Workshop des Arbeitskreises "Geschichtsdidaktik theoretisch"

Workshop des Arbeitskreises "Geschichtsdidaktik theoretisch"

Veranstalter
Arbeitskreis "Geschichtsdidaktik theoretisch" der Konferenz für Geschichtsdidaktik gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik der Universität Bielefeld
Veranstaltungsort
Universität Bielefeld
Ort
Bielefeld
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.03.2018 - 20.03.2018
Deadline
09.03.2018
Website
Von
Prof. Dr. Martin Lücke

Welche Konzepte, Ideen und Ansätze sind geeignete Ausgangspunkte von geschichtsdidaktischer Theoriebildung für eine heterogene und plurale Gesellschaft? Soll die grundlegende Theoriearbeit in der Geschichtsdidaktik an den Maximen der Wissenschaft oder an den lebensweltlichen Erfordernissen der Lernenden orientiert sein? Wie inkludierend bzw. exkludierend zeigen sich diese Konzepte, Ideen und Ansätze, wenn man sie auf ihre Reichweite für Menschen in all ihrer Vielfalt durchdenkt? Darf die notwendig gewordene kritische Selbstreflexion unserer Disziplin selbst bis dorthin ausgeweitet werden, wo es um das Menschenbild geht, das die Geschichtsdidaktik ihrer Theoriebildung zugrunde legt? Es muss nämlich auch die Frage beantwortet werden, welche Lernenden die Geschichtsdidaktik in ihre Theoriebildung einbeziehen möchte, sollten diese denn eine Rolle in der Konzeptionierung des historischen Lernens spielen sollen: Nur diejenigen, die in der Lage sind, ihre eigene Lebenszeit gedanklich in die Perspektiven Vergangenheit und Zukunft hinein zu überschreiten, die den sprachlichen und kognitiven Anforderungen zum Durchdenken und Reflektieren von Geschichte zumindest einigermaßen entsprechen? Durch den Einzug des Paradigmas des Geschichtsbewusstseins mit seinen historistischen Bezügen ist es der Didaktik der Geschichte seit den 1970er Jahren zudem erfolgreich gelungen, fachexterne Theorieangebote abwehren zu können und sich reizvollen interdisziplinären Theorieangeboten zu verschließen (Beispiele: Kritische Theorie, Postkolonialität), die das disziplinäre Selbstverständnis nachhaltig hätten irritieren können. Gleichzeitig hielt die Forderung nach einem Lebensweltbezug historischen Lernens Einzug in fast alle Rahmenlehrpläne, ohne dass fundiert und solide über den Lebensweltbegriff nachgedacht wurde.
Fragen, denen wir im Verlauf des Workshops nachgehen wollen sind z.B.:
- Welchen Lebensweltbegriff verwenden wir in der Geschichtsdidaktik und von woher leiten wir ihn ab? Mit welchen Konsequenzen ist dieser Lebensweltbegriff versehen?
- In welchem Verhältnis stehen Lebenswelt, Geschichtsdidaktik und Geschichtswissenschaft zueinander? Wie ist dieses Verhältnis zu begründen?
Ändern sich die Ziele des historischen Lernens, wenn die Lebenswelt als Bezugsgröße in die geschichtsdidaktische Theoriebildung einbezogen wird?
- Hat der Einbezug der Lebenswelt in die Geschichtsdidaktik Auswirkungen auf die zentralen Begriffe und Paradigmen, wie z.B. Geschichtsbewusstsein, historische Identität und Narrativi-tät?
- Gibt es einen inneren Zusammenhang von Lebenswelt, Geschichtsbewusstsein und Geschichts-kultur? Wie sieht dieser Zusammenhang konkret aus und was bedeutet dies für den Geschichts-unterricht in pluralen und heterogenen Klassen?
- Wie gehören Lebenswelt und die in der Geschichtsdidaktik so zentrale historische Identität zusammen? Was bedeutet dies für plurale und heterogene Klassen?
- Welche Konzeptionen von Wissenschaft können und dürfen Impulsgeber für die Didaktik der Geschichte sein?
- Welches Menschenbild soll der geschichtsdidaktischen Theoriebildung zugrunde gelegt werden: das aktuell gültige kognitivistische Menschenbild, das dem cartesianischen Dualismus zugrunde liegt oder ein phänomenologisches Menschenbild, das Vernunft auch in der intentionalen Hinwendung eines jeden Menschen zur Welt erkennen kann?

Der Workshop findet auf der Basis von pre-circulated papers statt, im im Vorfeld an die Teilnehmenden verschickt werden. Auf der Tagung selbst werden nicht die Paper vorgestellt . Vielmehr erfolgen gebündelte Kommentare zu den Beiträgen, die in die anschließende Diskussion einleiten.

Programm

Montag, 19. März 2018

13:30 bis 14:00 Einführung (Martin Lücke/Bärbel Völkel/Lars Deile)

14:00 bis 15:30 Panel I Begriffe und Konzepte in der geschichtsdidaktischen Theorie

Urte Kocka: Husserls Lebensweltbegriff als Grundlage für geschichtsdidaktische Theoriebildung
Jörg van Norden: Von der Schwierigkeit des Begriffs Lebenswelt für Konstruktivismus und Geschichtsbewusstsein
Ralph Höger: Von der Erfahrung der Lebenswelt hin zum Prozess des Bedeutsam-Machens von Welt
Kommentar: Martin Lücke

15:30 bis 16:00 Kaffeepause

16:00 bis 17:30 Panel II Lebenswelt und Wissenschaft im historischen Lernen und im Geschichtsunterricht

Thomas Martin Buck: Kontinuität vs. Alterität? Eine falsche Alternative historischen Lernens.
Michael Zech: Zehn Thesen zum Geschichtsunterricht im Spannungsfeld von lebensweltlicher und wissenschaftlicher Orientierung: anschließen, erschließen, aufschließen
Joseph F. Freedman: Grau ist alle Theorie? History Pedagogy, Lebenswelt, and the Teaching of World History at American Schools and Universities
Kommentar: N.N.

17:30 bis 18:00 Pause

18:00 bis 19:30 Abendvortrag und Diskussion

Bärbel Völkel: Inklusive Geschichtsdidaktik - Vom inneren Zeitbewusstsein zur dialogischen Geschichte
Kommentar: Peter Schulz-Hageleit: Unsere Verhältnisse mit Geschichte? Wissenschaft oder Lebenswelt? Nein! Wissenschaft und Lebenswelt!

ab 19:30 Gemeinsames Abendessen

Dienstag, 20. März 2018
10:00 bis 11:30 Panel III Die politische Dimension von Geschichte, Lebenswelt und Theorie

Lars Deile: (Neo)Historismus. Symptom pathologischen Zeitbewusstseins
Oliver Plessow: "Reflektiertes/ reflexives Geschichtsbewusstsein" als Schlüssel historisch-politischer Bildung? Fragen an die lebensweltliche Zukunft von Demokratie- und Antiradikalismusbildung
Nina Reusch / Lale Yilridim: Für einen politischen Geschichtsunterricht
Kommentar: Jörg van Norden

11:30 bis 12:30 Abschlussdiskussion (Moderation Martin Lücke / Bärbel Völkel)

12:30 bis 14:00 Gemeinsames Mittagessen (Mensa der Universität Bielefeld)

14:00 bis 15:00 Weitere Diskussionen
Zukünftige Themen und Arbeitsweisen des AK Theorie
Veröffentlichung von Workshopergebnissen

Kontakt

Jun.-Prof. Dr. Lars Deile

Universität Bielefeld, Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte, Postfach 10 01 31
D-33501 Bielefel
+49 521 106-4329

silke.becker@uni-bielefeld.de


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