Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum 1939–1945 / Les évacuations dans l’espace frontalier franco-allemand 1939–1945. Abschlusstagung DFG-ANR-Projekt

Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum 1939–1945 / Les évacuations dans l’espace frontalier franco-allemand 1939–1945. Abschlusstagung DFG-ANR-Projekt

Veranstalter
Prof. Dr. Olivier Forcade (Paris-Sorbonne), Juniorprof. Dr. Johannes Großmann (Eberhard Karls Universität Tübingen), Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann (Universität des Saarlandes und Paris-Sorbonne), Juniorprof. Dr. Fabian Lemmes (Ruhr-Universität Bochum)
Veranstaltungsort
Politische Akademie der Stiftung Demokratie Saarland, Europaallee 18, D-66113 Saarbrücken
Ort
Saarbrücken
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.09.2015 - 19.09.2015
Website
Von
Stein, Luise (luise.stein-2@rub.de)

Evakuierungen waren eine zentrale Erfahrung der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Bislang wenig von der Forschung beachtet, sind die groß angelegten Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum nun von HistorikerInnen der Universitäten Saarbrücken, Paris-Sorbonne, Bochum und Tübingen zum ersten Mal umfassend und vergleichend untersucht worden. Ergebnisse dieses binationalen Forschungsprojekts werden auf der Abschlusstagung vom 17. bis 19. September vorgestellt, eingeordnet und diskutiert. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Demokratie Saarland (SDS) statt.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen wurden im September 1939 mehr als 600 000 Elsässer und Lothringer aus dem Grenzraum in den Südwesten Frankreichs evakuiert. Wohl noch einmal deutlich mehr Menschen wurden auf deutscher Seite aus dem Saarland, der Pfalz und Baden nach Hessen, Thüringen, Sachsen und Franken gebracht. Die Evakuierungen sollten dem Schutz der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Ressourcen dienen. Sie sollten aber auch den Armeen Bewegungsfreiheit im Operationsgebiet verschaffen. Nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand im Juni 1940 konnte die große Mehrheit der Evakuierten den Heimweg antreten. Für Lothringer und Elsässer bedeutete dies die Rückkehr in ein faktisch vom nationalsozialistischen Deutschland annektiertes Gebiet.

Evakuierungen sind als besondere Form kriegsbedingter Zwangsmigration bisher kaum systematisch erforscht worden. Das Projekt vereint seit 2012 deutsche und französische Forscher/innen der Universität des Saarlandes/Saarbrücken, der Universität Paris-Sorbonne, der Ruhr-Universität Bochum und der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seine Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence nationale de la recherche (ANR) gefördert.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Planung und Organisation der Evakuierungen, die Mobilisierung und Sicherung von Ressourcen, die Evakuierungen als Gegenstand von Sozialpolitik und Propaganda, gruppenspezifische Erfahrungen, das Zusammenleben in den Evakuierungsgebieten zwischen Konflikt und Solidarisierung sowie die individuelle und kollektive Erinnerung an die Evakuierungen. Ein vergleichender Blick richtet sich zudem auf andere Evakuierungen des Zweiten Weltkriegs.

Programm

Donnerstag, 17.09.2015

11h30-12h30: Empfang

12h30–14h30: Einführung

Begrüßung durch Bernd Rauls (Geschäftsführer der Stiftung Demokratie Saarland)

Begrüßung und Einführung zum EDEFFA-Projekt durch Olivier Forcade (Paris), Johannes Großmann (Tübingen), Rainer Hudemann (Paris/Saarbrücken) und Fabian Lemmes (Bochum)

Johannes Großmann (Tübingen): Thematische Einführung: „Grenzlandschicksal“? Die Evakuierung des deutsch-französischen Grenzgebiets 1939/40 als Thema einer transnationalen Raumgeschichte

Kaffeepause

15h00–17h00:
I. Planung und Organisation zwischen militärischen und ideologischen Zwängen,
Moderation: Julia Torrie (Fredericton, Kanada)

Nicholas Williams (Paris/Saarbrücken): Planungen in der Zwischenkriegszeit und die Umsetzung der Evakuierungen in Deutschland und Frankreich im Vergleich

Simon Catros (Paris): L’Allemagne vue par les états-majors généraux français, 1936–1940

Alexandre Rolland (Paris): Robert Schuman et le Service Central des Réfugiés

Armin Nolzen (Bochum): Die NSDAP und die „Freimachungen“ an der westlichen Reichsgrenze

Kaffeepause

17h30–19h30:
II. Mobilisierung und Sicherung von Ressourcen,
Moderation: Fabian Lemmes (Bochum)

Mathieu Dubois (Paris): Le financement public des évacuations en perspective comparative franco-allemande

Luise Stein (Bochum): Deutsche und französische Unternehmen und die Evakuierungen 1939/40

Rainer Möhler (Saarbrücken): „Keine Kollegen“. Das Verhalten der Reichsuniversität Straßburg gegenüber der Université de Strasbourg repliée à Clermont-Ferrand

Freitag, 18.09.2015

9h00–11h00:
III. Propaganda und Sozialpolitik zwischen In- und Exklusion,
Moderation: Marcel Boldorf (Lyon)

Maude Williams (Paris/Tübingen): Guerre de mots et d’images: Propagande, communication et rumeurs lors des évacuations de la région frontalière

Daniel Hadwiger (Tübingen): Fürsorgendes Vaterland? Die Rolle der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und des Secours National während der Evakuierung (1939–1941)

Jasmin Nicklas (Saarbrücken): Die Evakuierung der Psychiatrien in Elsass-Lothringen und Südwest-Deutschland während des Zweiten Weltkrieges

Kaffeepause

11h30–13h00:
Podiumsdiskussion 1 – Die Evakuierungsgesellschaft: Familienleben, Geschlecht, Generationen, soziale Klassen, Milieus und Konfessionen,
Moderation: Olivier Forcade (Paris) und Fabian Lemmes (Bochum),
Diskutanten: Johannes Großmann (Tübingen), Frank-Matthias Hofmann (Saarbrücken), Julia Torrie (Fredericton) und Maude Williams (Paris/Tübingen)

Mittagessen

14h30–16h30:
IV. Gemeinschaften, Netzwerke und Konflikte,
Moderation: Kurt Hochstuhl (Freiburg i.Br.)

Tom Fehrmann (Senftenberg): Die Evakuierten des Landkreises St. Ingbert im Thüringer Bergungsgebiet

Léa Dumas (Paris): Les évacués jurassiens et les expulsés d’Alsace-Lorraine dans le Tarn (1939–1941)

André Savoye (Paris): Les évacués dans les Landes

Frauke Feldmann (Saarbrücken): Die Evakuierungen in der Korrespondenz von Pfarrern aus dem Bistum Metz

Kaffeepause

17h00–19h00:
V. Der vergleichende Blick,
Moderation: François Cochet (Nancy-Metz)

Diane Grillère-Lacroix (Paris): Eléments d’analyse comparée de l’évacuation à la frontière franco-italienne en 1940

Pawel Sekowski (Krakau/Paris): L’état et les perspectives de recherches sur les évacuations dans la zone frontalière germano-polonaise au cours de la Seconde Guerre mondiale

Nadège Mougel (Luxemburg): La politique de terre brûlée appliquée au front Est de la France à travers l’exemple des évacuations de l’automne 1944

Célia Keren (Aix-Marseille): Des enfants espagnols aux réfugiés alsaciens-lorrains. Réorientations et concurrences humanitaires en France en 1939

Samstag, 19.09.2015

9h00–11h00:
Podiumsdiskussion 2 – Die Evakuierungen im Narrativ der Zeitzeugen,
Moderation: Rainer Hudemann (Paris/Saarbrücken)
Eva Kübler (Saarbrücken): Einführung: Die Evakuierungen von 1939/40 zwischen Erinnern und Vergessen
Diskutanten: Hans-Walter Herrmann (Saarbrücken), Eva Kübler (Saarbrücken), François Roth (Nancy-Metz) und Nicholas Williams (Paris/Saarbrücken)

Kaffeepause

11h30–13h00:
Fazit und Schlussdiskussion,
Moderation: Fabian Lemmes (Bochum) und Johannes Großmann (Tübingen)

13h00: Ende der Tagung

Kontakt

Eva Kübler

Universität des Saarlandes

0681 302-4148
eva.kuebler@uni-saarland.de


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