Authentizität als Kapital historischer Orte

Authentizität als Kapital historischer Orte

Veranstalter
Zentrum für Zeithistorische Forschung, Institut für Zeitgeschichte, Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Kooperation mit dem Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität und der KZ-Gedenkstätte Dachau
Veranstaltungsort
Max Mannheimer Studienzentrum / Internationales Jugendgästehaus Dachau / KZ-Gedenkstätte Dachau, Roßwachtstraße 15, 85221 Dachau
Ort
Dachau
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2017 - 03.03.2017
Deadline
31.01.2017
Von
Zündorf, Irmgard

Gedenkstätten und Dokumentationszentren werden nicht irgendwo, etwa an einem politisch zentralen oder touristisch und verkehrsgünstigen Platz errichtet, sondern an Orten, die mit Geschichte, Erinnerungen und Leid zutiefst verbunden sind. Als historischen Orten wird ihnen Authentizität zugeschrieben. Doch was ist dieses Authentische, und in welchen Formen wird es inszeniert, abgewandelt und transformiert? Welche Praktiken und Aneignungsformen werden damit verknüpft? Welche Bedeutung hat die Zuschreibung von Authentizität, und wie gehen Gedenk- und Erinnerungsstätten, Dokumentationszentren und historische Museen mit der Ressource Authentizität in ihren musealen Präsentationen und pädagogischen Angeboten um? Wie kann es in der Bildungsarbeit eingesetzt werden, und inwieweit kann es (de-)konstruiert werden? Und was ist überhaupt authentisch an diesen historischen Orten, die im Laufe der Zeit ständigen Veränderungen unterworfen sind? Die Konferenz unternimmt den Versuch, den Umgang mit und die Zuschreibung von Authentizität anhand unterschiedlicher Gedenkorte und Gedenkereignisse zu historisieren und zu reflektieren. Zu den Beispielen sollen deshalb Erinnerungsstätten gehören wie Reformations-Gedenkorte, Geburtsorte, Orte des Sterbens, Gedenk- und Lernorte, die an Massenverbrechen erinnern, Schlachtfelder als Orte des Massensterbens und Orte des Widerstands. Damit soll eine Diskussion angeregt werden, ob die normative und gesellschaftliche Dimension von Geschichte Auswirkungen auf unterschiedliche Authentizitätskonzeptionen und Authentizitätswahrnehmungen hat.

Konzeption: Thomas Schaarschmidt, Irmgard Zündorf, Achim Saupe (ZZF); Axel Drecoll (IfZ), Barbara Christophe (GEI), Joachim Berger (IEG)

Wegen begrenzter Raumkapazitäten bitten wir um eine Anmeldung bis zum 31. Januar 2017 bei Irmgard Zündorf: zuendorf@zzf-potsdam.de

Programm

1. März 2017
ab 15.00 Uhr: Registrierung

16.00-16.30
Begrüßung Gabriele Hammermann (Gedenkstätte Dachau)
Thematische Einführung: Axel Drecoll (IfZ München) Thomas Schaarschmidt (ZZF Potsdam)

16.30-18-00
Sakralisierung des Authentischen
Moderation: Heidemarie Uhl (Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Insa Eschebach (Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück):
Blutgetränkte Erde. Die Sakralisierung von historischen Orten des Massensterbens

Silvio Reichelt (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg):
Verortung und Authentisierung im Wandel. Reformationsgedächtnis und Luther-Gedenken 1983/2017

Jörg Skriebeleit (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg):
Zwischen Auschwitz und Austerlitz. Reisen ins Reich der Toten

19.30-21.00
Historische Orte im Spannungsfeld von Authentizität und Historizität
Podiumsdiskussion: Martin Sabrow (ZZF), Ingrid Scheurmann (TU Dortmund), Matthias Heyl (Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück)
Moderation: Achim Saupe

2. März 2017
9.00-11.30
Gabriele Hammermann (Gedenkstätte Dachau):
Dachau als authentischer Ort? Gedenkstättenführung

14.00-15.45
Formen der Aneignung und Nutzung des Authentischen (I):
Gedenkstättenpädagogik zwischen Personalisierung und Medialisierung
Moderation: Christian Kuchler (RWTH Aachen)

Alfons Kenkmann (Universität Leipzig):
Zwischen Authentizität, Überformung und Verschwinden? Chancen und Herausforderungen für die Gedenkstättendidaktik am historischen Ort

Verena Haug (Evangelische Akademien in Deutschland):
Der Zeitzeuge hat das letzte Wort. Überwältigung durch die Potenzierung des Authentischen am historischen Ort?

Steffi de Jong (Universität Köln):
Das verpixelte Lager. Überlegungen zu virtuellen Repräsentationen in Gedenkstätten

16.15-18.00
Formen der Aneignung und Nutzung des Authentischen (II): Autorisierung von Erinnerungsorten
Moderation: Barbara Christophe (Georg-Eckert-Institut)

Julia Röttjer (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz/Deutsches Polen Institut Darmstadt):
Authentizität im UNESCO-Welterbe-Diskurs – am Beispiel des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Stefanie Endlich (Universität der Künste Berlin):
„Hier stand das Geburtshaus Richard Wagners …“. Historische Stadtführungen auf der Suche nach der authentischen Topografie

Birgit Marzinka (Agentur für Bildung Berlin):
Historische Orte des queeren Berlin

20.00 Uhr
Filmvorführung

3. März 2017
9.15-10.45
Formen der Aneignung und Nutzung des Authentischen (III): Reenactment
Moderation: Stefanie Eisenhuth (Humboldt-Universität zu Berlin)

Stefanie Samida (Heidelberg School of Education):
Vom Ereignis zum Erlebnis: Schlachtfeldtourismus und Schlachtfeld-Reenactment

Claudia Lenz (Norwegian School of Theology):
Learning at authentic places of historical trauma: The “White Busses” and Utøya as (contrasting) cases

Dominik Kleinen (Humboldt-Universität zu Berlin):
Authentizität als Risiko. Historische Festumzüge und Paraden im Berlin der 1980er und 1990er Jahre

11.15-13.00
Abschied vom Authentischen? Im Übergang von Gedenk- und Erinnerungsstätten zu Dokumentationszentren und Geschichtsmuseen
Moderation: Irmgard Zündorf

Éva Kovács (Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien/Institut für Soziologie an der Ungarische Akademie der Wissenschaften):
In situ oder in context? Authentifizierungsstrategien in Dokumentationszentren und zeithistorischen Museen in Ungarn

Thomas Lutz (Stiftung Topographie des Terrors):
Der Gebrauch von Überrestquellen zur Traditionsbildung in der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des NS-Regimes

Stephan Schwan, Peter Gerjets, Melissa Gussmann (Leibniz-Institut für Wissensmedien):
Zur Wahrnehmung eines authentischen Ortes. Das Beispiel Obersalzberg

14.00-16.00
Ist historische Authentizität ein aussagekräftiges Kriterium für die Kategorisierung von Gedenkstätten, Erinnerungsstätten, Dokumentationszentren und Geschichtsmuseen?

Podiumsdiskussion: Annemarie Franke (Kulturreferentin im Schlesischen Museum Görlitz), G. Ulrich Großmann (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg), Saskia Handro (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Leo Schmidt (BTU Cottbus-Senftenberg)
Moderation: Axel Drecoll

Kontakt

Zentrum für Zeithistorische Forschung
Dr. Irmgard Zündorf
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

zuendorf@zzf-potsdam.de

http://www.zzf-pdm.de
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Deutsch
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