Wendepunkte: Friedensende und Friedensanfang vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart

Wendepunkte: Friedensende und Friedensanfang vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart

Veranstalter
Deutsche Stiftung Friedensforschung, Osnabrück (Prof. Dr. Ulrich Schneckener); Forschungszentrum Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, Universität Osnabrück (Prof. Dr. Siegrid Westphal); Zentrum für Historische Friedensforschung, Universität Bonn (Prof. Dr. Michael Rohrschneider); Historisches Seminar, Universität Osnabrück (Prof. Dr. Christoph Rass)
Veranstaltungsort
Senatssitzungssaal im Schloss, Neuer Graben, 49074 Osnabrück
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.10.2018 - 26.10.2018
Deadline
16.10.2018
Von
Volker Arnke

Warum und unter welchen Umständen wird Frieden aufgegeben und unter welchen Gegebenheiten wird Frieden wiederhergestellt? Die für das menschliche Zusammenleben grundlegende Frage, die sowohl die Entstehung als auch die Beendigung von Krieg in den Blick nimmt, ist in der Forschung in dieser Form noch nicht gestellt worden.

Im Unterschied etwa zu den zwei von Bernd Wegner herausgegebenen Sammelbänden „Wie Kriege entstehen“ und „Wie Kriege enden“, die ausdrücklich den Krieg thematisieren, stellt die eingangs gestellte Leitfrage den Frieden in den Mittelpunkt. Damit wird weit stärker auf das Paradoxon hingewiesen, dass Menschen in bestimmten Situationen bereit sind, den allseits als höchstes Gut (pax optima rerum) und wichtigste gesellschaftliche Norm akzeptierten Frieden zugunsten des überwiegend als tod- und verderbenbringendes Übel erachteten Krieges – die „Geißel“ der Menschheit, wie es in der Präambel der UN Charta heißt – vorübergehend aufzugeben.

Auf der Suche nach Motiven und Intentionen für die zeitweise Aufgabe des Friedens und seine spätere Wiederherstellung verfolgt die Tagung in Osnabrück das Ziel, Dynamiken und Wendepunkte in den Blick zu nehmen, die einerseits vom Frieden zum Krieg und andererseits vom Krieg zurück zum Frieden führen. Ausgangspunkt ist hierbei die Überlegung, dass Frieden und Krieg letztlich idealtypische Konstrukte sind, deren Übergänge bislang noch nicht systematisch in vergleichender und diachroner Weise erforscht worden sind. Auf der Tagung werden daher Übergangsphänomene zwischen Frieden und Krieg anhand ausgewählter Beispiele aus historiographischer und politikwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet.

Die Konferenz wird drei Kriege sowie die jeweils vor- und nachlaufenden Prozesse diachron-vergleichend in den Blick nehmen und einen Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart spannen. Hierfür wurden folgende Fallbeispiele ausgewählt:

- Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648/50)
- Der Erste Weltkrieg (1914–1918/19)
- Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien (1991–2001)

Bei diesen Gewaltkonflikten handelt es sich um zentrale kriegerische Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte, die auf unterschiedliche Weise bis heute nachwirken. Sie haben gemein, dass sie sich zum Teil im Jahr 2018 jähren. So wird in diesem Jahr an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren, den Abschluss des Westfälischen Friedens vor 370 Jahren sowie das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert.

Darüber hinaus werden in den öffentlichen Debatten immer wieder Analogien zu aktuellen Kriegen und Konfliktherden sowie möglichen Friedenslösungen hergestellt. Eine heute in Politik und Öffentlichkeit viel diskutierte Frage besteht etwa darin, ob das „Modell“ des Westfälischen Friedens nicht als lehrreiches Beispiel für gegenwärtige Gewaltkonflikte herangezogen werden kann, um z.B. Lösungswege für die Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien in seiner regionalen Dimension zu finden.

Die Referent*innen der Tagung nehmen bei der Analyse der Kriegs- und Friedensdynamiken sowohl die politischen Konstellationen, die Rolle der Ressourcen und Ökonomisierung, die Internationalisierung als auch die Ideologisierung und Medialisierung als friedensbeeinflussende Faktoren in den Blick.

Zur stärkeren Konturierung der grundlegenden Frage verfolgt die Tagung ein Phasenmodell, das sich auf die Übergänge zwischen Frieden und Krieg sowie auf die zentralen Wendepunkte fokussiert. Sie gliedert sich daher in folgende Sektionen:

- Friedens- und Kriegsdynamiken: Theorien und Konzepte
- Dynamiken zum Krieg: Wann, wie und warum endet Frieden?
- Gegenläufige Friedens- und Kriegsdynamiken während der Gewalt
- Dynamiken zum Frieden: Wann und wie wird wieder Frieden möglich?
- Desiderate und Perspektiven epochenvergleichender Friedensforschung

Die Sektionen orientieren sich an Leitfragen, um auf der Tagung eine zielgerichtete Diskussion führen zu können.

Es ist geplant, die Tagungsbeiträge in einem Sammelband zu veröffentlichen.

Programm

Mittwoch, 24. Oktober 2018

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14.00–14.30 Uhr

Eröffnung und Begrüßung durch die Veranstalter

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14.30–17.45 Uhr

Sektion I:
Zur Analyse von Friedensende und Friedensanfang:
Theoretische Ansätze und Konzepte

Moderation und Impuls: Prof. Dr. Ulrich Schneckener, Universität Osnabrück | DSF

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14.50–15.20 Uhr

Vom Frieden zum Krieg und vom Krieg zum Frieden: Frühneuzeitliche Perspektiven der Historischen Konflikt- und Friedensforschung
Prof. Dr. Dr. Guido Braun, Université de Haute-Alsace, Mulhouse

15.20–15.50 Uhr

Vom “negativen” zum “positiven” Frieden: Herausforderungen einer langfristigen Konflikttransformation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Prof. Dr. Anna Geis, Helmut-Schmidt Universität Hamburg

15.50–16.20 Uhr

Friedensutopien und Wiederholungsstrukturen
Prof. Dr. Bo Stråth, Universität Helsinki

16.20–16.35 Uhr

Kaffeepause

16.35–17.45 Uhr

Diskussion der Sektion

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18.30 Uhr

Empfang durch den Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück,
Historisches Rathaus, Osnabrück

20.00 Uhr

Conference Dinner

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Donnerstag, 25. Oktober 2018
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9.00–12.30 Uhr

Sektion II: Wendepunkte: Wann und warum geht der Frieden verloren?

Moderation und Impuls: Prof. Dr. Christoph Rass, Universität Osnabrück
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9.20–9.50 Uhr

Vom Prager Fenstersturz zum Dreißigjährigen Krieg?
Stationen auf dem Weg in den „Großen Krieg“ der Frühen Neuzeit
Dr. Maria-Elisabeth Brunert, Universität Bonn

9.50–10.20 Uhr

Die Narrativen der Geschichtswissenschaft und die vielen Wege in den Ersten Weltkrieg – oder – Ehrenmänner in Zeitnot
Prof. Dr. Armin Heinen, RWTH Aachen

10.20–10.40 Uhr

Kaffeepause

10.40–11.10 Uhr

Der Weg in den Krieg.
Unausweichbarkeit, Demokratisierung und Kriegsursachen in Jugoslawien.
Prof. Dr. Florian Bieber, Universität Graz

11.10-12.30 Uhr

Kommentar: Prof. Dr. Philipp Gassert, Universität Mannheim

Diskussion der Sektion

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12.30–14.00 Uhr

Mittagspause
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14.00–17.30 Uhr

Sektion III: Verpasste Gelegenheiten, gescheiterte Anläufe:
Versuche zum Frieden während des Krieges

Moderation und Impuls: Prof. Dr. Michael Rohrschneider, Universität Bonn
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14.20–14.50 Uhr

Eger – Lübeck – Prag – Köln – Goslar: Verhandlungen und Verträge zwischen
Frieden und Krieg 1619–1642
Dr. Volker Arnke, Universität Osnabrück

14.50–15.20 Uhr

Eine Internationale der Kriegsverlängerer?
Friedensversuche während des Ersten Weltkriegs und ihr Scheitern
Prof. Dr. Holger Afflerbach, University of Leeds

15.20–15.40 Uhr

Kaffeepause

15.40–16.10 Uhr

Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo: Gescheiterte Versuche der Kriegsbeendigung
Dr. Thorsten Gromes, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt a.M.

16.10–17.30 Uhr

Kommentar: Prof. Dr. Johannes Burkhardt, Universität Augsburg

Diskussion der Sektion

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17.30–19.00 Uhr

Abendessen
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Öffentliche Veranstaltung der Osnabrücker Friedensgespräche:
Frieden machen!
Wie Kriege beendet werden und wie Frieden gelingen kann

in Verbindung mit der Tagung "Wendepunkte“
am Donnerstag, 25. Oktober 2018, 19.00 – 21.00 Uhr
Aula der Universität Osnabrück, Schloss
mit

Dr. Wolfgang Petritsch

Botschafter a. D., ehemals Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Wien

Markus Potzel

Botschafter, Sonderbeauftragter der Bundesregierung für Afghanistan und
Pakistan, Auswärtiges Amt, Berlin

Dr. Dana Landau

Politikwissenschaftlerin, Expertin für Friedensprozesse und Mediation, Genf

Moderation: Prof. Dr. Ulrich Schneckener, Universität Osnabrück

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Freitag, 26. Oktober 2018
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9.00–12.30 Uhr

Sektion IV: Wendepunkte: Wann und warum wird
Frieden (wieder) möglich?

Moderation und Impuls: Prof. Dr. Siegrid Westphal, Universität Osnabrück
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9.20–9.50 Uhr

„Weil es iedoch anderst nit sein könden" - Friedensfindung zwischen Prinzipien
und politischem Pragmatismus am Beispiel Kursachens und des Kaisers während des Westfälischen Friedenskongresses
Dr. Dorothée Goetze, Universität Bonn | Dr. Lena Oetzel, Universität Salzburg

9.50–10.20 Uhr

Endspiel: Die Ursachen der deutschen Niederlage 1918
Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld, Universität Stuttgart

10.20–10.40 Uhr

Kaffeepause

10.40–11.10 Uhr

„Dayton - Mythos oder Modell?“
Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Ludwig-Maximilians-Universität München

11.10–12.30 Uhr

Kommentar: Dr. Dana Landau, ehem. Inclusive Peace & Transition Initiative, Genf

Diskussion der Sektion

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12.30–13.30 Uhr

Mittagspause
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13.30–15.00 Uhr

Abschlussdiskussion: Desiderate und Perspektiven
epochenvergleichender Friedensforschung

Moderation: Dr. Claudia Kemper, Hamburger Institut für Sozialforschung

mit
Prof. Dr. Lothar Brock, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt a.M.

Prof. Dr. Christoph Kampmann, Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. Bo Stråth, Universität Helsinki

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15.00–15.15 Uhr

Schlusswort der Veranstalter

Kontakt

Dr. Volker Arnke

Universität Osnabrück, IKFN, Neuer Graben 19/21, 49074 Osnabrück

0541/969-6021 oder -4859
0541/969-4875
wendepunkte@uni-osnabrueck.de

https://www.wendepunkte.uni-osnabrueck.de/wendepunkte_friedensende_und_friedensanfang_vom_dreissigjaehrigen_krieg_bis_zur_gegenwart.html
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