Vermessungen einer Intellectual History der frühen Bundesrepublik

Vermessungen einer Intellectual History der frühen Bundesrepublik

Veranstalter
Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Professur Politische Theorie und Ideengeschichte, Projekt: Intellectual History der Bundesrepublik, Prof. Dr. Alexander Gallus / Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) / Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW)
Veranstaltungsort
Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.11.2017 - 01.12.2017
Deadline
23.11.2017
Von
Dr. Sebastian Liebold

Miefige oder aufregende Zeit? Moderne oder antiquierte Denkweisen? Köpfe, Netzwerke und Medien im Mainstream oder in Außenseiterrollen? Die Tagung gibt einen Überblick über Forschungen zu einer Intellectual History der frühen Bundesrepublik. Anhand von fünf Achsen überprüft sie das Konzept und diskutiert Ergebnisse und Perspektiven: 1. Ideologien im politisch-gesellschaftlichen Wandel, 2. Staatsbegründung und Streitbarkeit, 3. (Geistes-)Wissenschaft zwischen Ideologie und Eigenlogik, 4. Biografien zwischen Erfahrung und Erwartung und 5. Materialität und Organisation intellektueller Öffentlichkeit.
Anspruch der Beiträge ist es, in ihren Gegenständen nicht statische, sondern dynamische Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Wissensformen zu sehen. Verknüpft mit sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Praktiken zeigen sich dabei oft widersprüchliche Denk- und Rollenmuster. Die zu Tage tretenden Diskursnetze – etwa die akademischer Fächer – lassen fruchtbare Gespräche zwischen Historikern, Politikwissenschaftlern, Philosophen, Soziologen, Literatur- und Kulturwissenschaftlern erwarten.
Inhaltlich rangieren Fragen der ideologischen Begründung gesellschaftlicher Realität, der demokratischen Staatsgründung und seiner Ausgestaltung im Alltag, der persönlichen Erfahrung mit der „neuen Zeit“ in der akademischen Welt und mediale Vermittlungsformen vorn. Methodisch steht die Schärfung des Konzepts einer Intellectual History im Mittelpunkt, die am konkreten Material Ideenwege und Kreuzungspunkte vermisst. Dabei ist Publizität als Kriterium intellektuellen Wirkens relevant. Welche Erwartungen knüpften Intellektuelle an eine Verbindung zu ihrer Umwelt, wie fielen die Reaktionen aus? Wie wichtig nahmen sie Medien –wie das Radio – und „unkonventionelle“ Vermittlungsarten? Waren sie sich des oft elitären Charakters dieser Interaktionen bewusst?
Gängige Narrative – wie das eines entideologisierten und deradikalisierten Zeitalters – sollen an Diskursen beispielhaft überprüft werden: etwa zum Wissenschaftsverständnis, zu gesellschaftlichen Ordnungsentwürfen oder dem Umgang mit der Vergangenheit. Die Tagung knüpft an Arbeiten des Projekts Intellectual History der Bundesrepublik an der TU Chemnitz an.

Programm

Programm
Donnerstag, 30. November 2017

Begrüßung und Einführung
14.00–14.15 Uhr
Alexander Gallus (Chemnitz)

Keynote: Der Zwang zur Parteinahme. Die Intellektuellen im Frontstaat des Kalten Krieges
14.15–15.30 Uhr
Axel Schildt (Hamburg)

Ideologien im politisch-gesellschaftlichen Wandel
15.30–17.00 Uhr
Martina Steber (München): Konservatismus in Legitimationsnöten. Westdeutsche Suchbewegungen in den 1950er und frühen 1960er Jahren
Jens Hacke (Halle): Liberalismus jenseits des kaltkriegerischen Konsenskitts
Philipp Kufferath (Bonn): Sozialismus im Spannungsfeld von Staatsdoktrin, Antikommunismus und radikaler Utopie
Moderation: Thomas Kroll (Jena)

Staatsbegründung und Streitbarkeit
17.30–19.00 Uhr
Marcus Llanque (Augsburg): Der Republikanismus der Gründer: die Verfassungsdebatten der ersten Jahre
Friedrich Kießling (Eichstätt): Diskutieren lernen oder die Entdeckung der guten Kontroverse
Michael Dreyer (Jena): Streitbare Demokratie als Weimar-Antidot
Moderation: Dirk van Laak (Leipzig)

Freitag, 1. Dezember 2017

(Geistes-)Wissenschaft zwischen Ideologie und Eigenlogik
09.00–11.00 Uhr
Frank Schale (Chemnitz): Die Persistenz staatsrechtlicher Probleme in der Politikwissenschaft: Franz L. Neumann und Karl Loewenstein
Karl-Siegbert Rehberg (Dresden): Soziologen und Psychologen mit Realitätsdrang?
Hendrikje Schauer (Marbach): Geschichtsphilosophische und ästhetische Grundlagenkonflikte: Prüfstein Heine
Jan Eckel (Tübingen): Historiker entdecken die Geschichte der eigenen Zeit
Moderation: Hubertus Buchstein (Greifswald)

Biografien zwischen Erfahrung und Erwartung
11.30–13.30 Uhr
Sebastian Liebold (Chemnitz): Medienstar und Kauz? Arnold Bergstraesser in der frühbundesrepublikanischen Öffentlichkeit
Magnus Klaue (Leipzig): Ausgegangene Erwartung. Max Horkheimer in Montagnola
Franziska Meifort (Oldenburg): Ein „Wunderkind der deutschen Soziologie“? Ralf Dahrendorf in den fünfziger Jahren
Roman Yos (Potsdam): „Die Masse - das sind wir“. Jürgen Habermas’ demokratietheoretische Einsatzstelle in der frühen Bundesrepublik
Moderation: Maren Möhring (Leipzig)

Materialität und Organisation intellektueller Öffentlichkeit
14.30–16.00 Uhr
Peter Hoeres (Würzburg): Die „Pravda der Bourgeoisie“. Die F.A.Z. als neues konservatives Leitmedium?
Moritz Neuffer (Berlin): Zur Publizistik der Neuen Linken um 1960
Stefan Gerber (Jena): Öffentliche Refugien des Katholizismus in säkularen Zeiten: Herder-Verlag, Publik und Rheinischer Merkur
Moderation: Alexander Gallus (Chemnitz)

Abschlussdiskussion
16.00–16.30 Uhr

Anmeldung
Um eine Anmeldung zur Tagung wird gebeten bis 23.11.2017 via Email an:
sekretariat@saw-leipzig.de

Kontakt für inhaltliche Fragen
Professur Politische Theorie und Ideengeschichte an der TU Chemnitz
theorie@phil.tu-chemnitz.de

Kontakt

Sekretariat der SAW

Villa Klinkhardt, Karl-Tauchnitz-Straße 1, 04107 Leipzig

sekretariat@saw-leipzig.de

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