Das lange 19. Jahrhundert war jahrzehntelang eine zentrale Epoche insbesondere in der deutschen Geschichtsschreibung. Überschaut man die jüngere Forschung, ergibt sich jedoch ein höchst ambivalentes Bild. In der gegenwärtigen Forschungslandschaft nimmt das 19. Jahrhundert eine zunehmend marginale Position ein Auch in der wissenschaftlichen Laufbahn spielt es eine immer geringere Rolle: Die Mehrzahl der Dissertationen und Postdoc-Projekte widmet sich zeitgeschichtlichen Fragestellungen.
Zugleich ist jedoch zu beobachten, dass Fragen der Gegenwart wieder an das 19. Jahrhundert zurückgebunden werden. Globalisierung, Migration, soziale Ungleichheit oder Terrorismus sind keine neuen Phänomene, sondern lassen sich auch als Signaturen des 19. Jahrhunderts begreifen, das damit für das Verständnis der Zeitgeschichte essentiell ist. Weiterhin werden bestehende Forschungslücken bearbeitet, klassische Themen der Geschichte des 19. Jahrhunderts mit neuen Methoden untersucht und andere Fragen an diese Epoche gestellt. So kommen beispielsweise aus der Emotionsgeschichte, der Migrationsgeschichte oder der Politikgeschichte zurzeit anregende Forschungsimpulse, in denen eine Fülle von Theorien und Methoden wie der Netzwerkforschung, der Intersektionalität, den Postcolonial Studies oder der Sicherheitsforschung angewandt werden.
Der Workshop lädt ein, einige dieser aktuellen Forschungsprojekte zu diskutieren. Ziel ist es, Nachwuchshistorikerinnen und -historiker, die an Dissertationen oder Postdoc-Projekten zum langen 19. Jahrhundert arbeiten, miteinander ins Gespräch zu bringen und ihre Forschungsvorhaben zu erörtern. Es sollen ausdrücklich nicht abgeschlossene Projekte präsentiert, sondern in Werkstattgesprächen Probleme und Konzepte diskutiert werden. Um die gemeinsame Diskussion zu intensivieren, senden die Teilnehmenden im Vorfeld des Workshops bis zum 4. April 2016 ihre Texte ein (3.000-4.000 Wörter), die dann vorab zirkuliert werden. Es gibt keine Vorträge, vielmehr wird jeder Text zunächst von einer anderen Teilnehmerin/einem anderen Teilnehmer kommentiert (10 min.), anschließend kann die Autorin/der Autor zum Kommentar Stellung beziehen (10 min.), bevor eine offene Diskussion folgt (20 min.). Indem dieser Ablauf den Fokus auf Reflektion legt, soll ein konzentrierter Gedankenaustausch ermöglicht werden.
Die Veranstaltenden bemühen sich um eine Finanzierung des Workshops, eine Zusage liegt noch nicht vor. Ggf. müssen die Kosten für Fahrt und Unterkunft von den Teilnehmenden selbst getragen werden. Es besteht aber die Möglichkeit, kostengünstig im Gästehaus der Universität zu übernachten.
Einen Vorschlag für Ihren Beitrag senden Sie bitte mit einem Abstract (500 Wörter) und einer Kurzbiografie bis zum 6. Dezember 2015 per E-Mail an christoph.nuebel@geschichte.hu-berlin.de.