Fast alle religiösen/spirituellen Kulturen entwickeln Konzepte von religiösen Virtuosen wie Propheten, Priesterinnen, Predigern oder Heilerinnen. Gleichzeitig sind diese Rollen zentrale Initiatoren von Entwicklungsprozessen in und von diesen religiösen Konzepten. Sowohl in historischen als gegenwärtigen Kontexten haben diese Personen und deren Rollenzuschreibungen eine weit über das spirituelle hinausgehende Bedeutung , geht es doch zusätzlich um Macht, Werte- und Wissenssysteme, Institutionalisierungen und soziale wie kulturelle Distinktionen. Generell ist die Bedeutung religiöser Virtuosen für Laien und ihre Praxen sowie auf die Strukturierung religiöser/spiritueller Communities intern und extern in Geschichte und Gegenwart zu diskutieren.
Aspekte dieses bisher wenig bearbeiteten Feldes der Spiritualitätsforschung sollen in den Beiträgen dieser Tagung bearbeitet werden. Vorstellbar sind folgende Leitaspekte:
- Narrationen, Traditionen, Imaginationen von Berufung und Berufenen
- Vermittler – Mittler – Übermittler: Rolle und Aufgabe von religiösen Virtuosen
- Konzepte und Praxen des Transzendenzbezugs
- Exklusivität und Distinktion
- Eventisierung und Inszenierung spiritueller Perfomanzen
- Praxen gelebter Berufung: Subjektivitäten und Individualitäten
- Experten und Laien: Dichotome Interdependenzen
- Hierarchien und Praxen der Macht
- Spirituelles Burn-Out?: Scheitern, Aussteigen, Laisierung, Häresie
Die dritte Tagung der dgv-Kommission Spiritualität und Religiosität stellt „religiöse Virtuosen“ in den Mittelpunkt einer kulturwissenschaftlichen Perspektive. Ziel ist ein interdisziplinärer Austausch. Wir bitten um Zusendung eines Abstracts (Umfang ca. 0,5 Seite, ca. 2.000 Zeichen) bis zum 15.01.2016 an: Prof. Dr. Christine Aka (chrisaka@muenster.de) und Dr. Dagmar Hänel (dagmar.haenel@lvr.de). Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.