Programm
Anreise und Registrierung ab 11:00 Uhr
11:45 Uhr Mittagsimbiss
12:30-12:45 Uhr
Begrüßung durch Dr. Anja Kruke, Leiterin des Archivs der sozialen Demokratie,
Inhaltliche Einführung durch Dr. Johannes Platz, Archiv der sozialen Demokratie
12:45-13:30 Keynote
PD Dr. Kerstin Brückweh, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam: Vom Messen und Zählen der Gesellschaft in historischer Perspektive
Der Workshop hebt an mit einer Keynote von PD Dr. Kerstin Brückweh, die sich dem Problem des Messens und Zählens mittels Fragebögen in einer eher grundsätzlich orientierten, methodenhistorischen Herangehensweise nähert. Sie fragt danach, wie mit Fragebögen Wissen über die Gesellschaft generiert/gewonnen wird ODER wie Fragebögen zur (Selbst)Beobachtung der Gesellschaft konzipiert/entworfen werden. Kerstin Brückwehs Vortrag integriert die internationale/transnationale Perspektive, insofern sie auf die britische Gesellschaft blickt.
13:30-15:00 Panel Ansätze und Methoden
Prof. Dr. Samuel Salzborn, Universität Göttingen: Die Erhebungsinstrumente der Rechtsextremismusforschung in der Geschichte der Bundesrepublik
Anschließend wird Prof. Dr. Samuel Salzborn einen Überblick über die Erhebungsinstrumente, mit denen Rechtsextremismus und ihm nahe Einstellungsmuster gemessen werden, geben. Als Experte für methodologische Fragen der sozialwissenschaftlichen Forschung widmet er sich dem Thema von der Geschichte der Besatzungszone, der alten und bis zur neuen Bundesrepublik und befasst sich insofern mit den wesentlichen Erhebungsmethoden bis in die Gegenwart.
Dr. Johannes Platz, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Gruppenexperiment und Autoritarismus: Qualitative und quantitative Erhebungsinstrumente für antidemokratisches Denken am Frankfurter Institut für Sozialforschung von 1950-1975
Dr. Johannes Platz zeigt anhand einer Fallstudie zu Forschungen Michaela von Freyholds und Ursula Jaerischs in den 1960er-Jahren am Frankfurter Institut für Sozialforschung auf, wie die Mitarbeiterinnen die Bemühungen zur Entwicklung einer deutschen Fassung der Umfrageskala f-scale aus dem sozialwissenschaftlichen Standardwerk The Authoritarian Personality, die Theodor W. Adorno angeregt und seit den 1950er-Jahren verfolgt hatte, unter dem Eindruck der Gründung und der ersten parlamentarischen Erfolge der NPD, modifiziert haben. Einen besonderen Fokus legt Platz auf den Methodendualismus am Frankfurter Institut für Sozialforschung, der quantifizierende und qualitativ-interpretierende Ansätze vereinte – eine Vorgehensweise, die auch bei der Entwicklung der den Studien von Michaela von Freyhold und Ursula Jaerisch zugrundeliegenden Skalen verfolgt wurde.
15:00-15:30 Uhr Kaffeepause
15:30-17:00 Uhr Panel Rechtsextremismus historisch
Lars Legath M.A., Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Stuttgart: Der Rechtsextremismus von 1969-1989
Lars Legath, M.A., Universität Mannheim/Tübingen befasst sich mit der Entwicklung der Einstellungsforschung von Scheuch/Klingemann bis zur Extremismusforschung von Backes/Jesse. Er arbeitet an einer Dissertation zur Entwicklung des Rechtsextremismus in Deutschland und seiner Beforschung.
PD Dr. Gideon Botsch, Universität PotsdamRechtsextremismus ohne Handelnde? Zur Marginalisierung akteursorientierter Forschungsansätze seit 1990
PD Dr. Gideon Botsch widmet sich dem mehrfach gebrochenen Methodenwandel zwischen quantifizierenden, umfragebasierten und qualitativen Methoden der empirischen Beforschung des Rechtsextremismus. Botsch vertritt die These, dass „angebotsorientierte“ Ansätze, wie sie auch in der angelsächsischen Politikwissenschaft in Form der „actor oriented approaches“ verfolgt werden, um die Wende zu den 1990er Jahren in der deutschen Forschung weithin marginalisiert sind. Seither konkurrieren quantifizierende Verfahren zur Messung rechtsextremer Einstellungen und rechtsextremen Verhaltens, insbesondere in der Wahlforschung, mit theoriegeleiteten Arbeiten zur generischen Extremismusforschung sowie mit soziologischen, kriminologischen und psychologischen Ansätzen. Dies birgt das Risiko, die Handlungsebene und damit kollektive und individuelle rechtsextreme Akteure aus dem Blick zu verlieren.
17:00-17:15 Uhr: Kaffeepause
17:15-18:45 Panel: Aktuelle Tendenzen des Rechtspopulismus und des Rechtsextremismus
Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld: Die Mitte-Studie 2016 im Vergleich mit anderen Erhebungen
Prof. Dr. Andreas Zick berichtet über die Ergebnisse der aktuellen Mittestudie 2016 und diskutiert die Erhebungsmethode: Zusätzlich unterzieht er die Herangehensweise einem Vergleich mit verwandten Erhebungsmethoden, etwa der GMF-Surveys.
Dr. Bernd Sommer, Universität Flensburg: Prekarisierung und Ressentiment. Soziale Unsicherheit und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland
Dr. Bernd Sommer vertritt die These, dass die Engführung der Rechtsextremismusforschung auf Deklassierte und Prekarisierte nicht zielführend ist und setzt sich mit verschiedenen einschlägigen Studien zur Einstellungsforschung seit den 1990er-Jahren auseinander.
18:45-19:00 Schlussdiskussion
Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
PD Dr. Kerstin Brückweh, hat sich mit einer Arbeit über die Genese des Fragebogens habilitiert; Publikation: Menschen zählen. Wissensproduktion durch britische Volkszählungen und Umfragen vom 19. Jahrhundert bis ins digitale Zeitalter (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London 76), München 2015.
Prof. Dr. Samuel Salzborn, Samuel Salzborns Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der Demokratieforschung, mit thematischen Schwerpunkten in der theoretischen und empirischen Rechtsextremismusforschung sowie der methodologischen Vermittlung von Theorie und Empirie in den Sozialwissenschaften. Unter anderem hat er eine Einführung in den Rechtsextremismus und grundlegende Darstellungen zur Geschichte und Theorie des Antisemitismus verfasst: Rechtsextremismus. Erscheinungsformen und Erklärungsansätze, Baden-Baden 2014 (Studienkurs Politikwissenschaft). Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne, Frankfurt/Main 2010.
PD Dr. Gideon Botsch, Ludwig-Rosenberg-Kolleg Arbeiterbewegung und Judentum – Gideon Botsch hat verschiedene Forschungen, auch Einführungen und Forschungsüberblicke zur Geschichte des Rechtsextremismus und der NPD vorgelegt: Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2012;
Lizenzausgabe (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1283), Bonn 2012; Die NPD und ihr Milieu. Studien und Berichte, Münster/Ulm 2009 (mit Christoph Kopke).
Dr. Johannes Platz, Referent für Gewerkschaftsgeschichte und Geschichte der Arbeitswelten im Archiv der sozialen Demokratie der FES, Projekt „Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert – Der DGB 1975-1982“, Promotion zum Thema „Die Praxis der kritischen Theorie. Angewandte Sozialwissenschaften und Demokratie 1950-1968“, Trier 2012,
http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2012/780/pdf/Die_Praxis_der_kritischen_Theorie.pdf
Lars Legath, M.A., Referent für Information und Prävention im Referat Rechtsextremismus und -terrorismus des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg. Doktorand am Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen. Ein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte der deutschen extremen Rechten im 20. Jahrhundert. In seinem Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit dem Wandel der bundesdeutschen extremen Rechten zwischen 1969 und 1989.
Prof. Dr. Andreas Zick, Professor für Sozialisation und Konfliktforschung, Universität Bielefeld, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung, Mit Beate Küpper: Wut. Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland. Hrsg. Von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Ralf Melzer und Dietmar Molthagen, Bonn 2015; mit Anna Klein: Fragile Mitte – feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014. Hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2014.
Dr. Bernd Sommer, Leiter des Bereichs „Klima, Kultur und Nachhaltigkeit“ am Norbert Elias Center for Transformationsdesign & Research (NEC) der Europa-Universität Flensburg, wurde mit der Arbeit promoviert: Prekarisierung und Ressentiments, soziale Unsicherheit und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland, Wiesbaden 2010.
Eine Anmeldung ist erforderlich. Anmeldung bei:
Friedrich-Ebert-Stiftung
Archiv der sozialen Demokratie
Eva Váry
Godesberger Allee 149
53170 Bonn
Tel. 0228/883-8014
Fax 0228/883-9204
E-Mail: Eva.Vary@fes.de
Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören oder der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen. Die Veranstaltenden werden ihnen den Zutritt zur Veranstaltung verwehren oder sie während der Veranstaltung von dieser ausschließen.
Bei Fragen zur barrierefreien Durchführung der Veranstaltung wenden Sie sich bitte an die Veranstalter