Als Edward Steichen im Januar 1955 seine Ausstellung „The Family of Man“ mit 503 Aufnahmen im New Yorker Museum of Modern Art eröffnete, war dies weder die erste, noch die größte, wohl aber die mit rund zehn Millionen Besuchern wahrscheinlich publikumswirksamste Photoausstellung in einem Museum. Sie befindet sich heute in Luxemburg und zählt zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Photoausstellungen gab es bereits in der Frühzeit des Mediums. Seit der ersten Weltausstellung 1851 in London wurde dem Medium große Aufmerksamkeit geschenkt, so dass die Photographie bereits im 19. Jh. eine überragende Popularität erlangte. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erlebte die Photographie dann auch ihren medialen Siegeszug: Wochenmagazin, illustrierte Tageszeitung, Bildpostkarte, opulente Bildbände, Mode und Werbung, Ausstellung und Museum. Gleichzeitig hatte man mit dem noch jungen Kino eine weitere Form der modernen Visualisierung gewonnen, die sich ebenfalls rasant entwickeln sollte.Photographie und Film gehören zusammen. Abgesehen von den einschlägigen Filmmuseen in Paris, London und Frankfurt und einigen legendären Performances der Pop Art, sollte es allerdings relativ lange dauern, bis der Film genauso wie das Photo im Museum angekommen war. Projektionen mit 16- oder 35-Millimetermaterial waren umständlich und störanfällig, kurze Videoclips zur Dokumentation oder Illustration historischer Sachverhalte blieben lange Zeit die einzigen filmisch-musealen Präsentationsformen.
Mit der Digitalisierung haben sich die Möglichkeiten photographischer und filmischer Präsentation in Museum und Ausstellung revolutionär verändert. Nunmehr lassen sich die beiden Medien simultan und parallel als Mittel der Präsentation, als Exponat und Quelle oder zur Animation verwenden. Längst arbeitet die Szenografie mit multimedialen Effekten, mit Social Media und crossmedialen Strategien der Publikumsführung.
Die Arbeitstagung „Populäre Präsentationen. Photographie und Film als Medien musealer Aneignungsprozesse“ konzentriert sich auf die Möglichkeit der beiden Medien im museologischen sowie ausstellungspraktischen Kontext in der Vergangenheit und der Gegenwart gleichermaßen. Ansprechen möchte die Tagung insbesondere Museums- und Ausstellungskuratorinnen und –kuratoren, aber auch Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, die sich in der Forschung, in Theorie und Praxis mit musealen Formen der visuellen Präsentation beschäftigen.
Für die Referate kommen Darstellung und Analyse folgender Themen in Frage:
– Historische Ausstellungen, bei denen die Photographie oder der Film eine signifikante Rolle spielten
– Photographie und Film als museologisch-didaktische Medien der Vermittlung im analogen Zeitalter
– Photographie, Film und andere visuelle Formen in multimedialen Präsentationstechniken
– Visuelle Formen der Präsentation von Film und Photographie in Museen und Archiven im Internet
Eingereicht werden können ausschließlich Originalbeiträge. In einem Summary sollten Sie Ihr Thema auf maximal einer Seite zusammenfassen und Methode und Zielführung skizzieren. Bitte notieren Sie Ihren Namen, die postalische Adresse und E-Mail auf demselben Blatt. Ihr Vortrag darf 20 Minuten nicht überschreiten. Die Texte werden 2019 gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in einem Sammelband der Reihe „Visuelle Kultur. Studien und Materialien“ (Waxmann, Münster) veröffentlicht. Es wird davon ausgegangen, dass die Vorträge und die druckfertig bearbeiteten Bildvorlagen (mindestens 300 dpi Auflösung) für die Publikation zur Verfügung gestellt werden. Ein geringer Reisekostenzuschuss kann übernommen werden. Summarys werden als Word-Datei per Mail bis zum 31. Mai 2018 erbeten.