Historische Gewaltforschung. Was sie sein könnte und wozu wir sie brauchen

Historische Gewaltforschung. Was sie sein könnte und wozu wir sie brauchen

Veranstalter
Prof. Dr. Svenja Goltermann / Dr. Janosch Steuwer, Universität Zürich
Veranstaltungsort
Universität Zürich
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
05.10.2018 - 06.10.2018
Deadline
15.09.2018
Website
Von
Janosch Steuwer

Gewalt gehört zu den wichtigsten Themen der Geschichtswissenschaft. Sie lässt sich in allen Epochen finden, bildet häufig einen wichtigen Motor historischer Entwicklungen und motiviert zum Zweck des Erinnerns und Gedenkens vielfach die Auseinandersetzung mit vergangenen Ereignissen. Gleichwohl ist Gewalt keine Konstante im historischen Wandel: Allein im 20. Jahrhundert änderten sich die Vorstellungen davon, was Gewalt sei und welche Phänomene ihr zugerechnet werden können, immer wieder grundlegend. Dabei waren es ganz unterschiedliche Prozesse, die diese Verschiebung vorantrieben: Die Veränderungen der Medienlandschaft und die sich mir ihr wandelnden Formen der Gewaltdarstellung, neue wissenschaftliche Konzepte zur Wirkung von Gewalt auf den menschlichen Körper und die menschliche Seele, juristische Innovationen im Umgang mit Gewalttätern und ihren Opfern, sich wandelnde Sexualitätsvorstellungen und Erziehungsformen, politische Bewegungen zum Schutz vor Gewalt und der Entschädigung ihrer Opfer. Insgesamt haben diese Entwicklungen zu einer deutlichen Ausweitung des Gewaltbegriffs geführt: Anders als noch vor einigen Jahrzehnten umfasst er inzwischen nicht mehr nur physische, sondern auch psychische Verletzungen. Unterschiedliche Formen der körperlichen Zurichtungen werden heute ebenso als Gewalt bezeichnet, wie diskriminierende Strukturen oder bestimmte sprachliche Äußerungen. Gleichwohl besitzt die Wahrnehmung von Gewalt noch immer ihre Blindstellen, wird manche Gewaltsamkeit weitgehend ausgeblendet, während andere im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.

Wie soll die Geschichtswissenschaft mit der Einsicht umgehen, dass das Konzept der Gewalt selbst eine Geschichte hat? Ist dies eine Chance, weil sich damit in der Vergangenheit auch dort nach Gewalt und ihren Folgen fragen lässt, wo Zeitgenossen solche nicht sahen? Oder lässt sich eine historische Perspektive auf Gewalt erst dann entwickeln, wenn die Geschichte ihrer Wahrnehmung rekonstruiert und bei der Untersuchung konkreter
Gewaltphänomene deren zeitgenössische Wahrnehmung in Rechnung gestellt wird? Was also verstehen Historikerinnen und Historiker als Gewalt? Mit welchen methodischen Herausforderungen sind sie bei der Untersuchung von Gewalt konfrontiert? Worin besteht das spezifische Profil einer historischen Gewaltforschung und was könnte ihr Beitrag zum Verständnis gegenwärtiger Gewaltprozesse sein?

Der Workshop diskutiert die spezifischen Herausforderungen einer konsequenten historischen Perspektive auf Gewalt und der Historisierung von Konzepten des Verletzens und Leidens in der Geschichte des langen 20. Jahrhunderts. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich willkommen. Bitte melden Sie sich mit einer kurzen Angabe zu Ihren Forschungsschwerpunkten und Ihrem Interesse an dem Workshopthema bis zum 15. September 2018 bei Silvia Rodríguez Castellano (s.rodriguez@fsw.uzh.ch) an. Reisekosten - insbesondere von DoktorandInnen - können bezuschusst werden.

Programm

Freitag, 5.10.2018

14 Uhr
Begrüßung und Einführung

14:30 Uhr
Internationales Recht: Opferzuschreibungen, Opferrechte
Impulsgespräch von Svenja Goltermann mit Gerd Hankel (Hamburg)

16 Uhr Pause

16:15 Uhr
Sprache: Verletzende Worte, Leidenssprachen
Impulsgespräch von Brigitta Bernet mit Uffa Jensen (Berlin)

18:15 Uhr
Keynote: Richard Bessel (York)

19:30 Uhr
Abendessen

Samstag, 6.10.2018

9:30 Uhr
Kindheit: Gewaltfreie Erziehung, „elterliche Gewalt“
Impulsgespräch von Janosch Steuwer mit Miriam Gebhardt (Konstanz)

Sexualität: körperliche Selbstbestimmung, Stigma
Impulsgespräch von Judith Kälin mit Meike Sophia Baader (Hildesheim)

12:45 Uhr
Mittagessen

14 Uhr
Medienwandel: mediale Leidensrepräsentationen, verändertes Gewalthandeln
Impulsgespräch von Monika Dommann mit Anita Gohdes (Zürich)

15:30 Uhr
Schlussrunde

Kontakt

Universität Zürich
Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Silvia Rodríguez Castellano
Rämistr. 64
CH-8001 Zürich

s.rodriguez@fsw.uzh.ch


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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