Workshop des AK Verkehrsgeschichte (GTG) im Historischen Archiv von VW in Wolfsburg

Workshop des AK Verkehrsgeschichte (GTG) im Historischen Archiv von VW in Wolfsburg

Organizer
Arbeitskreis Verkehrsgeschichte der Gesellschaft für Technikgeschichte; Historische Konzernkommunikation von VW
Venue
Konzernarchiv Volkswagen
Location
Wolfsburg
Country
Germany
From - Until
04.04.2019 - 05.04.2019
Deadline
01.04.2019
Website
By
Christopher Neumaier

Workshop des AK Verkehrsgeschichte am 4. und 5. April 2019 im Historischen Archiv von VW in Wolfsburg

Während sich die Geschichte des Autos lange Zeit auf die Produktions- und Entwicklungsprozesse konzentriere, entdeckte die historische Forschung das Auto als Konsumgut und emotional aufgeladenes Objekt relativ spät. Dies ist bemerkenswert. Denn wohl kaum ein anderes Konsumgut zog mehr Aufmerksamkeit auf sich, besaß einen stärkeren Symbolcharakter und ließ eine engere Bindung des Eigentümers/der Eigentümerin an das Objekt entstehen als das Auto.

Vor und während der Durchbruchphase der Massenmotorisierung war der Besitz eines Autos eines Autos ein Element der sozialen Distinktion.
Seinen sozial und kulturell distinguierenden Charakter verlor das Auto auch während der Massenmotorisierung nicht. Die Auswahl eines Automodells war nicht nur von den finanziellen Ressourcen und Konsumpräferenzen abhängig, sondern signalisierte ein Nutzerimage und eine soziokulturelle Position. Die Distinktionsabsicht schlug selbst bei Automodellen wie dem VW Käfer durch, der laut der Herstellerwerbung für Menschen gebaut war, die sich nicht unterscheiden wollten. In den USA und Frankreich war die Wahl einer Automarke auch ein quasi religiöses und politisches Statement.

Im Systemwettbewerb zwischen marktwirtschaftlichen und planwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen fungierten Autos als Ausweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der Konsumentensouveränität.
Die Produkte der nationalen Autoindustrien repräsentierten ökonomische und kulturelle Traditionen und einen nationalen "way of driving". Die erste Ölpreiskrise von 1973/74 markierte einen automobilen Wendepunkt, an dem sich der Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt entwickelte und die modelltypischen Vorzüge eines Autos neu justiert und neu verhandelt wurden.

Das Spannungsverhältnis zwischen dem Gebrauchsgegenstand und dem emotional besetzten Objekt der Begierde nahm immer wieder neue Formen an und galt als Ausdruck des gesellschaftlich verhandelten Wertewandels.
Während die share economy das eigene Auto durch ein zeitliches Nutzungsrecht ersetzen will, leitete das Nachhaltigkeitsparadigma eine Neugewichtung der technischen Parameter in Richtung Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung ein.

Kontakt:
Prof. Dr. Christopher Kopper (christopher.kopper@uni-bielefeld.de)
PD. Dr. Christopher Neumaier (neumaier@hsu-hh.de)

Programm

Donnerstag, 4.4.2019:

14.00 – 14.30 h: Begrüßung der Teilnehmer/innen
Begrüßung durch die Historische Konzernkommunikation
von VW (Dieter Landenberger)

14.30 – 16.00 h: Panel 1: Visuelle und textliche Repräsentationen von Autofahrer/innen:
Andrea Benesch (Siegen): Zwischen Norm und Herausforderung: Zur Konstruktion der Frau am Steuer in der ADAC Motorwelt der 1950er und 1960er Jahre.

Dr. Sigrun Lehnert (Hamburg): Repräsentation der Autofahrer und des Autofahrens in der Kinowochenschau der 1950er Jahre bis 1965.

16.00 – 16.15 h: Kaffeepause

16.15 – 17.45 h: Panel 2: Nach dem Boom. Die deutsche Autoindustrie und die Marktforschung in den 1970er und 1980er Jahren:
Alexander von den Benken (Stuttgart): Die Porsche AG zwischen Boom und Krise von 1972 bis 1987.

PD Dr. Ingo Köhler (Göttingen): Auto-Biographien. Gesellschaftsbilder und Marktmodelle der Konsumenten-Forschung nach dem Boom.

17.45 – 18.00 h: Pause

18.00 – 18.45 h: Am Ende des Produktzyklus. Die Entsorgung von Autos:
Anna-Maria Winkler (Salzburg): „Wilde” Entsorgung von Autos in der BRD und Österreich von den 1950er Jahren bis in die 1990er Jahre

danach: gemeinsames Abendessen

Freitag, 5.4.2019:

09.00 – 10.30 h: Panel 3: Das Auto und seine Nutzer/innen. Kulturelle Differenzen:
Claudia Valeska Czycholl (Bremen): (Auto-)mobilität und Migration. Der Pkw auf Privatfotografien von Gastarbeiter*innen.

Prof. Dr. Gijs Mom (Eindhoven): The postironic car. Consuming automobilism in East and West.

10.30 – 10.45 h: Kaffeepause

10.45 – 12.15 h: Panel 4: Autos als Luxusgüter/Autos als knappe Güter:
Dr. Florian Triebel (München): Die Entdeckung der (Auto)-kundin in den 1920er Jahren

Johannes Günther (München): Die Genese des sicheren ostdeutschen Autos vor dem Hintergrund der Konsum- und Exportstrategie der DDR der 1950er bis 1970er Jahre.

12.15 – 13.15 h: Mittagessen

13.15 – 14.45 h: Panel 4: Orte der Interaktion zwischen Mensch und Auto:
Dr. Stefan Krebs (Luxemburg): Wartung und Reparatur als Teil der automobilen Konsumgeschichte

Prof. Dr. Massimo Moraglio (Berlin): Emotionen an der Tankstelle. Eros und Thanatos an der italienischen Tankstelle im Film der 1940er Jahre

zum Abschluss (für Interessierte): Führung durch das VW-Werk

Contact (announcement)

Christopher Neumaier
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

neumaier@hsu-hh.de


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