Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk Margarete Schütte-Lihotzkys

Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk Margarete Schütte-Lihotzkys

Veranstalter
Universität für angewandte Kunst Wien; in Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Veranstaltungsort
Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof, Schönlaterngasse 5, 1010 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
09.10.2018 - 10.10.2018
Deadline
08.10.2018
Von
Marcel Bois, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg

Anlässlich der 120. Wiederkehr des Geburtstags von Margarete Schütte-Lihotzky schrieb die Tageszeitung Der Standard, die Wienerin gelte „bis heute als unangefochtener Mythos der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Nachschlagewerke rühmen sie als ‚erste Architektin Österreichs‘, als ‚Pionierin der sozialen Architektur‘, als ‚Erfinderin der Frankfurter Küche‘, als ‚Aktivistin der Frauenbewegungen‘, als ‚Heldin des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur‘.“

Tatsächlich ist das Bild, das in der Öffentlichkeit von der Wiener Architektin gezeichnet wird, wenig ausdifferenziert. Im Gegensatz dazu steht eine in den vergangenen Jahren zu beobachtende intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit Leben und Werk Schütte-Lihotzkys. An der Universität für angewandte Kunst Wien (UaK) ist ihr Nachlass der am häufigsten beforschte Quellenbestand.

Aus diesen Gründen veranstaltet die UaK in Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg eine zweitägige, interdisziplinäre Konferenz. Kunsthistoriker/innen, Architekt/innen, Pädagog/innen, Ethnolog/innen und Geschichtswissenschaftler/innen werden neue Forschungsfragen und -ansätze sowohl zum architektonischen Œuvre als auch zum bislang wenig beachteten politischen Werdegang der langjährigen Kommunistin präsentieren. Im Fokus stehen dabei unter anderem geschlechterhistorische Perspektiven, zudem sollen Schütte-Lihotzkys politische und berufliche Netzwerke beleuchtet und ein Blick auf ihre transnationalen Erfahrungen geworfen werden, die das Jahrhundertleben der im Januar 2000 verstorbenen Wienerin prägten. Nicht zuletzt soll die Rezeptionsgeschichte ihres bekanntesten Werks, der „Frankfurter Küche“, nachgezeichnet werden.

Konzept:
Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv

Programm

Dienstag, 9. Oktober 2018

10:00 – 10:30 Begrüßung und Einführung
mit
Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien
Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Silvia Herkt, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv

10:30 – 12:30 Geschlechterhistorische Perspektiven

Sabine Forsthuber-Plakolm, Technische Universität Wien:
Beruf: „Frau Architekt“. Zur Ausbildung der ersten Architektinnen in Wien

Christine Zwingl, Margarete Schütte-Lihotzky Raum, Wien:
„Planen und Bauen, Euch Frauen geht es an“

Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv:
Margarete Schütte-Lihotzky – Auto/Biographische Konstruktionen

Moderation:
Klara Löffler, Universität Wien

12:30 – 13:30 Mittagspause

13:30 – 15:30 Stationen eines Architektinnenlebens

Sophie Debiasi Hochhäusl, University of Pennsylvania (USA):
Architektur und genossenschaftliche Arbeit. Margarete Schütte-Lihotzky in der Wiener Siedlerbewegung

Claudia Quiring, Stadtmuseum Dresden:
Neues Frankfurt – Netzwerk und Aufgaben

Monika Platzer, Architekturzentrum Wien:
Vergessene Architekturdiskurse zur „Demokratisierung“ Österreichs nach 1945

Moderation:
Andreas Nierhaus, Wien Museum

15:30 – 16:00 Kaffeepause

16:00 – 18:15 Begegnungen

Günther Sandner, Universität Wien:
Freundschaft und Entfremdung: Margarete Schütte-Lihotzky und Otto Neurath

Antje Senarclens de Grancy, Technische Universität Graz:
Margarete Schütte-Lihotzky und Herbert Eichholzer – ein Beziehungsnetz und seine Bedeutungen

David Baum, Wien:
Wilhelm Schütte – im Schatten Lihotzkys?

Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg:
Der unbekannte Mann an Schütte-Lihotzkys Seite: Hans Wetzler

Moderation:
Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv


Mittwoch, 10. Oktober 2018

9:00 – 11:00 Transnationale Erfahrungen

Burcu Dogramaci, Ludwig-Maximilians-Universität München:
Intermezzo in Istanbul: Margarete Schütte-Lihotzkys Projekte im türkischen Exil

Helen Chang, Pittsburgh (USA):
China 1934 und 1956 — „In welch anderer Situation betrete ich dieses Land wieder, als jene, in der ich es verließ.”

Carla Aßmann, Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung, Erkner/Berlin:
Konsequent modern? Margarete Schütte-Lihotzky als Beraterin der DDR-Bauakademie

Moderation:
Karin Zogmayer, Wien

11:00 – 11:30 Kaffeepause

11:30 – 13:30 Visionen des neuen Bauens für eine neue Gesellschaft

Thomas Flierl, Berlin:
Margarete Schütte-Lihotzkys sowjetische Erfahrung

Sebastian Engelmann, Universität Tübingen:
Margarete Schütte-Lihotzkys „Haus der Kinder“ - eine Verortung in Theorie und Geschichte der Pädagogik

Christoph Freyer, Wien:
Margarete Schütte-Lihotzky: Bauten für Kinder

Moderation:
Anne Kurr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

13:30 – 14:30 Mittagspause

14:30 – 16:30 Die politische Margarete Schütte-Lihotzky

Elisabeth Boeckl-Klamper, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien:
Widerstand und Verrat. Margarete Schütte-Lihotzky in Gestapohaft

Karin Schneider, Wien:
Grete Schütte-Lihotzky im Kontext der kommunistischen Frauenbewegung nach 1945

Manfred Mugrauer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien:
Vom antifaschistischen Grundkonsens zur antikommunistischen Hegemonie. Die Ausgrenzung der KPÖ im Zuge des beginnenden Kalten Krieges

Moderation:
Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 18:00 Rezeption der Frankfurter Küche

Marie-Therese Deutsch, Frankfurt am Main:
„Fassadismus“. Rezeption der Frankfurter Küche und Kunstmarkt

Änne Söll, Ruhr-Universität Bochum:
Die Frankfurter Küche als Museumsobjekt

Moderation:
Sophie Debiasi Hochhäusl, University of Pennsylvania (USA)

18:00 – 18:30 Tagungsresümee

Ausstellung
Im Rahmen der Tagung findet in der Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof eine Ausstellung zu Margarete Schütte-Lihotzky statt. Gezeigt werden Entwürfe, Pläne, Modelle, Fotos und Archivalien aus ihrem Nachlass (Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien) sowie eine installative Fotodokumentation der „Frankfurter Küche“ von Laura J. Gerlach, Frankfurt am Main.

Kontakt

Bernadette Reinhold

Universität für angewandte Kunst Wien, 1010 Wien, Oskar-Kokoschka-Platz 2

info@uni-ak.ac.at

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