Opfer und Orte von ‚Vergeltungsaktionen‘ in den besetzten Gebieten Europas

Opfer und Orte von ‚Vergeltungsaktionen‘ in den besetzten Gebieten Europas

Veranstalter
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, in Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden; Förderer: Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Berlin
Veranstaltungsort
KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.04.2015 - 30.04.2015
Deadline
13.04.2015
Von
Oliver von Wrochem

In einer international vergleichenden Perspektive wird auf dieser wissenschaftlichen Konferenz den Hintergründen und Folgen von „Vergeltungsaktionen“ in den während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland besetzten Ländern nachgegangen.

Einbezogen werden dabei auch Strukturen der Besatzungspolitik sowie Formen des Widerstands und der Kollaboration in den jeweiligen Ländern. Diskutiert werden sollen u.a. folgende Fragestellungen: Wie lassen sich „Vergeltungsaktionen“ definieren? Welche Rechtsgrundlagen und Legitimationsstrategien bilden den Hintergrund von „Vergeltungsaktionen“? Welche Akte des Widerstands gingen ihnen voraus? Wer trug die jeweils die Verantwortung, wer waren die Ausführenden? Wer waren die Opfer und was geschah mit ihnen?

Mit einem Fokus auf Formen der „Repressalien“ wird die Besatzungspolitik in der Sowjetunion, in Griechenland, Jugoslawien und Italien, in Norwegen, Belgien, den Niederlanden und Frankreich vorgestellt. Konkret werden dabei „Vergeltungsaktionen“ und deren Hintergründe in Minsk (Belarus), im Raum Kielce (Polen), in Lidice (Tschechien), Lygiades (Griechenland), Telavåg (Norwegen), Marzabotto und Sant‘Anna di Stazzema (Italien), in Murat und Gouesnou/Brest (Frankreich), Meensel-Kiezegem (Belgien) und Putten (Niederlande) untersucht.

Besonderes Augenmerk gilt dem Schicksal jener Personengruppen, die infolge von „Vergeltungsaktionen“ in Konzentrationslager eingewiesen wurden. So wurden Männer aus Murat, Meensel-Kiezegem und Putten in das KZ Neuengamme und seine Außenlager deportiert, Frauen aus Murat und Lidice in das KZ Ravensbrück. Die Kinder aus Lidice brachte man in das Ghetto Litzmannstadt und später in das Vernichtungslager Kulmhof. Frauen und Kinder aus Telavåg kamen in norwegische Lager, die Männer in das KZ Sachsenhausen. In Folge des Warschauer Aufstands wurden 60.000 Menschen in Konzentrationslager überführt. Ebenso wird Schicksal der rund 7000 in Konzentrationslager und Strafanstalten deportierten „Nacht- und Nebel“-Häftlinge thematisiert.

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist der gesellschaftliche Umgang mit den Verbrechen sowie die Formen der Erinnerung daran am Beispiel konkreter Orte, ebenso wie die Erinnerung an die nach „Vergeltungsaktionen“ in die Konzentrationslager Verschleppten in den Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager.

Programm

Dienstag, 28. April
12.30 – 19.00 Uhr
Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Lesesaal, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg

12.30 – 13.30 Uhr
Ankommen und Imbiss

13.30 – 15.00 Uhr
Begrüßung und Einführung in die Tagung

Detlef Garbe (Hamburg) und Dorothee Wierling (Hamburg): Begrüßung

Grußwort der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"

Oliver von Wrochem (Hamburg): Einführung in die Tagung

15.00 – 16.20 Uhr
Panel 1: Ukraine und Belarus.
Moderation: Frank Golczewski (Hamburg)

Herwig Baum (Mühldorf): „Vergeltungsaktionen“ in der Ukraine unter Berücksichtigung der Situation in der von Rumänien besetzten Südwestukraine

Hannes Heer (Hamburg): Vernichtungsaktionen gegen „Juden, Kommunisten und unzuverlässige Elemente“ in der Region Minsk im Herbst 1941

16.20 – 16.50 Uhr
Kaffeepause

16.50 – 19.00 Uhr
Panel 2: Tschechoslowakei und Polen.
Moderation: Miriam Rürup (Hamburg)

Stefan Klemp (Dortmund): Die „Vergeltungsaktion“ in Lidice im Juni 1942 und die anschließende Überstellung der Frauen ins KZ Ravensbrück und der Kinder ins Ghetto Lodz und nach Chelmno

Daniel Brewing (Aachen): „Hubal”, die deutsche Besatzungspolitik in Polen und die Massaker im Frühjahr 1940

Georg Erdelbrock (Ahrensburg): Überstellungen in Arbeits- und Konzentrationslager nach dem Warschauer Aufstand

19.00 Uhr Ende des ersten Tages

Mittwoch 29. April
10.00 – 20.30 Uhr
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Raum 108, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg

10.00 – 13.00 Uhr
Panel 3: Südosteuropa.
Moderation: Florian Dierl (Nürnberg)

Hagen Fleischer (Athen): Besatzungspolitik und „Vergeltungsaktionen” in Griechenland

Christoph Schminck-Gustavus (Bremen): Die „Vergeltungsaktion“ in Lygiades im Oktober 1943

11.20 – 11.40 Uhr
Kaffeepause

Carlo Gentile (Köln): Besatzungspolitik und „Vergeltungsaktionen“ in Italien (Marzabotto, Sant’Anna di Stazzema)

Walter Manoschek (Wien): Besatzungspolitik und „Vergeltungsaktionen“ in Serbien (Pančevo, Kraljevo, Kragujevac)

13.00 – 14.00 Uhr
Mittagessen

14.00 – 14.45 Uhr
Panel 4: Norwegen.
Moderation: Ulrike Jensen (Hamburg)

Jenny Heggvik (Bergen): The Norwegian village Telavåg 1942 – reprisals and victims

14.45 – 18.30 Uhr
Panel 5: Westeuropa.
Moderation: Katja Hertz-Eichenrode (Hamburg)

Christine Eckel (Paris): « ... ont été dirigés sur une destination inconnue. » - „Vergeltungsmaß-nahmen“ im besetzten Frankreich und die Deportationen in Konzentrationslager

Lars Hellwinkel (Stade): Die Beteiligung der Kriegsmarine an „Vergeltungsaktionen“ in der Bretagne im Sommer 1944

Diete Oudesluijs (Leusden/NL): Strukturen der Besatzungspolitik und „Vergeltungsmaßnahmen“ in den Niederlanden

16.45 – 17.00 Uhr
Kaffeepause

Erinnerung an die Deportationen aus Murat Frankreich), Meensel-Kiezegem (Belgien) und Putten (Niederlande). Impulsreferate und Diskussion

Katja Hertz-Eichenrode (Hamburg): Die Razzien in Murat, Meensel-Kiezegem und Putten

Christel Trouvé (Bremen): Die familiäre Weitergabe der Erinnerungen an die Razzia in Murat

Pieter Dekker (Putten): Erinnerung, Versöhnung und Forschung in sieben Jahrzehnten

Oktaaf Duerinckx (Meensel-Kiezegem): Ein Dorf lebt mit der Erinnerung

18.30 – 19.45 Uhr
Panel 6: Podiumsgespräch.
Moderation: Christine Eckel (Paris)

Detlef Garbe (Hamburg), Astrid Ley (Berlin), Jens-Christian Hansen (Aalborg), Insa Eschebach (Ravensbrück): Zur Situation der Opfer von „Vergeltungsaktionen“ in den Konzentrationslagern

19.45 – 20.30 Uhr
Abendimbiss in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Donnerstag 30. April
09.00 – 14.00 Uhr
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Raum 108, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg

09.00 – 10.45 Uhr
Panel 7: Nacht und Nebel-Gefangene.
Moderation: Lu Seegers (Hamburg)

Wilfried Knauer (Wolfenbüttel): Wolfenbüttel und andere Gefängnisse

Beate Welter (Hinzert): Nacht- und Nebel-Gefangene aus Frankreich in Hinzert

Wilfried Wiedemann (Nienburg): Nacht- und Nebel-Gefangene aus Belgien in Esterwegen

10.45 – 11.15 Uhr
Kaffeepause

11.15 – 13.00 Uhr
Panel 8: Rechtsgrundlagen und Legitimationsstrategien von „Vergeltungsaktionen“.
Moderation: Oliver von Wrochem (Hamburg)

Georg Hoffmann (Graz): Lynchjustiz an alliierten Flugzeugbesatzungen in Österreich 1944 und 1945

Gerd Hankel (Bremen): Rechtsgrundlagen von Vergeltungsmaßnahmen im 1. und 2. Weltkrieg, Entwicklung nach 1945, aktuelle Situation und Ausblick auf die Zukunft

Habbo Knoch (Köln): Kommentar: „Vergeltung“ als Legitimationsmodus im Kontext von Genoziden und genozidaler Gewalt

13.00 – 13.30 Uhr
Abschlussdiskussion

13.30 – 14.00 Uhr
Imbiss

14.00 Uhr
Ende der Tagung

14.00 – 16.00 Uhr
Möglichkeit zu Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme für TagungsteilnehmerInnen (mit gesonderter Anmeldung)

Kosten: Der Teilnahmebetrag für alle drei Tage inklusive Verpflegung beträgt pro Person 80,-€ (ermäßigt 50,-€). Eine Teilnahme an einzelnen Tagen ist möglich. Der Teilnahmebeitrag beträgt dann inklusive Tagesverpflegung pro Person jeweils 30,-€ (ermäßigt 20,-€) pro Tag. Kosten für Reise und Unterbringung können nicht übernommen werden.

Kontakt

KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Katja Hertz-Eichenrode
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg
Tel.: +49 40 428 131 – 544
Fax: +49 40 428 131 – 501
Studienzentrum@kb.hamburg.de

http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Redaktion
Veröffentlicht am