Zeit für Verantwortung: Wissenschaft und Gesellschaft in Europa
Internationale Konferenz, Bochum, 24. bis 26. August 2017
mit Förderung durch die Stiftung Mercator GmbH
Seit der Antike strebt die Wissenschaft an, ihren festen Platz in der Gesellschaft zu finden und Verantwortung in sozialen, kulturellen und politischen Bereichen zu übernehmen. Doch die Ausdifferenzierung ihrer verschiedenen Disziplinen und die Ausprägung methodischer Standards drängen die Wissenschaften zunehmend zur Spezialisierung. Häufig wurde dies mit dem Bild vom Elfenbeinturm kritisiert, in den sich die Wissenschaft geflüchtet – bzw. recht wohnlich eingerichtet – habe. In diesen Diskursen und Prozessen bleibt das Verhältnis der Wissenschaft(en) zur Politik und zur politischen Macht in einem schwierigen und oft unklaren Spannungsverhältnis. In der aktuellen Situation in Europa und in der Welt scheinen die damit verbundenen Abhängigkeitsverhältnisse und Autonomieansprüche abermals besonders brisant.
Die Thematik der Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft geht einher mit der Frage nach ihrer Verantwortung – Verantwortung gegenüber ihren eigenen Standards und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sowie ihren Ansprüchen auf das Tun der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Hinzu kommt die – oft auch ganz persönliche – Frage, wie sich soziales und politisches Engagement mit der ‚reinen‘ wissenschaftlichen Arbeit verbinden lässt.
Oft steht der Vorwurf im Raum, die Wissenschaft beteilige sich nicht am öffentlichen Diskurs oder führe einen Paralleldiskurs. Gleichzeitig verlangen viele Stiftungen und Förderprogramme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine ausführliche Darstellung ihres gesellschaftlichen Engagements. Für viele von ihnen gehört das Erreichen der Öffentlichkeit zu den größten Herausforderungen. Die Frage, wie man mit Politik und Gesellschaft in einen für alle Seiten produktiven Dialog treten kann, stellt sich immer wieder. Wissenschaft war nie neutral und kann es auch nicht sein. Alle Wissenschaftlerinnen und alle Wissenschaftler sind für ihre Überzeugungen, Handlungen und Einstellungen verantwortlich.
Die vielen Krisen der europäischen Gesellschaft(en) und der Politik fordern die Wissenschaft besonders heraus. Welche Antworten verlangen die Fragen unserer Zeit? Die Tagung unternimmt den Versuch, aus einer interdisziplinären Perspektive diese Fragen zu erörtern und vielgestaltig zu beantworten, indem das Themenfeld von politischen, philosophischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen sowie historischen Gesichtspunkten neu beleuchtet wird.
Als Vortragende sind u. a. Prof. Dr. Norbert Lammert (Präsident des deutschen Bundestages) und Prof. Dr. Claus Leggewie (KWI Essen) angefragt. Wir laden alle interessierten Kolleginnen und Kollegen zur Mitwirkung an der Konferenz ein. Für Kurzreferate (ca. 20 Minuten) erbitten wir Abstracts von maximal 300 Wörtern und eine kurze biographische Notiz bis zum 30.04.2017. Zur Übernahme von Reise- und Übernachtungskosten stehen Stipendien zur Verfügung.
Kontaktanschrift für Abstracts, Anmeldungen und Informationen: idf@rub.de
RUB Europadialog, Organisationgruppe:
Susanne K. Christ (Gießen), Judith Müller M. A. (Beer Sheva),
Dr. Ubaldo Villani-Lubelli (Lecce);
Projektkoordination: Dr. Silke Flegel, Dr. Frank Hoffmann (RUB, IDF)