Filmfragmente und Zeitzeugenberichte. Mythos, Historiographie und Soziologie des Ghettos und Durchgangslagers Theresienstadt

Filmfragmente und Zeitzeugenberichte. Mythos, Historiographie und Soziologie des Ghettos und Durchgangslagers Theresienstadt

Veranstalter
KWI Essen; Universität Koblenz-Landau, Campus Landau; Hebrew University Jerusalem, Israel
Veranstaltungsort
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestraße 31, 45128 Essen
Ort
Essen
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.11.2019 - 07.11.2019
Deadline
30.10.2019
Von
KWI Essen / Universität Koblenz-Landau, Campus Landau / Hebrew University Jerusalem, Israel

Internationale Tagung am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
Im Rahmen des Projekts Dokumente – Erinnerungen – Geschichtsschreibung. Der zweite Theresienstadtfilm, seine Dokumentationen und seine Rekonstruktionen aus der Perspektive der Überlebenden

Der Ausgangspunkt der Tagung ist der nur noch in Fragmenten erhaltene NS-Propagandafilm Theresienstadt. Eine Dokumentation aus dem jüdischen Siedlungsgebiet. Der 1944 gedrehte Film ist – gerade wegen seiner propagandistischen Zielsetzung – ein bedeutendes Dokument der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden während des zweiten Weltkrieges und damit des Vollzugs der Shoa innerhalb seiner institutionellen, machtpolitischen und weltanschaulichen Voraussetzungen, Strukturen und Ideologien. Dennoch konnten die Bedeutung und die Funktion dieses Films, der in Mythen befördernder Perversion ein Ghetto und Durchgangslager als soziales Idyll in Szene setzt, auch mit Hilfe von Zeitzeugenberichten bislang allenfalls in Einzelaspekten geklärt werden. Sowohl die überlieferten Filmfragmente als auch die Zeitzeugenberichte werfen weit mehr Fragen auf, als sie unmittelbar beantworten könnten. Fragen, denen im Rahmen der Tagung nachgegangen werden soll. So lenken die Fragmente des Theresienstadtfilms und die Zeitzeugenberichte die Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten (1) auf mehrere möglichen und sich möglicherweise widersprechenden Funktionen des Filmes als Propagandainstrument oder als Medium der Übermittlung im Film versteckter subversiver Botschaften. Immer wieder erheben sich bei der Sichtung der Fragmente und Zeitzeugenberichte (2) Fragen nach dem Status von Theresienstadt-Ghetto, dem zeitgleich die Funktion eines Durchgangslagers, einer Hinrichtungsstätte und nicht zuletzt einer Legitimationsinstanz nationalsozialistischer Außenpolitik zukam. Letzteres erlaubt die Hypothese Theresienstadt als ein institutionalisiertes 'Experimentierfeld' strategischer NS-Rassenpolitik zu begreifen. Schließlich (3) sind das Lager und die Filmfragmente den Überlebenden oft genug ein Anlass, in ihren Berichten das komplizierte Verhältnis von Herkunft und Zukunft, von erlebter Geschichte und kollektiver Zugehörigkeit in unterschiedlicher Weise zu thematisieren.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, die Verunsicherungen, Widersprüche und Fragestellungen, die sich aus den Filmfragmenten und Zeitzeugenberichten durchaus in Zusammenschau und im Vergleich mit weiteren historischen Dokumenten ergeben, aufzugreifen und aus historischer, philosophischer und soziologischer Perspektive zu verhandeln.

Zur Tagungsseite hier.
Die Tagung wird veranstaltet von Kulturwissenschaftlichem Institut Essen in Kooperation mit Universität Koblenz-Landau, Campus Landau und Hebrew University Jerusalem, Israel.

Programm

Mittwoch 06. November 2019

12.00-12.30
Prof. Dr. Julika Griem (Kulturwissenschaftliches Institut Essen)
Einführung & Begrüßung
12.30-13.30
Prof. Dr. Hans-Georg Soeffner (Kulturwissenschaftliches Institut Essen)
Vernichtung als Kulturpolitik
13.30-14.20
Dr. Teresa Walch (Hebrew University Jerusalem)
Kampf um Raum: The Raumwirtschaft and Place-Making in the Theresienstadt Ghetto
14.50-15.40
Dr. Natascha Drubek (Editor in Chief - Apparatus)
Why Kurt Gerron? On the Choice of Theresienstadt’s “Spielleiter” in 1944
15.40-16.30
Dr. Ehrhardt Cremers (TU Dresden)
Zur Kritik der historiographischen Interpretations- und Rezeptionsgeschichte des 2. Theresienstadtfilms aus kulturhistorischer Perspektive
17.00-18.00
Dr. Daniel Palmieri (International Committee of Red Cross Geneva, Schweiz)
Immobile Images: Photographing Theresienstadt
18.30-19.30
Prof. Dr. Mosche Zimmermann (Hebrew University Jerusalem)
Theresienstadt - System in madness

Donnerstag 07. November 2019
11.00-11.50
Dr. Zvi Semel (Jerusalem Academy of Music & Dance)
Libera me, Domine, de morte æterna...: - Verdi's Requiem in Ghetto Theresienstadt
11.50-12.40
Dr. Hanan Harif (Hebrew University Jerusalem)
Moses Woskin-Nahartabi and Arabic in Theresienstadt.
14.00-14.50
Prof. Dr. Jürgen Raab (Universität Koblenz-Landau, Campus Landau)
Selbstenthüllung in Spiegelschrift. Hermeneutische Analysen der Wirklichkeit von Theresienstadt im nationalsozialistischen Propagandafilm
14.40-15.40
Dr. Harriet Scharnberg (MAGmove, Hamburg)
Der Theresienstadtfilm im Kontext der NS-Propaganda über die Ghettos
16.00-16.50
Dr. Sebastian Schönemann (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig)
Das Ghetto im Bildgedächtnis des Holocaust. Repräsentation und Rezeption
16.50-17.10
Lara Pellner (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) & Dr. Marija Stanisavljevic
(Universität Koblenz-Landau, Campus Landau)
Film und Erinnerung
17.10-18.00
Dr. Sara Yanovsky (Hebrew University Jerusalem)
"Theresienstädte”: History, Memory, and the Children of Theresienstadt
18.30-19.30
Prof. Dr. Gabriele Rosenthal (Universität Göttingen)
Erleben - Erinnern - Erzählen: Spuren von Traumatisierungen in biografischen Erzählungen

Kontakt

Marija Stanisavlevic

KWI Essen, Goethestraße 31 45128 Essen
06341/34409

stanisavljevic@uni-landau.de

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Englisch, Deutsch
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