Wissenschaftshistorisches Seminar - Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung

Wissenschaftshistorisches Seminar - Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung

Veranstalter
Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung
Veranstaltungsort
Lesesaal des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung, Emil-Abderhalden-Str. 36, 06108 Halle (Saale)
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2019 - 04.02.2020
Website
Von
Rainer Godel, Exzellenznetzwerk "Aufklärung - Religion - Wissen", Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

1.) Das Wissen über die Milchstraße im arabischen Kulturraum des 10.-15. Jahrhunderts

Prof. Dr. Andreas Eckart (Köln)

Neben den Sternen und Planeten gehört die Milchstraße zu den Objekten am Himmel, denen von je her eine besondere Bedeutung zukam. So auch in den Werken, die im arabischen Kulturraum des 10.-15. Jahrhunderts verfasst wurden. In dieser Zeit machten Wissenschaften wie Astronomie, Zeitrechnung und Navigation große Fortschritte.
Zu Beginn des 11. Jahrhundert falsifizierte der Astronom und Physiker Ibn al-Haytham die Aristotelische Vorstellung, dass die Milchstraße eine atmosphärische Erscheinung sei, und ordnete sie der Sphäre der Fixsterne zu. Der Gelehrte Ibn Rahiq schrieb bereits im 11. Jahrhundert ein populäres Buch zur Astronomie, in dem er auch die Milchstraße behandelte. In dieser Arbeit fasste er Grundkenntnisse zusammen, wie sie in den ersten Jahrhunderten nach der Hijra weit verbreitet waren, und gibt einen umfassenden Überblick über die Wahrnehmung der Milchstraße zu seiner Zeit. Sie reicht von ihrer Verwendung als Test für das Wissen über religiöse Traditionen und landwirtschaftliche Zwecke einerseits bis hin zu einer genauen astronomischen Beschreibung ihrer das Jahr hindurch wechselnden Erscheinung am Himmel und die Theorien über ihre Natur und Zusammensetzung andererseits. Im 15. Jahrhundert beschreibt dann der Navigator Ibn Majid die Milchstraße in seinen nautischen Anleitungen.
Wir verwenden einen Vergleich der Texte von Ibn Rahiq mit denen von Ibn al-Haytham und anderen arabischen Autoren dieser Zeit um die Rolle der Milchstraße zu untersuchen, die sie in der frühen islamischen Zivilisation bis zum 15. Jahrhundert innehatte.

Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr. Rainer Godel und Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML*

Das Seminar findet statt
am: 3. Dezember 2019
um: 18.00 Uhr
Ort: Lesesaal des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

*ML = Mitglied der Leopoldina

2.) Heisenbergs Weltformel und was man daraus lernen kann

Dr. Alexander Blum (Berlin)

Werner Heisenberg ML (1901-1976) ist einer der bedeutendsten Physiker und schillerndsten wissenschaftshistorischen Gestalten des 20. Jahrhunderts: Entdecker der Quantenmechanik und der Unschärferelationen, Leiter des Uranvereins im Dritten Reich, Symbolfigur des Wiederaufbaus der deutschen Wissenschaftslandschaft nach dem Krieg. Im Herbst seiner Karriere, im Jahre 1958, präsentierte er der Öffentlichkeit seine nicht-lineare Spinortheorie, die bald als „Weltformel” bekannt wurde. Ausgehend von nur einem einzigen Grundstoff, einem Uratom, zielte die Theorie darauf, die gesamte Physik zu erklären, Elektrizität und Magnetismus, die Kräfte im Atomkern und vielleicht sogar die Schwerkraft. Auf Heisenbergs Präsentation folgte ein großes internationales Medienecho und eine ähnlich große Ablehnung innerhalb der Physik-Community. Der Vortrag beleuchtet die Geschichte dieses Versuchs von Heisenberg, eine abschließende mikroskopische Theorie der Physik aufzustellen, und versucht dabei zwei Fragen zu beantworten: Wie kam einer der bedeutendsten Physiker des zwanzigsten Jahrhunderts dazu, an eine Theorie zu glauben, welche die meisten seiner Kollegen für experimentell widerlegt oder gar mathematisch inkonsistent hielten? Und: Was lässt sich aus dieser Geschichte lernen, sowohl was die Öffentlichkeitsarbeit der Physik als auch was die anhaltende Suche nach einer „Theory of Everything” angeht?

Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr. Rainer Godel und Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML*

Das Seminar findet statt
am: 7. Januar 2020
um: 18.00 Uhr
Ort: Lesesaal des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

*ML = Mitglied der Leopoldina

3.) Kriegsgeschädigte Kinder und die Psychiatrie nach 1945

PD Dr. Silke Fehlemann (Dresden)

Was geschah mit Kindern, die nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Diktatur psychisch schwer erkrankten? Kriegs- und Fluchterlebnisse, Verfolgung und Ermordung von Familienmitgliedern unter der NS-Diktatur sowie Instabilität und Not nach Kriegsende verursachten einen erheblichen Zustrom von Kindern mit psychischen und neurologischen Leiden in die wenigen Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Dabei zeigte sich in den Nachkriegsjahren eine zunehmende Verunsicherung im Umgang mit diesen Kindern. Der lange Schatten der Erb- und Rassenbiologie wirkte nach und verzögerte eine ressourcenorientierte Sicht, wie sie in anderen Staaten bereits während des Krieges begonnen hatte. Ein Teil der Ärzte – ausgebildet oder assimiliert unter den nationalsozialistischen Paradigmen der Erb- und Rassenpflege – behielt nach 1945 die Überzeugung von der angeborenen „Minderwertigkeit“ von Menschen zunächst bei. Das führte dazu, dass zahlreiche Psychiater die – aus heutiger Perspektive – offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Kriegserlebnissen und psychischer Erkrankung nicht sahen bzw. nicht wahrnehmen wollten. Im Vortrag werden anhand von historischen Krankenakten die Kriegserfahrungen der Kinder und der institutionelle und medizinische Umgang mit ihnen dargelegt. Dabei werden sowohl Ergebnisse der „Disability Studies“ als auch der neueren Wissensgeschichte berücksichtigt.

Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr. Rainer Godel und Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML*

Das Seminar findet statt
am: 4. Februar 2020
um: 18.00 Uhr
Ort: Lesesaal des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

*ML = Mitglied der Leopoldina

Programm

Kontakt

Rainer Godel

Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

lzfw@leopoldina.org


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Deutsch
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