Zucht und Ordnung. Gewalt gegen Kinder in historischer Perspektive

Zucht und Ordnung. Gewalt gegen Kinder in historischer Perspektive

Veranstalter
Akademie für Politische Bildung Tutzing; Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München; Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltungsort
Akademie für Politische Bildung Tutzing, Buchensee 1, 82327 Tutzing
Ort
Tutzing
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.11.2015 - 15.11.2015
Von
Stefan Grüner

Die weitgehende soziale Missbilligung und rechtliche Ächtung von Gewalt gegen Kinder ist eine zugleich historisch junge wie brüchige Errungenschaft moderner Gesellschaften. So hat der Themenkreis zwar eine Fülle an juristischer, medizinisch-psychologischer, soziologischer oder pädagogischer Literatur angeregt. Seine historische Kontextualisierung befindet sich indes nach wie vor in den Anfängen. Für zurückliegende Jahrhunderte besitzen wir allenfalls punktuelles Wissen über soziale Praxis und Rechtfertigungsstrategien oder auch über Ansätze zur Eindämmung von Gewalt an Kindern.
Die Tagung möchte daher einen systematisch angelegten Beitrag zur Historisierung des Phänomens leisten. Sie strebt eine vorwiegend sozial- und kulturgeschichtlich ausgerichtete Herangehensweise an, die Gewalt gegen Kinder von der Antike bis ins 21. Jahrhundert in ihrer sozialen und kulturellen Bedingtheit ebenso ernst nimmt wie in ihrer historischen Wandelbarkeit.

Programm

Freitag, 13. November 2015

ab 14:00 Anreise, Kaffee im Foyer

15:00 Eröffnung – Begrüßung

Dr. Michael Mayer, Akademie für Politische Bildung, Tutzing
Prof. Dr. Stefan Grüner, Ludwig-Maximilians-Universität München
PD Dr. Markus Raasch, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

15:30 1. Sektion: Diskurse

Kinder, Vasen, Tiere? Veränderungen in der Sicht auf kindbezogene Gewalt im ersten nachchristlichen Jahrhundert
Stefanie Kirsch, M.A., Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

„Sub virga degere“ – Gewalt in der Schule und im Umfeld der Schule im Mittelalter
Prof. Dr. Thomas Frenz, Universität Passau

16:45 Pause

17:15 Violence and Love. Patterns of Child Rearing in Polish Renaissance Literature
Jaśmina Korczak-Siedlecka, M.A., Universität Leipzig/Universität Warschau

Die Schutzwürdigkeit des Kindes – Neuzeitliche Kriminalakten als Quellen (1680-1880)
Dr. Anne Purschwitz, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg / Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung, Halle

18:30 Abendessen

Samstag, 14. November 2015

8:15 Frühstück

9:00 „Der Stock ist doch wirklich nicht der Erziehung grösste Weisheit“: Die Gewaltdebatte in der katholischen Anstaltspädagogik, 1900-1933
Dr. Rudolf Oswald, München

9:45 Child Abuse, Corporal Punishment, and the Limits of Acceptable Violence in Nineteenth and Early Twentieth-Century Germany
Prof. Dr. Sace Elizabeth Elder, Eastern Illinois University, Charleston

10:30 Pause

11:00 Pädagogische Reforminitiativen zwischen Normierungspraktiken und Kinderschutz
Dr. Sven Werner, Technische Universität Dresden

11:45 Vom Ende der „Prügelpädagogen“. Der Weg zur Ächtung von körperlichen Schulstrafen in Hessen und Rheinland-Pfalz 1945-1974
Sarina Hoff, M.A., Johannes Gutenberg-Universität Mainz

12:30 Mittagessen

14:30 2. Sektion: Alltag und Erfahrung

Gewalt gegen Kinder im Rahmen von „körperlicher Züchtigung“ an preußischen Schulen im deutschen Kaiserreich 1871-1914
Johanna Lauff, M.A., Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

15:15 Leiderfahrungen schweizerischer Verdingkinder 1900-1960
Dr. Fabian Brändle, Zürich

16:00 Kaffeepause

16:30 „Es verging ja kein Tag, an dem nicht geschlagen oder geprügelt wurde.“ Gewalterfahrungen von Heimkindern in der Nachkriegszeit
Dr. Sylvelyn Hähner-Rombach, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart

Kindheit in der „totalen Institution“. Kinder und Jugendliche in den psychiatrischen Anstalten des Rheinlandes nach 1945
Dr. Silke Fehlemann / Frank Sparing, M.A., Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Jugendwerkhöfe in Thüringen. Umerziehung zwischen Anspruch und Realität
Isabel Richter, M.A., Hennebergisches Museum Kloster Veßra

18:30 Abendessen

Sonntag, 15. November 2015

8:15 Frühstück

9:00 3. Sektion: Sexuelle Gewalt – Realität und Konstruktion

Der Umgang mit „Kinderschändern“ im Nationalsozialismus
Dr. des. Dagmar Lieske, Berlin

9:45 Das „unschuldige“, das „verdorbene“ und das „traumatisierte“ Kind: Die Prekarität des Opferstatus bei sexueller Misshandlung
Dr. Sonja Matter, Universität Bern

10:30 Pause

10:45 Was hat Gewalt gegen Kinder mit Demokratisierung zu tun? Die Sex Crime Panic in den USA in den 1950er Jahren
Dr. Michael Mayer, Akademie für Politische Bildung Tutzing

11:30 Schlussdiskussion und Resümee

12:00 Mittagessen, Ende der Tagung

Kontakt

Heike Schenck
Tagungssekretariat
Akademie für Politische Bildung
Buchensee 1
82327 Tutzing
Tel.: 08158/256-46
email: h.schenck@apb-tutzing.de

http://www.apb-tutzing.de/