Kinder in Konzentrationslagern
Wissenschaftliches Colloquium in der Gedenkstätte Ravensbrück
Samstag, 10. November 2018
11 Uhr – 17.00 Uhr
Im KZ Ravensbrück waren circa 900 Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis 16 Jahren aus 18 Nationen inhaftiert. Sie wurden mit ihren Familien eingewiesen oder ohne Angehörige aus anderen Lagern überstellt. Mehr als 600 Kinder kamen zwischen 1943 und 1945 im KZ Ravensbrück zur Welt. Die meisten Neugeborenen starben nach kurzer Zeit.
Jungen wurden meist ab dem zwölften Lebensjahr im Männerlager untergebracht; ab Herbst 1944 lebten sie dort in einem eigenen Block. Im Frauenlager blieben die Kinder mit den Erwachsenen zusammen. Etwa ab dem zwölften Lebensjahr wurden sie zur Arbeit eingesetzt, Jüngere blieben tagsüber in den Baracken. Mithäftlinge organisierten heimlich Spielzeug und Unterricht, „Lagermütter“ wurden zu Bezugspersonen für Kinder ohne Angehörige. In ihren Spielen wie „Appell“, „Selektion“ und „SS“ bildeten die Kinder die Lagerrealität ab.
Mehr als 4.300 Frauen und Kinder wurden Anfang 1945 aus dem KZ Ravensbrück in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Im KZ Bergen-Belsen befanden sich unter den rund 120.000 inhaftierten Menschen aus fast allen europäischen Ländern auch etwa 3.500 Kinder unter 15 Jahren. Die meisten von ihnen wurden als Juden verfolgt, andere gehörten zur Gruppe der Sinti und Roma oder waren mit ihren Müttern aus politischen Gründen inhaftiert worden. Viele Kinder starben an Hunger, Krankheiten, Seuchen und Gewalt. Die Überlebenden waren für ihr Leben durch die körperlichen und seelischen Qualen geprägt.
Begleitend zur Ausstellung „Kinder im KZ Bergen Belsen“, einer Wanderausstellung der Gedenkstätte Bergen Belsen, die derzeit in der Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen ist, findet am Samstag, den 10. November ein wissenschaftliches Colloquium statt. Dr. Bärbel Schindler-Saefkow, Tochter der KZ Überlebenden Anne Saefkow, führt mit Britta Pawelke, Mitarbeiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, in konkrete Biografien ein. Die Soziologin Dr. Maja Suderland, Hochschule Darmstadt, geht der Frage nach Kindheit als sozialer Kategorie nach. Diana Gring, Kuratorin der Ausstellung, wird über Transporte von Frauen und Kindern aus dem KZ Ravensbrück in das KZ Bergen-Belsen im Frühjahr 1945 berichten und der stellvertretende Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Dr. Thomas Rahe, spricht über Kinderspiele im KZ Bergen-Belsen. Abschließend referiert Gedenkstättenleiterin Dr. Insa Eschebach über „Erinnerungen ehemaliger Häftlinge an Kinder im KZ Ravensbrück“ und Dr. Wiebke Hiemesch, Stiftung Universität Hildesheim, wird aus der Perspektive der Kinder über „Erinnerte Geschichte“ sprechen.