Die Reflexion über „Sizilien als Kontaktzone“ im Mittelalter und der frühen Neuzeit erfordert verschiedene Herangehensweisen. Einerseits erscheint eine Untersuchung der Geschichte Siziliens nur dann als innvoll, wenn man die Insel im mediterranen Kontext untersucht. Dabei gilt es die wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Entwicklungen Siziliens in größere Zusammenhänge einzubetten ohne den spezifischen Fokus auf Sizilien selbst zu verlieren. Daher hat diese Tagung auch die Identität sowie die Herkunft und den Hintergrund auf Sizilien tätiger Personen – seien es Händler, Feudalherren, Siedler oder administratives Personal der Krone – zum Gegenstand. Mithilfe dieser geschichtswissenschaftlichen Ansätze soll die Geschichte von Sizilien als Kontaktzone vervollständigt werden.

Andererseits gibt es einen zweiten Bereich, der uns weitestgehend unbearbeitet erscheint. Nämlich eine differenzierte Betrachtung der inneren Entwicklung Siziliens durch unterschiedliche Blickwinkel. Zu den vorherrschenden Klischees gehört immer noch das harmonische Bild einer friedlichen interkulturellen, sprachlichen und religiösen Koexistenz im mittelalterlichen Regno der normannischen Könige ohne auf das komplexe Drama der Zerstörung des islamischen Siziliens einzugehen. Ein Grund für die Persistenz dieser Vorstellung ist mit der teilweise lückenhaften Erforschung Siziliens zu begründen. Darüber hinaus gilt es noch andere Vorurteile zu hinterfragen, die lange Zeit die Forschungslandschaft zu Sizilien dominierten.

Ausgehend von den Beiträgen sollen neue Denkanstöße und Fragestellungen formuliert werden. Diese Tagung soll dadurch neue Perspektiven für die Erforschung des Mittelmeerraumes eröffnen.