Deutschsprachige Zionismen – Verfechter, Kritiker und Gegner, Organisationen und Medien (1890–1938)

Deutschsprachige Zionismen – Verfechter, Kritiker und Gegner, Organisationen und Medien (1890–1938)

Veranstalter
David Hamann M.A. (Berlin), Lisa Sophie Gebhard M.A. (Berlin), Dr. Ivonne Meybohm (Berlin); In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ina Ulrike Paul (Berlin / München)
Veranstaltungsort
Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Sophienstraße 22A, 10178 Berlin, Raum 1.01
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.10.2017 - 27.10.2017
Website
Von
Lisa Sophie Gebhard

Der moderne Zionismus formierte sich nach dem ersten Zionistenkongress 1897, stellte aber keine politische Einheit dar. So umschreibt der Sammelbegriff „Zionismus“ eine heterogene Bewegung, die in ihrer ideologisch-organisatorischen Entstehung und Entfaltung vom politischen Zeitgeist stark beeinflusst war. Geprägt von den im Kaiserreich zirkulierenden Wissens- und Ideenbeständen, führten die ZionistInnen untereinander Aushandlungsprozesse um die Vision von einer „jüdischen Heimstätte“ und ihre praktische Umsetzung.
Die Akteure und Agitationsmittel der unterschiedlichen Strömungen innerhalb der zionistischen Bewegung – die im Folgenden als „Zionismen“ apostrophiert werden – sowie ihre vielseitigen Beziehungen zu anderen jüdischen Organisationen, vorrangig dem „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ und dem „Hilfsverein der deutschen Juden“, werden im Rahmen des Colloquiums „Deutschsprachige Zionismen – Verfechter, Kritiker und Gegner, Organisationen und Medien (1890–1938)“ eingehend analysiert. Eines der Ziele der Veranstaltung ist es, ihr spannungsreiches Verhältnis untereinander sowie dasjenige zu nicht-zionistischen Gruppen herauszuarbeiten, wobei auch deren Zusammenarbeit in den Blick genommen wird. Dimensionen von Annäherung und Kooperation sollen ebenso wie die Austragung von Konflikten und Machtkämpfen zusammenhängend aufgezeigt werden. Auch die mediale Selbstdarstellung und die (generationellen) Identitätsbildungsstrategien der ZionistInnen werden thematisiert, wobei die von der Forschung übernommenen zeitgenössischen Kategorien kritisch zu prüfen sind.
Das Colloquium hat die Vernetzung europäischer WissenschaftlerInnen zum Ziel, die im Bereich Jüdische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit oben genanntem Schwerpunkt arbeiten.

Programm

Mittwoch, 25. 10. 2017

13:30 Uhr Empfang im Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
14:00 Uhr Beginn und Begrüßung (Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum)
14:15 Uhr Einführung (David Hamann, Lisa Sophie Gebhard, Dr. Ivonne Meybohm)

14:30 Uhr Prolog
Jan Rybak (Florenz): Die Balfour-Deklaration und die Russische Revolution: Zur Gleichzeitigkeit widersprüchlicher jüdischer Emanzipationsperspektiven in Zentral-/Osteuropa

Deutschsprachige Zionismen – Strömungen und Spannungen
Moderation: Jan Rybak (Florenz)

15:15 – 15:40 Uhr Lisa Sophie Gebhard (Berlin): „Judenstaatler, Praktiker und Kulturzionisten“ Die frühen Richtungskämpfe und Selbstverortungen deutschsprachiger Zionisten
15:45 – 16:10 Uhr Dr. Manja Herrmann (Berlin): Authentizitätspolitik im konstruierten Antagonismus zwischen Theodor Herzl und Achad Haam
16:10 – 16:35 Uhr Diskussion

17:30 Uhr Abendvortrag:
Prof. Dr. Christian Wiese (Frankfurt a. M.):
„Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck“: Robert Weltschs Deutung des Zionismus im Angesicht von Nationalsozialismus und Shoah

Donnerstag, 26. 10. 2017

Zionismen in Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Gesellschaft
Moderation: Dr. Ivonne Meybohm (Berlin)

9:00 – 9:25 Uhr David Hamann (Berlin): Der Hilfsverein der deutschen Juden und die osteuropäische jüdische Auswanderung nach Palästina
9:30 – 9:55 Uhr Tilmann Gempp-Friedrich (Frankfurt a. M.): Auf der Suche nach den jüdischen Deutschen: Der Centralverein und der Zionismus
10:00 – 10:25 Uhr Anna Ullrich (München): Alte Auseinandersetzungen und neue Allianzen – CV und ZVfD im Kampf gegen den Antisemitismus 1928–1933
10:25 – 10:50 Uhr Diskussion

Die Organisation und Rolle von Frauen
Moderation: Dr. Ines Sonder (Potsdam)

11:05 – 11:30 Uhr Rebekka Denz (Bamberg): „Treue Freundin[nen] des
Palästina-Aufbaus?“ Positionen von CVerinnen gegenüber der zionistischen Idee in der Zwischenkriegszeit
11:35 – 12:00 Uhr Viola Alianov-Rautenberg (Berlin / Haifa): „Neue Frauen, leichte Mädchen?“ Diskussionen über unverheiratete Frauen in der deutsch-jüdischen Einwanderung nach Palästina/Eretz Israel 1933–1939
12:00 – 12:25 Uhr Diskussion

Der Zionismus im politischen Diskurs
Moderation: Prof. Dr. Uwe Puschner (Berlin)

14:00 – 14:25 Uhr Fabian Weber (München): Der Zionismus in den politischen Debatten des Deutschen Reiches. Nichtjüdische Palästina-Diskurse zwischen 1897 und 1933
14:30 – 14:55 Uhr Dr. Christian Dietrich (Frankfurt/O.): „Pioniere der Weltrevolution im Vorderen Orient“. Die Radikalisierung des österreichischen Arbeiterzionismus zwischen 1918 bis 1920
14:55 – 15:20 Uhr Diskussion

Religiöse Impulse in den deutschsprachigen Zionismen
Moderation: Dr. David Jünger (Brighton)

15:35 – 16:00 Uhr Dr. Daniel Mahla (München): Der religiöse Zionismus und die jüdische Orthodoxie
16:10 – 16:35 Uhr Felix Schölch (München): Religiöse Erneuerung in Israel: Schalom Ben-Chorins Beitrag zum progressiven Judentum
16:40 – 17:05 Uhr Marco Kißling (Berlin): Religion und Zionismus bei Ernst Simon – Denken in der „zweiten Naivität“
17:05 – 17:30 Uhr Diskussion

Freitag, 27. 10. 2017

Kultur- und Wissenstransfers zwischen Deutschland und Palästina
Moderation: Prof. Dr. Ina Ulrike Paul (Berlin / München)

9:30 – 9:55 Uhr Rebekka Grossmann (Jerusalem): Locating Palestine in 1925. Georg Landauer’s Photobook "Palästina. 300 Bilder"
10:00 – 10:25 Uhr Albrecht Spranger (Berlin): Theodor Zlocisti – Ein Zionist in Deutschland und Palästina

10:40 – 11:05 Uhr Dana von Suffrin (München): Pflanzen für Palästina! Naturwissenschaften im Jischuw, 1900–1930
11:10 – 11:35 Uhr Dr. Björn Siegel (Hamburg): Arnold Bernstein und die Palestine Shipping Company zwischen zionistischer Vision und ökonomischer Realität
11:35 – 12:00 Uhr Diskussion

13:30 Uhr Wissenschaftliches Resümee und Abschluss des Colloquiums Moderation: Dr. Ivonne Meybohm (Berlin)

Das Colloquium ist - mit Ausnahme vom Abendvortrag am 25. 10. - nicht öffentlich. Assoziierte Mitglieder des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, die an einer Teilnahme interessiert sind, werden gebeten, sich per E-Mail anzumelden.

Gefördert wird das Colloquium durch die Fritz Thyssen Stiftung und die Freie Universität Berlin.

Kontakt

David Hamann, Lisa Sophie Gebhard
Friedrich Meinecke Institut, Freie Universität Berlin

E-Mail: zionismen@mail.de