200 Jahre lutherisch-reformierte Union. Wirkungen und Perspektiven

200 Jahre lutherisch-reformierte Union. Wirkungen und Perspektiven

Veranstalter
Kommission für kirchliche Zeitgeschichte der Evangelischen Kirche von Westfalen c/o Landeskirchliches Archiv
Veranstaltungsort
Haus Villigst, Iserlohner Straße 25, 58239 Schwerte
Ort
Villigst
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.09.2017 - 19.09.2017
Website
Von
Norbert Friedrich, Archiv, Bibliothek und Museum, Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth

Nach dem Wiener Kongress wurde eine konfessionelle Vereinigung von Lutheranern und Reformierten Thema einer groß angelegten Kirchenreform in Preußen. Am 27. September 1817 unterzeichnete König Friedrich Wilhelm III. den Aufruf, es ihm gleichzutun und am Reformationstag das Abendmahl in einer gemeinsam lutherisch-reformierten Feier zu empfangen. Das wurde weithin mit Begeisterung aufgegriffen; das Unionsprojekt entsprach dem Geist der Zeit. Bereits einige Wochen zuvor war im Herzogtum Nassau eine Vereinigung unter Hintanstellung der reformatorischen Lehr-unterschiede eingeführt worden. 1818 folgte die Pfalz. 1821 wurde in Baden eine dort 1807 eingeführte Verwaltungsunion, die den unterschiedlichen Bekenntnisstand der Gemeinden belassen hatte, zu einer Konsensusunion weiterentwickelt. Unionskirchen entstanden dann auch u.a. in Rheinhessen, Hanau, Waldeck-Pyrmont und Anhalt-Bernburg. In Preußen kam es wegen der Verknüpfung der Unionsfrage mit der Debatte über eine presbyterial-synodale Kirchenverfassung und die vom König selbst massiv betriebene Einführung einer Einheitsagende zu tiefgreifenden Konflikten – die bis dahin eskalierten, dass sich nach 1830 in Schlesien und Pommern Lutheraner von der unierten Landeskirche trennten und teilweise auch aus Preußen nach Übersee auswanderten.
Zur Wirkungsgeschichte der Union gehört also auch eine Konflikt- und Schuldgeschichte. Neben Impulsen zu Konfessionalisierung und Rekonfessionalisierung birgt sie aber erhebliche Potenziale zu theologisch begründeter Gemeinschaft, wie sie in den Bekenntnissynoden des „Kirchenkampfes“ oder auch in ökumenischen Beziehungen zum Tragen gekommen sind. Inwieweit lassen sich aus den verschiedenen Unionstypen des 19. Jahrhunderts heute noch bestehende unterschiedliche Verständnisse der Union erklären? Wie stellte sich die Union jenseits deutscher Landesgrenzen dar? Welches konfessionelle Selbstverständnis hat die Kirche auf allen Ebenen in der weltweiten Ökumene geprägt? Wo spielen, mit Blick auf die Religionspädagogik und die Kirchenverfassungen reformierte und lutherische Perspektiven heute noch eine Rolle? Die Konferenz widmet sich einer Analyse der Wirkweise und den Gegenwartsbezügen der zweihundertjährigen Unionsgeschichte

Programm

Montag, 18. September 2017

09.30–10.00
Stehkaffee
10.00–10.15
Begrüßung durch den Vorsitzenden der Kommission für kirchliche Zeitgeschichte
Prof. Dr. Dieter Beese
Grußworte

10.15–11.00
PD Dr. Henning Theißen
Über Verwaltungs- und Konsensunion hinaus. Unierte Theologie im 19. und 20. Jahrhundert
11.00–11.30
Diskussion

11.45–12.15
Prof. Dr. Jürgen Kampmann
Die Arbeit des EKvW-Ausschusses „Bekenntnis und Einheit“ (1953–1959)
12.15–12.30
Diskussion

14.30–18.00
Sektion 1: Unionsgedenken und Wirkungsgeschichte der Union in Deutschland

Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke
Geschichte des Unionsjubiläums 1867 vor dem Hintergrund der Integration der neuen preußischen Provinzen
Prof. Dr. Thomas Martin Schneider
Konfessionalisierung im „Kirchenkampf“ und Union
Dr. Dr. h.c. Wilhelm Hüffmeier
Das Unionsjubiläum 1967 im geteilten Berlin - in kirchengeschichtlicher und kirchenpolitischer Hinsicht
Kommentar: Prof. Dr. Jürgen Kampmann

18.30
Grußwort der Evangelischen Kirche von Westfalen
Dr. Vicco von Bülow

anschließend Abendessen / Zeit für Begegnung

Dienstag, 19. September 2017

08.30–08.50
Andacht (Prof. Axel Noack)

09.00–10.30
Sektion 2: Unionen außerhalb Deutschlands

Dr. Ulrich Möller
Die lutherischen, reformierten und kongregationalistischen Traditionen der UCC
Hanne Lamparter
Der ÖRK und das Fehlen eines „Unierten Weltbundes“
Kommentar: Hanns Lessing

11.00–12.30
Sektion 3: Exportmodell Union?

Hanns Lessing
Bethel-Mission, Rheinische Mission, VEM – unierte Mission?
Julia Reiff
Konfessionelle Prägung der deutschen evangelischen Auslandsarbeit zwischen 1922 – 1945? – exemplarisch dargestellt an europäischen Auslandsgemeinden.
Kommentar: Ulrich Möller

13.30–15.00
Sektion 4: Streitfall Union?

Martin Friedrich
Die tragenden Impulse der Union aus Perspektive der GEKE
Werner Klän
Die Leuenberger Konkordie als Vollendung der Union? Kritische Anfragen aus konfessionell-lutherischer Sicht.
Kommentar: Axel Noack

15.30–17.00
Sektion 5: Union und Bekenntnis in der Religionspädagogik

Albrecht Geck
Bekenntnisfragen in der Schulwirklichkeit / Religionspädagogik
ohne Bekenntnis?
Antje Roggenkamp
Religionspädagogik in der Pluralität: Ansätze und Konzepte für Perspektiven interreligiöser Verständigung
Kommentar: Jörg van Norden

17.00–17.45
Abschlussdebatte / Podium
(Kommentare von Tagungsbeobachtern):
Hans-Jürgen Abromeit / Hans-Georg Ulrichs

Die Sektionsvorträge werden kommentiert. Es besteht sodann
Gelegenheit zur Diskussion.

Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

Unterkunft
In Haus Villigst ist ein Kontingent an Zimmern reserviert. Auch eine Buchung für die vorherige Nacht ist möglich. Konferenzteilnehmer/innen buchen bitte
selbständig auf eigene Rechnng bei:

Haus Villigst
Astrid Schanz, Rezeptionsleitung
Telefon: 02304 / 755 103
astrid.schanz@haus-villigst.de

Die Kosten für ein Einzelzimmer inkl. Mahlzeiten betragen 55,50 Euro.

Vorangehende Veranstaltungen aus Anlass der Vereinigung der Lutheri-schen und der Reformierten Provinzialsynode der Graf-schaft Mark vor 200 Jahren

Am 15./16.9.2017 laden der Verein für Westfälische und der Verein für Rheinische Kirchengeschichte zu einer gemeinsamen Tagung in der Johanniskirche in Hagen ein; dabei werden die Ursprünge und Entwicklungen der Unionen im 19. Jahrhundert dargestellt. Am Sonntag, 17.9.2017, 10.30 Uhr, findet in der Hagener Johanniskirche ein festlicher Abendmahlsgottesdienst unter Leitung von Präses Kurschus, Bischöfin Bosse-Huber und Präses Rekowski statt. Prof. Dr. Christian Peters stellt in einem Kurzvortrag die Synodalvereini-gung in Grafschaft Mark vor 200 Jahren vor. Um 14.00 Uhr beginnt eine Exkursion u.a. nach Wetter, Herdecke und Unna mit Informationen zur lokalen Unionsgeschichte

Kontakt

Wolfgang Günther

Landeskirchliches Archiv der
Evangelischen Kirche von Westfalen
0521/594164

archiv@LKA.EKvW


Redaktion
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