Die Stadt und die Anderen. Wahrnehmung und Erfahrung von Fremdheit in Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Die Stadt und die Anderen. Wahrnehmung und Erfahrung von Fremdheit in Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Veranstalter
Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, Abt. für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte
Veranstaltungsort
Universitätsforum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Heuss-Allee 18–24, 53113 Bonn
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.09.2018 - 25.09.2018
Deadline
15.09.2018
Von
Rutz, Andreas

Städte waren und sind Orte der Begegnung mit Fremden, ob sie nun aus Nachbarregionen oder einem anderen Kulturkreis stammen, einer anderen Religion oder Konfession angehören, sozial und habituell in einer ‚anderen Welt‘ leben oder einfach nur ein anderes Geschlecht haben. Wer oder was als ‚fremd‘ angesehen wird, ist immer abhängig von der Definition des Eigenen. Die Konstruktion von Fremdheit und die Herstellung von Alterität sind daher zugleich Teil eines Sinnstiftungsprozesses mit Blick auf die eigene Identität.

Wie städtische Selbstzeugnisse und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit diese Zusammenhänge reflektieren, soll in Bonn vom 24. bis 25. September 2018 auf einer internationalen und interdisziplinären Tagung diskutiert werden. Anlass ist der 500. Geburtstag des Kölner Chronisten und Ratsherrn Hermann Weinsberg (1518–1597), dem wir eines der umfangreichsten Selbstzeugnisse des 16. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum verdanken.

Die Veranstaltung bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehreren Disziplinen zusammen, namentlich Geschichtswissenschaft, Europäische Ethnologie / Volkskunde, Sprachgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie. Neben mehreren Beiträgen zu Weinsbergs Werk werden Selbstzeugnisse und Chroniken aus Norddeutschland, Franken, Oberdeutschland, der Schweiz, Italien und England diskutiert.

Programm

Montag, 24. September 2018

9.30 – 10.00 Uhr
PD Dr. Andreas Rutz (Bonn)
Begrüßung und Einführung

10.00 – 10.45 Uhr
Prof. Dr. Michaela Fenske (Würzburg)
Relationalität und Relativität des Fremden. Perspektiven aus der Europäischen Ethnologie

Sektion I: Körper und Geschlecht. Alteritätskonstruktionen in Familienbüchern
Moderation: Dr. Julia Bruch (Köln)

11.15 – 12.00 Uhr
Dr. Bianca Frohne (Kiel)
"Es hat fillicht got etwas sonderligs uber in versehen". Krankheit und verkörperte Differenz in Familienbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts

12.00 – 12.45 Uhr
Dr. Marco Tomaszewski (Freiburg)
Die Hausväter und die Anderen. Geschlecht und Status in Familienbüchern und Hausratgedichten (15.–17. Jahrhundert)

Sektion II: Das Eigene und das Fremde. Wahrnehmungen – Identitäten – Vermittlungen
Moderation: Prof. Dr. Stephan Laux (Trier)

14.15 – 15.00 Uhr
Prof. Dr. Marc von der Höh (Rostock)
Die Fremde im Haus. Sklavinnen in der spätmittelalterlichen Toskana

15.00 – 15.45 Uhr
Dr. des. Daniela Schulte (Zürich)
Mediale Vermittlung von Fremdheitserfahrungen in den Berner Bilderchroniken des späten 15. Jahrhunderts

16.15 – 17.00 Uhr
Simon Siemianowski M. A. (Bielefeld)
Welsch oder teutsch? Spielräume von Identifikation und Abgrenzung in den Selbstzeugnissen Nürnberger Studenten im Oberitalien des 16. Jahrhunderts

17.00 – 17.45 Uhr
Dr. Christian Schlöder (Hannover)
Vorurteile und eigene Erfahrungen. Beschreibungen von Ausländern in der Chronik des hannoverschen Kammerschreibers Johann Heinrich Redecker (1682–1764)

18.00 Uhr
Jahreshauptversammlung des Vereins für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande

19.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
PD Dr. Peter Glasner (Bonn)
"geschriben und gemailt": Persönliche und kollektive Identitätskonstruktion in der Manuskriptkultur des Hermann von Weinsberg (1518–1597)

Dienstag, 25. September 2018

Sektion III: Hermann Weinsberg und die Anderen
Moderation: PD Dr. Gregor Rohmann (Frankfurt a. M.)

09.00 – 09.45 Uhr
PD Dr. Andreas Rutz (Bonn)
Die Anderen im Krieg. Spanier, Niederländer, Franzosen und anderes ‚Kriegsvolk‘ bei Hermann Weinsberg

09.45 – 10.30 Uhr
Krisztina Péter M. A. (Budapest)
News from Abroad in the Diary of Hermann Weinsberg

11.00 – 11.45 Uhr
Dr. Eva Büthe-Scheider (Bonn)
Individuelle Sprachmischung? Fremdes und Eigenes in Hermann Weinsbergs (Schreib-)Sprache im Kontext der städtischen Schriftkultur seiner Zeit

Sektion IV: Landesgeschichte im Rheinland. Aktuelle Projekte und Perspektiven (Kurzvorträge)
Moderation: Prof. Dr. Michael Rohrschneider (Bonn)

11.45 – 13.00 Uhr
Dr. Wolfgang Rosen (Bonn)
Stand und Perspektiven des Nordrheinischen Klosterbuchs

Philipp Gatzen (Bonn)
Die kurkölnischen Statthalter von der Regierungszeit Ernsts von Bayern bis zum Ende des Alten Reiches

Kim Opgenoorth M.A., Dr. Elisabeth Schläwe, Sebastian Schlinkheider M.A. (Köln)
Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) – digital vermittelt

Thomas Fuchs M.A. (Bonn)
Universität und Öffentlichkeit. Die Bonner Professorenschaft im öffentlichen Raum

Keywan Klaus Münster M. A. (Bonn)
Karl Joseph Kardinal Schulte (1871–1941). Zwischen Seelsorge und Politik

Sektion V: Literarische Konstruktionen von Fremdheit
Moderation: Prof. Dr. Stephan Kraft (Würzburg)

14.30 – 15.15 Uhr
Univ.-Doz. Dr. Sergius Kodera (Wien/St. Pölten)
Giordano Bruno – ein Süditaliener im London Shakespeares

15.15 – 16.00 Uhr
Prof. Dr. Manfred Groten (Bonn)
Fremdheit im Vertrauten. Daniel Defoes (fiktiver) Erlebnisbericht über die Pest in London 1665

16.30 – 17.15 Uhr
Prof. Dr. Susanne Rau (Erfurt)
Kommentar und Schlussdiskussion

Kontakt

PD Dr. Andreas Rutz

Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn
Abt. für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte
Am Hofgarten 22, 53113 Bonn
0228 / 737553
0228 /737562
andreas.rutz@uni-bonn.de

http://histrhen.landesgeschichte.eu/category/veranstaltung/weinsberg500/