Die Darmstädter Tage der Fotografie sind 2004 aus einer Initiative von Fotografen entstanden und werden ab 2019 vom Kunstforum der Technischen Universität Darmstadt organisiert. Inzwischen zählt das internationale Festival zu den wichtigsten deutschen Fotoereignissen. Es setzt relevante Themen und fördert den interdisziplinären Diskurs in der Fotografie.
Das nächste Festival findet im April 2020 in einem neu konzeptionierten Format statt. Die Laufzeit des Festivals wird zukünftig auf zehn Tage verlängert, das bewährte Konzept mit dem Fokus auf internationale Künstler und Institutionen weiterentwickelt. Das renommierte Format des Symposiums wird durch die öffentliche Ausschreibung erweitert und bietet somit vor allem Nachwuchswissenschaftlern*innen die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren.
Jahresthema 2020:
Skurrile Fluchten – Humor in der Fotografie
Humor und Fotografie haben mehr Gemeinsamkeiten als vordergründig ersichtlich ist.Beide durchleuchten bestehende Verhältnisse, überspitzen Ereignisse und verarbeiten Erfahrungen aus einem eigens ausgewählten Blickwinkel. Fotografie visualisiert mit präziser Pointierung, skurrilen Perspektiven, konzentrierten Momenten oder einer eigenwilligen Inszenierung die Welt, in der wir leben. Erst durch eine entrückte Betrachtungsweise gewinnen wir neue Einsichten. Humor schaut charmant auf Alltägliches, skizziert mit leicht verschobenen Blick das Gegenteil, spielt mit vordergründigen Assoziationen – und Hintergründiges blitzt auf. Humor oder Satire im Bild können komische Situationen, überraschende Wendungen und unerwartete Widersprüche sichtbar machen. Die distanzierte oder verschobene Betrachtungsweise vermittelt uns neue Perspektiven – und im Idealfall lässt sich aus den unerwarteten Erkenntnissen gesellschaftliches Handeln ableiten. Sie machen in jedem Fall den Ernst des Lebens erträglicher und hinterfragen unsere Einstellungen, Werte und Vorurteile. Das Jahresthema wird traditionell auch immer im Rahmen eines Symposiums diskutiert.
Ausschreibung zum Symposium
Humoristische Bilder gab es von Beginn der Fotografie an – Tiere in menschlichen Posen, Porträts von Grimassen schneidenden Menschen, skurrile Inszenierungen als Karikatur einer Persönlichkeit. Mit den sozialen Medien und digitalen Bildbearbeitungstechnologien erleben diese Bilder einen neuen Boom. Eine humorvolle Haltung des/der Fotografen*in ist oft Voraussetzung, um den entscheidenden Moment einzufangen. Dennoch waren humoristische Fotografien bisher kaum Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Witz und der Ironie im Bild ist gerade in Zeiten, in denen Satire zum Streitfall wird, angesagt. Das Symposium soll zum Jahresthema der Darmstädter Tage der Fotografie den Vorstoß unternehmen, das weite Feld der fotografischen Komik zu untersuchen.
Die Organisatoren laden hierfür Kunsthistorikerinnen und Fotowissenschaftlerinnen, Soziologeninnen und Psychologeninnen sowie alle, die sich in dem Gebiet der Humorforschung bewegen, ein, die Funktionsweise von Humor in der Fotografie zu diskutieren.
Willkommen sind interdisziplinäre Vorträge u.a. zu folgenden Fragestellungen:
- Wie funktioniert Humor in Bildern: Gibt es allgemeine ästhetische Strategien und Darstellungsweisen?
- Können klassische komiktheoretische Positionen aus Psychologie und Philosophie bei der Auseinandersetzung mit Fotos angewendet werden?
- Schwarzer Humor: Dürfen Bilder über Krieg, Gewalt und Terror humoristisch sein?
- Satirische Bilder im Netz: Wie werden mächtige Persönlichkeiten / Herrscher in den sozialen Medien satirisch in Szene gesetzt und Bilder hierfür retuschiert und manipuliert? Wie funktioniert dabei das Phänomen des Meme?
- Skurrile Inszenierungen als Gesellschaftskritik: Beispiele aus der Foto- und Kunstgeschichte unter ästhetischer und historischer Betrachtung
- Die Absurdität der Realität: Ästhetische Mechanismen im Bereich der dokumentarischen Fotografie
- Wer lacht über welches Bild: Kann man gesellschaftliche Trennlinien anhand der Reaktionen auf humoristische Bilder (z.B. in sozialen Medien) erkennen?
- Weiblicher vs. männlicher Humor: Lassen sich genderspezifische ästhetische Strategien (z.B. im Bereich der Werbung) erkennen
- Gesichtserkennung: Warum und wie programmiert man Kameras, damit sie lachende Menschen erkennen?
- Lustige Algorithmen: Wie können Suchmaschinen humorvolle Bilder erkennen und welche Algorithmen liegen dem zu Grunde?
Weitere Themenvorschläge sind willkommen.
Die Ausschreibung richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen (Doktorandeninnen, Postdoktorandeninnen und Habilitierende) sowie an Kuratoreninnen, Wissenschaftlerinnen, Fotografeninnen aus den Bereichen der Kunst- und Medienwissenschaft sowie Soziologie, Geschichte, Philosophie und angrenzenden Disziplinen.
Einsendeschluss: 30. November 2019
Bitte senden Sie schriftliche Vorschläge als Exposé mit max. 3.000 Zeichen in deutscher oder englischer Sprache zusammen mit einer Kurzbiografie als Word-Datei an symposium@dtdf.de
Das Exposé dient später auch als Grundlage für die Ankündigung des Vortrages im Programm der Darmstädter Tage der Fotografie.
Tagungssprachen sind deutsch und englisch. Vortragsdauer max. 30 Minuten mit anschließender Diskussion (ca. 15 Minuten). Die Vorträge werden aufgezeichnet und sollen anschließend in einer Publikation veröffentlicht werden.
Die Darmstädter Tage der Fotografie übernehmen Reise- und Hotelkosten (gemäß Reisekostenverordnung des Land Hessen, für maximal zwei Nächte). Eine Aufwandsentschädigung ist vorgesehen. Es ist eine Vorbesprechung mit den Referent*innen geplant.
Das Symposium findet am Samstag, 25. April 2020 von 10–18 Uhr in den Räumlichkeiten der Technischen Universität Darmstadt statt. Im Anschluss wird es ein Get-together und Dinner für alle Beteiligten geben.
Weitere Auskünfte: Sylvia Ballhause & Albrecht Haag, symposium@dtdf.de