Verzicht auf Traditionsstiftung und Erinnerungsarbeit? Narrative der europäischen Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert

Verzicht auf Traditionsstiftung und Erinnerungsarbeit? Narrative der europäischen Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstalter
Angelika Schaser, Historisches Seminar, Universität Hamburg; Sylvia Schraut, Historisches Institut, Universität der Bundeswehr München
Veranstaltungsort
Stuttgart-Hohenheim
Ort
Stuttgart-Hohenheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.03.2018 - 21.03.2018
Deadline
15.03.2017
Von
Angelika Schaser, Historisches Seminar, Universität Hamburg

Als sich in den 1970er Jahren die zweite Frauenbewegung auf den politischen Bühnen Europas Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne historische Vorläufer. Offenbar war es der alten/ersten Frauenbewegung im letzten Drittel des 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht oder nicht ausreichend gelungen, die eigenen Ziele, Aktionen und Errungenschaften in der kulturellen Erinnerung zu verankern. Am deutschen Beispiel lässt sich überdies zeigen, dass in der ersten Frauenbewegung die schriftstellerische Arbeit an der eigenen Traditionsstiftung einigen wenigen Repräsentantinnen überlassen worden war. Sie verankerten die Deutung einer Frauenbewegung, die in wesentlichen Bereichen nicht am bürgerlichen Geschlechtermodell rüttelte, und interpretierten die eigenen Aktivitäten als überparteilich, überkonfessionell, staatstragend und die Nation stärkend. Auch dieses tradierte Selbstbild mag dazu beigetragen haben, Schnittstellen zwischen alter und neuer Frauenbewegung eher zu verschleiern als offenzulegen.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sind die Leitfragen der geplanten Tagung zu verstehen:
- In welcher Weise betrieben Akteurinnen der ersten europäischen Frauenbewegung ihre eigene Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung?
- Existierten transnationale Bemühungen zur Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung der Frauenbewegungen?
- Welche Lager in den jeweiligen europäischen Frauenbewegungen waren besonders aktiv und erfolgreich in der Erinnerungsarbeit?
- Welche Bilder von frauenbewegten Aktivitäten wurden transportiert, welche Bereiche marginalisiert oder gar tabuisiert?
- Welche Traditionsbrüche sind in den jeweiligen nationalen Frauenbewegungen zu beobachten und wie sind diese zu erklären?
- In welcher Weise rezipierten die neuen europäischen Frauenbewegungen die Geschichte und die Geschichtsschreibung der Vorläuferorganisationen?

Wir bitten um die Zusendung von Abstracts (im Word-Format) für die Konferenz bis zum 15. März 2017. Diese Tagung soll den Stand der heutigen Forschungen zu den Frauenbewegungen zeigen und Expert_innen, Nachwuchswissenschaftler_innen und Studierenden die Möglichkeit zum Austausch bieten. Wir freuen uns auf Abstracts zu vielen europäischen Ländern und hoffen auf eine Vielfalt von Themen und Zugängen.

Bitte senden Sie ein Abstract von max. 500 Worten an Angelika.Schaser@uni-hamburg.de und Sylvia.Schraut@unibw.de. Über die Annahme Ihres Vorschlags werden wir Sie bis zum 1. Mai 2017 informieren.

CfP
Abstinence from Inventing Tradition and from Preserving Memories? Narratives of the European Women’s Movements during the 19th and 20th Centuries

Conference 19. - 21. March 2018, Stuttgart-Hohenheim

When the second wave of European women’s movements made their voices heard on the political stage during the 1970ies, these movements appeared as having no history and no predecessors. Apparently, the first women’s movement of the 19th and the beginning 20th century did not succeed sufficiently in embedding its goals, actions and achievements into the collective cultural memory. Moreover, the German example shows that, in the first wave, writing on the history of the women’s movement was limited to very few representatives. They established the interpretation of a women’s movement which did not essentially shake the bourgeois gender order and they presented their own agency as an all-party and interdenominational activity which supported the state and the nation. This self-perception may also be responsible for the concealment of the ties and links between the first and second wave of women’s movements.
Against this background we suggest the following key questions for the upcoming conference:
- How did the activists of the first European women’s movements work on their own history and the creation of their tradition?
- Did transnational efforts exist to establish historiography and tradition of the women’s movements?
- Which parts of the respective European movements were especially active and successful in creating traditions and embedding them into public memory?
- Which images of women’s movements activity were conveyed, which areas were marginalized or even tabooed?
- Which breaks with traditions can be observed in the respective European women’s movements and how can they be explained?
- How did the second wave of European women’s movements perceive and recognize the history and the historiography of their predecessors?

We invite submission of abstracts for papers to be presented at our upcoming conference on 15 March 2017. We intend this conference to provide an opportunity to highlight contemporary research on women’s movements, and to bring together early career researchers, established scholars, and students to share their ideas. We welcome abstracts on any European region, and hope to explore a wide range of topics and approaches.

Please send abstracts of up to 500 words (in Word format) to angelika.schaser@uni-hamburg.de and sylvia.schraut@unibw.de. Applicants will receive feedback by 1 Mai 2017.

Programm

Kontakt

Angelika Schaser

Universität Hamburg, Arbeitsbereich Deutsche Geschichte, Von-Melle-Park 6, 20146 Hamburg

+49 40 42838 4528

Angelika.Schaser@uni-hamburg.de

https://www.geschichte.uni-hamburg.de/arbeitsbereiche/deutsche-geschichte/personen/schaser.html
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Deutsch
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