Speziell für die Geschichte der Arbeitsmigration lässt sich sagen, dass kaum ein Bereich derartig von Beginn an visuell im gesellschaftlichen Diskurs präsent war wiedas Thema Migration, dieses gewann in diesem überhaupt seinen Begriff und seine Gestalt. Für Deutschland kann man auf das Foto von Armando Sá Rodriguez hinweisen, des sogenannten 1.000.000 Einwanderers, der 1964 am Köln-Deutzer Bahnhof mit einem Moped als Willkommensgeschenk begrüßt wurde. „Das Boot ist voll“ skizziert sehr bildlich eine andere Darstellungsweise von Migration, die durch die beliebte Verwendung als Begleitbild von Berichterstattungen durch die Presse bekannt ist.
Das Medium Bild beschreibt in diesem Zusammenhang nicht nur einen Gegenstand ästhetischer Erfahrung. Es entfaltet zudem ein gesellschaftlich einflussnehmendes Potenzial, dass Diskurse nicht nur abbildet, sondern auch maßgeblich schreibt. Dieser dokumentarische aber auch diskursive Charakter des Bildes wird zunehmend auch in den Sozialwissenschaften sowie von einer visuellen Migrationsforschung aufgegriffen und soll im Zentrum der diesjährigen Summer School stehen.
Welche Bedeutung haben Bilder innerhalb einer heterogenen Gesellschaft und wie kann das Potenzial dieser auch für eine inklusive Bildungsarbeit nutzbar gemacht werden? Neun Forschungsprojekte haben sich mit diesen sowie weiteren Fragen beschäftigt und präsentieren in der Summer School die gewonnenen Ergebnisse.
Im Sinne eines Plädoyers für eine Gleichberechtigung von Bild- und Textmaterial in der empirischen Sozialforschung, werden die vorgestellten Projekte neben den öffentlichen Vorträgen auch in Form einer Ausstellung präsentiert. Diese wird am ersten Tag der Summer School eröffnet, wobei ein Austausch mit den jeweiligen Bildproduzentinnen und -produzenten Einblicke in die Einbindung von Fotografie in die erziehungswissenschaftliche Forschung geben soll.
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In kurzen Impulsvorträgen am Vormittag werden die Projekte vorgestellt. Das methodische Vorgehen sowie die empirisch gewonnenen Ergebnisse der einzelnen Projekte stellen den Ausgangspunkt für die anschließende Weiterarbeit in den Workshops dar. Dabei haben Sie an jedem der drei Tage die Möglichkeit, sich für die Teilnahmen an einen von drei angebotenen Workshops zu entscheiden.
Wir sind sehr glücklich darüber, das W. J. T. Mitchell (University of Chicago) und Henrike Terhart (Universität zu Köln) die Summer School mit weiteren Beiträgen bereichern werden. W. J. T. Mitchell gilt international als einer der führenden Theoretiker im Bereich der Bildwissenschaft und Henrike Terhart verknüpfte mit ihrer empirischen Arbeit zu Körperinszenierungen junger Frauen in Text und Bild die Fotografieanalyse mit der Migrationsforschung und der Interkulturellen Bildung.
Die Vorträge von Herrn Mitchell sowie Frau Terhart sind öffentlich und finden an folgenden Terminen statt. Für eine Teilnahme an den Workshops ist jedoch eine Anmeldung erforderlich.
W. J. T. Mitchell: Image & Migration
Dienstag, 30.09.14, 12.00-13.00 Uhr, H 4 der Humanwissenschaftlichen Fakultät
Henrike Terhart: Das Potenzial der Bilder - erziehungswissenschaftliche Bildanalyse und pädagogische Praxis
Mittwoch, 01.10.14, 12.15-13.00 Uhr, H 4 der Humanwissenschaftlichen Fakultät