Erinnerungskulturen in vergleichender Perspektive / Cultures of Memory in a Comparative Perspective

Erinnerungskulturen in vergleichender Perspektive / Cultures of Memory in a Comparative Perspective

Veranstalter
Academy of Arts and Culture, Perm; Historisches Seminar, Leibniz Universität, Hannover
Veranstaltungsort
Ort
Perm
Land
Russian Federation
Vom - Bis
02.08.2015 - 14.08.2015
Deadline
30.04.2015
Website
Von
Markus Wegewitz

Die Sommerschule bietet mit ihrem knapp zweiwöchigen Programm (Arbeitssprache Englisch) die Möglichkeit, unterschiedliche Orte und Akteure der Erinnerung in der Region Perm an Exkursionstagen kennen zu lernen und im kleinen Kreis der teilnehmenden russischen und deutschen Studenten Konzepte der Erinnerungskultur gemeinsam zu diskutieren und zu dokumentieren. Bis zu 10 ECTS-Punkte können erworben werden.

Es sind zentrale Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts, welche die Erinnerungskultur in Europa prägen: Oktoberrevolution und GULag, Zweiter Weltkrieg, Holocaust und Kriegsgefangenschaft zählen dazu. Die Sommerschule hat das Ziel, einigen Spuren dieser Epoche machenden Ereignisse in der Erinnerungskultur der Region Perm vergleichend nachzugehen und Konzepte zu ihrem Verständnis zu befragen.

In diesem Rahmen werden Voraussetzungen und Konzepte einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur diskutiert und einseitige Geschichtsbilder kritisch hinterfragt. Dazu werden neuere transkulturelle und transnationale Fragestellungen vorgestellt. Diese treffen in Perm auf eine Region mit einer bemerkenswert dichten Landschaft an Museen, Gedenkstätten und Denkmalen, an staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren.

Veranstalter der Sommerschule ist die Staatliche Akademie für Kunst und Kulturwissenschaften in Perm. Eine Kooperation zum Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover besteht seit 2012, in Form gemeinsamer Studienpraktika, Sommerschulen und Arbeitsprojekte zu Themen der Erinnerungskultur. Zu diesem Netzwerk gehören weiterhin die zivilgesellschaftliche Organisation Memorial Perm und ein Netzwerk von Experten und Zeitzeugen in Perm. Die Akademie unterhält gute Kontakte zu den Museen in der Region und bietet u.a. museumswissenschaftliche Lehrveranstaltungen an, so dass ein vielseitiger Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch genutzt werden können.

Die Sommerschule richtet sich an Bachelor- und Masterstudierende kultur- und geisteswissenschaftlicher Fächer, der Philologien, der Geschichts- und Politikwissenschaften.

ECTS-Punkte: Die Teilnehmer können bis zu 10 ECTS-Punkte erwerben, die Anerkennung durch ihre eigene Hochschule vorausgesetzt. Frühzeitige Rücksprachen sind zu empfehlen, gern stehen die Veranstalter für Beratungen und Abstimmungen zur Verfügung. Mögliche Teilleistungen sind die aktive Teilnahme am Programm (2 P.) mit Präsentation während der Veranstaltung (2 Pkte.), die Mitwirkung an der Dokumentation in Form von Beiträgen für eine Sommerschulzeitung während der Veranstaltungstage (2 bis 4 Pkte.) und ein Erfahrungsbericht (2 Pkte.). Individuelle Arbeitsabsprachen sind gern möglich.
Unterkünfte werden im Studentenwohnheim der Akademie gestellt.

Kontakt in Russland und für die Bewerbung: Perm State Adacemy of Arts and Culture, Gazety Zvezda st., 18, 614000 Perm, Russland, Dr. Andrey Bushmakov, bushmakov@ya.ru

Programm

1) Einführung – praktische Aspekte
Die Studenten lernen sich kennen und erhalten grundlegende Informationen zur Region Perm, zu ihrer Gasthochschule und einen Mini-Sprachkurs. Lingua franca ist Englisch, und Übersetzer stehen zur Verfügung. In einem Planungsgespräch werden Erwartungen zusammengetragen und das endgültige Programm wird gemeinsam verabschiedet.

2) Einführung zum Thema Erinnerungskultur
Impulsreferate zu Konzepten der Erinnerungskultur von russischen und deutschen Teilnehmern dienen der Einführung in die Thematik. Leistbare Lektürehinweise werden zur Vorbereitung vermittelt. Ausgangspunkte bieten aktuelle Begriffe wie kollektives Gedächtnis, Erinnerungsorte, Transkulturalität, die Frage nach einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur, als deren Basis der offene, kritische Umgang mit Formen staatlicher Massengewalt im 20. Jahrhundert zu diskutieren ist.

3) Exkursionstage
Ein- und mehrtägige Exkursionen bieten anschließend die Möglichkeit, am konkreten Ort von Gedenkstätten und Museen sowie im Gespräch mit Experten und Zeitzeugen Zeugnisse der Erinnerungskultur in Stadt und Region Perm in Augenschein zu nehmen und sie als Beiträge zum Geschichtsbewusstsein und zur Kulturlandschaft Perm einzuordnen. Der Arbeit der zivilgesellschaftlichen Organisation Memorial und dem Konflikt um die GULag-Gedenkstätte Perm 36 kommt dabei erhebliche Bedeutung zu.

4) Auswertung
Aspekte und Bedingungen einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur sollen auf dem Hintergrund der diskutierten theoretischen Konzepte und der besuchten Erinnerungsorte reflektiert werden. Die Region Perm hat in den vergangenen Jahren als eine vielfältige Kulturlandschaft auf sich aufmerksam gemacht und bietet viele Anknüpfungspunkte für eine vergleichende Betrachtung. Welchen Beitrag leisten transkulturelle und transnationale Konzepte zum Verständnis der Erinnerungskultur?

4) Dokumentation
Zur Dokumentation der Diskussionen und Expertengespräche, der Exkursionen und Eindrücke schreiben die Teilnehmer sukzessive an einer Sommerschulzeitung. Tipps zum Schreiben und Üben typischer Textsorten der Zeitung werden von einem Journalisten vermittelt (z.B. Nachrichtenmeldung, Fotoreportage, Gastbeitrag, Bericht, Interview, Kommentar, Glosse, Essay, Hintergrundbericht, Rezension, Leserbrief etc.). Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Teamwork und Arbeitsfreude.

Kontakt

Friedrich Huneke

Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover, Im Moore 21 30167 Hannover

friedrich.huneke@hist.uni-hannover.de


Redaktion
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