Charybdis?
(Einführung: Helmuth Trischler, München)

10.00-10.30 Uhr Kaffeepause

10.30-12.30 Uhr Sektion I
International Cooperation and Competition in Shifting Political Contexts: Knowledge Production in Central Eastern Europe in the 19th and 20th Century
Moderation: N.N.

Jan Surman, Marburg
Inter-nationalisation Against the State? The Polish Scientific Community in the Belle Époque

Katharina Kreuder-Sonnen, Bonn/Gießen
Public Health as National and International Resource: Epidemics
and Nation State Building in Interwar Poland

Joanna Wawrzyniak, Jena/Warschau
Intimate history of (trans)national humanities: The case of a Polish-
French république des lettres

Axel Hüntelmann, Mainz
Commentary

10.30-12.30 Uhr Sektion II
Interprofessionelle Kooperation und Konkurrenz in der deutschen Psychiatrie des 20. Jahrhunderts
Moderation: Heinz-Peter Schmiedebach, Hamburg-Eppendorf

Thomas Beddies, Berlin
Auf Augenhöhe: Psychiatrische, pädagogische und fürsorgerische Bemühungen um das psychopathische Kind nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin

Lara Rzesnitzek, Berlin
Die Diagnostik der beginnenden Schizophrenie als „psychologische Mitarbeit“ – Lilo Süllwolds Frankfurter Beschwerde-Fragebogen (FBF) und die Entwicklung der klinischen Psychologie in BRD und DDR

Christof Beyer, Hannover
Die „Herren der Klinik“ – Konflikte, Konkurrenz und Kooperation von Pflegepersonal und Sozialpsychiatrie im Umfeld der bundesdeutschen Psychiatriereform

Kommentar ?

10.30-12.30 Uhr 1. Fachsitzung
Moderation: Christina Brandt, Bochum

Robert Meunier, Berlin
Epistemische Konkurrenz – Genetik und Embryologie im frühen 20. Jahrhundert

Sebastian Gießmann, Siegen
Kooperation ohne Konsens. Anmerkungen zu einer zentralen Annahme der Science and Technology Studies

Bernhard Leitner, Wien
Der wilde Samurai aus München und der Edelmann aus Wien – Wissenschaftliche Kooperation zwischen München, Wien und Tokyo in der Psychiatrie und Neurologie um 1900

Philipp Teichfischer, Magdeburg
Deutsche Kolonialmedizin vor 1884 – Zwischen Kooperation und Konkurrenz

12.30-14.00 Uhr Mittagspause

14.00-15.00 Uhr Plenarvortrag: Gerd Graßhoff, Berlin
Kollaboratives Wissen in der Antike
(Einführung: Friedrich Steinle, Berlin)

15.00-15.30 Uhr Kaffeepause

15.30-17.30 Uhr Sektion III (Freie Sektion)
Ptolemaeus Arabus et Latinus –
Ein Akademieprojekt zu mittelalterlicher Astronomie und Astrologie
Moderation: Benno van Dalen, München
Benno van Dalen und David Juste, München
Ptolemaeus Arabus et Latinus –
Astronomy and Astrology in the Middle Ages

María José Parra, München
Reviewers of Ptolemy’s Almagest in the Arab World

Henry Zepeda, München
Latin Almagest Commentaries and Mathematical Style

Bojidar Dimitrov, München
Claudius Ptolemaeus und das astrologische Erbe
der Spätantike im Morgen- und Abendland

15.30-17.30 Uhr Sektion IV
Wissen für die Landwirtschaft: Konkurrenzverhältnisse und Kooperationsnetze
Moderation: Kärin Nickelsen, München

Katja Bruisch, Moskau
Russische Bauern – amerikanische Farmer: Sowjetische Agrarökonomen in den USA (1920er Jahre)

Franziska Hupfer, Zürich
Wetterprognosen, nationale Interessen und der Streit der Meteorologen um 1880

Dana von Suffrin, München
(Angewandte) Botanik im Kontext von Nation Building in Palästina

Robert-Jan Wille, Nijmegen
Between symbiosis and competition: the Verflechtungsgeschichte of tropical botany and agriculture in the Dutch Indies and German East Africa, 1890-1914

15.30-17.30 Uhr 2. Fachsitzung
Moderation: Hans-Georg Hofer, Bonn

Jan Kotůlek, Ostrava
Zwischen Konkurrenz und Kooperation: Beziehungen zwischen deutschen und tschechischen mathematischen Gesellschaften 1882-1945

Ulrike Enke, Wettenberg/Marburg
„… da in Marburg ein Schwein für ihn fett gemacht werden sollte.“ – Konkurrenz und Kooperation bei den Behringwerken Bremen und Marburg in der Ära Emil von Behring (1914-1917)

Sascha Lang, Forchheim
Röntgentechnik als Instrument der Germanisierung des „Lebensraums im Osten“: Siemens, die Röntgenkastrationsexperimente in Auschwitz und die „Methode Holfelder“

Michael Kaasch, Halle/Saale
Zusammenarbeit und Konkurrenz: Das schwierige Verhältnis von Kurt Mothes und Hans Stubbe und seine Auswirkungen auf die Entwicklung der Biowissenschaften in der DDR

19.00 Uhr Preisverleihung des Nachwuchspreises der DGGMNT
anschließend Konferenzdinner
Ort: Historisches Kolleg, Kaulbachstr. 15

Sonntag, 14. 9. 2014

9.00-10.00 Uhr Plenarvortrag: Gianna Pomata, Baltimore
Epistemic Genres: Tools for the Cultural History of Knowledge
(Einführung: Michael Stolberg, Würzburg)

10.00-10.30 Uhr Kaffeepause

10.30-12.30 Uhr Sektion V
Die institutionalisierte Medizingeschichte im 20. Jahrhundert. Kooperation und Konkurrenz als Motor ihrer Entwicklung
Moderation: N. N.

Karin Bastian, Leipzig
Der lange Weg zum ersten Lehrstuhl für Geschichte der Medizin – Karl Sudhoff, seine Konkurrenten, seine Nachfolger

Alfons Labisch, Düsseldorf
Medizingeschichte und allgemeine Geschichtswissenschaften – einige persönliche Anmerkungen zu einem Nicht-Verhältnis

Florian Bruns, Berlin
Die Medizingeschichte in BRD und DDR 1945-1961 im Spannungsfeld zwischen Konkurrenz und Kooperation

Gisela Bockenheimer-Lucius, Hürth/Frankfurt
Medizingeschichte und Medizinethik in Deutschland: Erst Kooperation, dann
Konkurrenz?

10.30-12.30 Uhr 3. Fachsitzung
Moderation: Susan Splinter, München

Dietmar Wetzel, Bern
Dispositive des Wettbewerbs: das Beispiel der „exzellenten Universität“

Gerhard Wiesenfeldt, Melbourne
Konkurrenzverhältnisse? Frühneuzeitliche Universitäten und ihre Rivalen

Siegfried Bodenmann, Basel
Krieg und Frieden in der Gelehrtenrepublik. Formen der Kontroverse und der Kooperation im Briefwechsel Leonhard Eulers

Arne Schirrmacher, Berlin
Kooperation durch Korporation? Zu der wissenschaftlichen Rolle studentischer Sozialisationsagenturen in den Naturwissenschaften

Kontakt

http://www.dggmnt2014.geschichte.uni-muenchen.de/index.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung