Der bekannteste Unbekannte des 18. Jahrhunderts. Johann Caspar Lavater

Der bekannteste Unbekannte des 18. Jahrhunderts. Johann Caspar Lavater

Organizer
Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Verbindung mit den Franckeschen Stiftungen zu Halle und in Kooperation mit der Forschungsstiftung Johann Caspar Lavater Zürich
Venue
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Francke-Campus, Theologische Fakultät, Haus 30, Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)
Location
Halle an der Saale
Country
Germany
From - Until
25.09.2019 - 28.09.2019
By
Thomas Ruhland

Als vielleicht ‚bekanntester Unbekannter‘ des 18. Jahrhunderts scheint Johann Caspar Lavater (1741-1801), republikanisch gesinnter, reformierter Pfarrer in Zürich, bestens geeignet, die theologisch-philosophischen, anthropologischen, literarischen und allgemein kulturellen Diskussionen und Debatten des 18. Jahrhunderts darzustellen. Zwischen Religion und Aufklärung, im Besonderen von Erweckung und Neologie, Mesmerismus und Theosophie, zwischen Physiognomik und Seelenunsterblichkeit, in empfindsamer Dichtung, erbaulicher Predigt und in wissenschaftlichem Traktat formulierte Lavater ein schillerndes, formenreiches wie thematisch weit ausgreifendes Werk. Er war ein teils verbindender, teils spaltender, in jedem Fall polarisierender Autor und er war ein Virtuose der Kommunikation und des Netzwerkens. Zu seinen zahlreichen persönlichen und brieflichen Kontakten, die er weit über die Grenzen der Schweiz hinaus unterhielt, gehörten Bonnet, Semler, Spalding, Herder, Goethe, Mendelssohn. Er korrespondierte ebenso mit dem Zarenpalast wie mit den Herrnhutern. War er unter den Zeitgenossen umstritten, ist er für die gegenwärtige Forschung nach wie vor eine Herausforderung, die über 20 Forscherinnen und Forscher im Rahmen dieser interdisziplinären Tagung aus unterschiedlichen Perspektiven heraus annehmen.

Die Teilnahme ist kostenlos, um Voranmeldung wird gebeten per e-mail an: annegreth.jummrich@izp.uni-halle.de.

Programm

25. September

16:00 Eröffnung Tagungsbüro

16:30 Führung durch die Franckeschen Stiftungen

18:00 Eröffnungsvortrag
Ursula Caflisch-Schnetzler (Zürich): „Der ich gewißermaßen in einem Mittelpunkt stehe“. Johann Caspar Lavater als Individuum in seiner Zeit

19:30 Empfang

26. September

I. Literatur und Religion

09:00 Sabine Gruber (Tübingen): Zwischen Selbstbefragung und Publizität. Lavaters Tagebuch

09:45 Daniela Kohler (Bern): Theologie und Dichtung. Lavaters religiöser Sturm und Drang

11:00 Bernd Roling (Berlin): Bewohner des Kristallpalastes. Lavater und die Sprache der Engel

11:45 Friedemann Stengel (Halle): Zwischen Empirie und Dichtung. Aussichten in die Ewigkeit und Unsterblichkeit der Seele

II. Physiognomik im Kontext

14:00 Heinz Schott (Bonn): Schattenrisse der Natur. Lavaters Physiognomik im Kontext von Naturphilosophie und Medizingeschichte

14:45 Annette Graczyk (Berlin): „Vom Frosch zu den Engeln“. Aufklärung und Esoterik in Lavaters Physiognomik

16:00 Sylvaine Hänsel (Münster): Lavaters Physiognomik im Kontext der Porträtkunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts

16:45 Dorothea Hornemann (Halle): Von Silhouetten und Schädeln. Lavater und die Herrnhuter

17:30 Dietmar Schmidt (Erfurt): Lavaters Physiognomik der Tiere im Kontext der tierphysiognomischen Debatten des 18. Jahrhunderts

27. September

III. Diskussionen und Diskurse

09:00 Karl Baier (Wien): Lavater, Gassner und der Mesmerismus

09:45 Michael Vesper (Bad Kreuznach): Ambivalenzen in der Aufklärungsbewegung am Beispiel der Biographie des Theologen, theosophischen Freimaurers und politischen Publizisten J.A. Starck (1741-1816)

11:00 Gabriela Lehmann-Carli (Halle): Lavater, Karamsin und die Freimaurer in Moskau

11:45 Karl-Friedrich Kemper (Sankt Augustin): Katholische Aufklärung und Ökumene - Johann Michael Sailer und Johann Caspar Lavater

IV. Öffentlichkeit, Pädagogik und Politik

14:00 Anett Lütteken (Zürich): „Neü sey jeglichen Tag dein Bedürfnis nach ewigen Dingen!“ Johann Caspar Lavater als Seelsorger und öffentliche Instanz in politisch bewegten Zeiten

14:45 Tilman Hannemann (Oldenburg): Lavater als Pädagoge an der Waisenhauskirche (1770-1772)

16:00 Andreas Pečar (Halle): Republiken im Streit: Lavaters Aussagen zu Freiheit und Selbstbestimmung

16:45 Wolfgang Hirschmann (Halle): Lavaters Schweizer Lieder zwischen musikalischer Utopie und Nationalgeschichte

19:30 Konzert
Albrecht Hartmann und Reinaldo Dopp (Halle): Lavaters Schweizerlieder im musikalischen Kontext

28. September

V. Wirkungen als Rezeptionen, Rezeptionen als Wirkungen

09:00 Baptiste Baumann (Halle): Rezeption, Aneignung, Grenzüberschreitung? Lavater und Bonnet

09:45 Dominique Bourel (Paris): Lavater und Mendelssohn: Eine neue These?

11:00 Christian Eger (Halle): „Klapperschlange“ im Gartenreich – Lavaters kulturell-religiöse Affäre mit dem Fürstenpaar Franz und Louise von Anhalt-Dessau

11:45 Jana Kittelmann (Halle): „daß ich auch etwas lavaterisch denke“. Lavater als Phänomen und Ereignis in Korrespondenzen und Werken Johann Georg Sulzers

12:30 Schlussdiskussion

Contact (announcement)

Dr. habil. Christian Soboth

Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Franckeplatz 1, Haus 24, 06110 Halle

christian.soboth@izp.uni-halle.de

https://izp.uni-halle.de/veranstaltungen/3186955_3199545/
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